haber schon an der Seite hätte, so wäre mein Weg nicht einmal eine so weite Strecke mit ihr gegangen. Daß sie dich so empfindlich behandelte, das war gewiß eine Wirkung ih- res eignen rachsüchtigen Herzens, das das Häßlichste auf dem Erdboden ist. Dich hat sie mit Ribbenstößen verjagt, und mich woll- te sie gar vergiften.
Vergiften? rief Belphegor. Davon hat sie mir kein Wort gesagt; aber wohl, daß du deinen Nebenbuhler in ihren Armen durch- bohrtest. --
Sie wird keine Verrätherinn ihrer eignen Bosheit werden: aber ihre Vergiftung war eben die Ursache meines Mordes. Sie merk- te bald, daß mein Reichthum nur Großspre- cherey gewesen war; und weil ich zu gleicher Zeit meinen Nebenbuhler ausgekundschaftet hatte, so war mein Plan schon gemacht, mich unter einem anständigen Vorwande von ihr loszureißen. Weil sie wieder und zwar gut versorgt war, so befürchtete ich nichts von ihrer Rache: doch ich betrog mich. Sie ver- rieth mich an ihren Nebenbuhler, sie beredete ihn, daß ich mich durch den Tod von ihm
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haber ſchon an der Seite haͤtte, ſo waͤre mein Weg nicht einmal eine ſo weite Strecke mit ihr gegangen. Daß ſie dich ſo empfindlich behandelte, das war gewiß eine Wirkung ih- res eignen rachſuͤchtigen Herzens, das das Haͤßlichſte auf dem Erdboden iſt. Dich hat ſie mit Ribbenſtoͤßen verjagt, und mich woll- te ſie gar vergiften.
Vergiften? rief Belphegor. Davon hat ſie mir kein Wort geſagt; aber wohl, daß du deinen Nebenbuhler in ihren Armen durch- bohrteſt. —
Sie wird keine Verraͤtherinn ihrer eignen Bosheit werden: aber ihre Vergiftung war eben die Urſache meines Mordes. Sie merk- te bald, daß mein Reichthum nur Großſpre- cherey geweſen war; und weil ich zu gleicher Zeit meinen Nebenbuhler ausgekundſchaftet hatte, ſo war mein Plan ſchon gemacht, mich unter einem anſtaͤndigen Vorwande von ihr loszureißen. Weil ſie wieder und zwar gut verſorgt war, ſo befuͤrchtete ich nichts von ihrer Rache: doch ich betrog mich. Sie ver- rieth mich an ihren Nebenbuhler, ſie beredete ihn, daß ich mich durch den Tod von ihm
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haber ſchon an der Seite haͤtte, ſo waͤre mein
Weg nicht einmal eine ſo weite Strecke mit
ihr gegangen. Daß ſie dich ſo empfindlich
behandelte, das war gewiß eine Wirkung ih-
res eignen rachſuͤchtigen Herzens, das das
Haͤßlichſte auf dem Erdboden iſt. Dich hat
ſie mit Ribbenſtoͤßen verjagt, und mich woll-
te ſie gar vergiften.
Vergiften? rief Belphegor. Davon hat
ſie mir kein Wort geſagt; aber wohl, daß
du deinen Nebenbuhler in ihren Armen durch-
bohrteſt. —
Sie wird keine Verraͤtherinn ihrer eignen
Bosheit werden: aber ihre Vergiftung war
eben die Urſache meines Mordes. Sie merk-
te bald, daß mein Reichthum nur Großſpre-
cherey geweſen war; und weil ich zu gleicher
Zeit meinen Nebenbuhler ausgekundſchaftet
hatte, ſo war mein Plan ſchon gemacht, mich
unter einem anſtaͤndigen Vorwande von ihr
loszureißen. Weil ſie wieder und zwar gut
verſorgt war, ſo befuͤrchtete ich nichts von
ihrer Rache: doch ich betrog mich. Sie ver-
rieth mich an ihren Nebenbuhler, ſie beredete
ihn, daß ich mich durch den Tod von ihm
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Wezel, Johann Carl: Belphegor, oder die wahrscheinlichste Geschichte unter der Sonne. Bd. 1. Leipzig, 1776, S. 153. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wezel_belphegor01_1776/173>, abgerufen am 26.11.2024.
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