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Wezel, Johann Carl: Belphegor, oder die wahrscheinlichste Geschichte unter der Sonne. Bd. 1. Leipzig, 1776.

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befreyen wollte, daß sie mich im Grunde haß-
te und meiner gern entübrigt wäre: genug,
sie kützelte ihn so lange, bis der Leichtgläubi-
ge sich übertäuben und zu dem Anschlage mei-
ner Vergiftung hinziehn ließ. Zum Glücke
behorchte ich sie, als sie den Entwurf zu der
schändlichsten That schmiedeten, ich erbrach
in der Wuth die Thüre und rennte mit blos-
sem Degen auf den Bösewicht los, der unter
dem ersten Stoße erlag: Akante entsprang.
Was konnte ich anders thun? Krieg gegen
Krieg! Mein Leben oder das Leben des An-
greifens! -- Sie stellte dir mein ganzes Ver-
halten vermuthlich in einem Lichte dar, das
den häßlichsten Verdacht der Treulosigkeit ge-
gen dich darauf werfen mußte? --

O mit den gehässigsten schwärzesten Far-
ben! --

Sie hintergieng dich, Freund! Meine Ab-
sicht war die redlichste: du mußtest von ihr
entfernt, oder wenn sie deine Verarmung ge-
wahr wurde, am Ende das traurigste Opfer
ihrer Rache werden. Jch mußte dich retten,
oder nicht dein Freund seyn -- ich mußte,
sollte ich auch gleich der Gefahr mich aus-

befreyen wollte, daß ſie mich im Grunde haß-
te und meiner gern entuͤbrigt waͤre: genug,
ſie kuͤtzelte ihn ſo lange, bis der Leichtglaͤubi-
ge ſich uͤbertaͤuben und zu dem Anſchlage mei-
ner Vergiftung hinziehn ließ. Zum Gluͤcke
behorchte ich ſie, als ſie den Entwurf zu der
ſchaͤndlichſten That ſchmiedeten, ich erbrach
in der Wuth die Thuͤre und rennte mit bloſ-
ſem Degen auf den Boͤſewicht los, der unter
dem erſten Stoße erlag: Akante entſprang.
Was konnte ich anders thun? Krieg gegen
Krieg! Mein Leben oder das Leben des An-
greifens! — Sie ſtellte dir mein ganzes Ver-
halten vermuthlich in einem Lichte dar, das
den haͤßlichſten Verdacht der Treuloſigkeit ge-
gen dich darauf werfen mußte? —

O mit den gehaͤſſigſten ſchwaͤrzeſten Far-
ben! —

Sie hintergieng dich, Freund! Meine Ab-
ſicht war die redlichſte: du mußteſt von ihr
entfernt, oder wenn ſie deine Verarmung ge-
wahr wurde, am Ende das traurigſte Opfer
ihrer Rache werden. Jch mußte dich retten,
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[154/0174] befreyen wollte, daß ſie mich im Grunde haß- te und meiner gern entuͤbrigt waͤre: genug, ſie kuͤtzelte ihn ſo lange, bis der Leichtglaͤubi- ge ſich uͤbertaͤuben und zu dem Anſchlage mei- ner Vergiftung hinziehn ließ. Zum Gluͤcke behorchte ich ſie, als ſie den Entwurf zu der ſchaͤndlichſten That ſchmiedeten, ich erbrach in der Wuth die Thuͤre und rennte mit bloſ- ſem Degen auf den Boͤſewicht los, der unter dem erſten Stoße erlag: Akante entſprang. Was konnte ich anders thun? Krieg gegen Krieg! Mein Leben oder das Leben des An- greifens! — Sie ſtellte dir mein ganzes Ver- halten vermuthlich in einem Lichte dar, das den haͤßlichſten Verdacht der Treuloſigkeit ge- gen dich darauf werfen mußte? — O mit den gehaͤſſigſten ſchwaͤrzeſten Far- ben! — Sie hintergieng dich, Freund! Meine Ab- ſicht war die redlichſte: du mußteſt von ihr entfernt, oder wenn ſie deine Verarmung ge- wahr wurde, am Ende das traurigſte Opfer ihrer Rache werden. Jch mußte dich retten, oder nicht dein Freund ſeyn — ich mußte, ſollte ich auch gleich der Gefahr mich aus-

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Zitationshilfe: Wezel, Johann Carl: Belphegor, oder die wahrscheinlichste Geschichte unter der Sonne. Bd. 1. Leipzig, 1776, S. 154. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wezel_belphegor01_1776/174>, abgerufen am 08.05.2024.