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Werner, Reinhold von: Erinnerungen und Bilder aus dem Seeleben. Berlin, 1880.

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Nach Westindien und dem Mittelmeer
bearbeitet dort auch den Traubensaft in der verschiedensten Weise,
aber was man ihm zusetzt, darf nur vom Weinstock selbst
stammen -- das ist der große Unterschied zwischen Weinfabriken
in Spanien und in manchen Orten Deutschlands.

Von Tarragona ging es nach Valencia, wo wir am 21.
Juli Morgens eintrafen. Zwei Tage vorher hatte sich die Pro-
vinz als unabhängiger Canton erklärt; Gouverneur und Militär
hatten die Stadt verlassen, aber die Ruhe noch nicht weiter ge-
stört worden. Auch meinte unser Consul, in den nächsten Tagen
würden Stiergefechte stattfinden und ein solches Schauspiel
nehme jeden Spanier so gefangen, daß bis dahin und während
desselben alle politischen Verhältnisse vollständig in den Hinter-
grund träten. Er selbst, der einzige Deutsche am Orte, fürchte
nichts für seine Person, und so beabsichtigten wir, nur einige
Tage zu bleiben, als Mittags der englische Consul und der
Commandant des in Valencia liegenden englischen Avisos "Hart"
bei uns an Bord erschienen.

Sie theilten mir ein Telegramm des englischen Consuls
aus Alicante mit, wonach dieser auf das dringendste um so-
fortige Entsendung des "Hart" ersuchte. Der Canton Murcia,
an dessen Spitze sich der General Contreras gestellt, hatte aus
seiner Hauptstadt Cartagena, dem vornehmsten Kriegshafen
Spaniens, am Tage zuvor die Panzerfregatte "Victoria" unter
rother Flagge nach Alicante entsandt, zunächst den Anschluß der
Stadt an Murcia verlangt und nach Verweigerung dieses An-
sinnens Geld und Waffen gefordert.

Aber auch dies war abgelehnt worden und infolge dessen
hatte der Commandant mit einem Bombardement gedroht. Dieser
Commandant war kein wirklicher Marineofficier, sondern der
Kapitän eines Handelsschiffes. Als in Cartagena die Be-
satzungen der Kriegsschiffe gemeutert und sich für Contreras er-
klärt hatten, waren sämmtliche Marineofficiere der rechtmäßigen
Regierung treu geblieben und nach Madrid gegangen, ebenso

R. Werner, Erinnerungen. 25

Nach Weſtindien und dem Mittelmeer
bearbeitet dort auch den Traubenſaft in der verſchiedenſten Weiſe,
aber was man ihm zuſetzt, darf nur vom Weinſtock ſelbſt
ſtammen — das iſt der große Unterſchied zwiſchen Weinfabriken
in Spanien und in manchen Orten Deutſchlands.

Von Tarragona ging es nach Valencia, wo wir am 21.
Juli Morgens eintrafen. Zwei Tage vorher hatte ſich die Pro-
vinz als unabhängiger Canton erklärt; Gouverneur und Militär
hatten die Stadt verlaſſen, aber die Ruhe noch nicht weiter ge-
ſtört worden. Auch meinte unſer Conſul, in den nächſten Tagen
würden Stiergefechte ſtattfinden und ein ſolches Schauſpiel
nehme jeden Spanier ſo gefangen, daß bis dahin und während
deſſelben alle politiſchen Verhältniſſe vollſtändig in den Hinter-
grund träten. Er ſelbſt, der einzige Deutſche am Orte, fürchte
nichts für ſeine Perſon, und ſo beabſichtigten wir, nur einige
Tage zu bleiben, als Mittags der engliſche Conſul und der
Commandant des in Valencia liegenden engliſchen Aviſos „Hart“
bei uns an Bord erſchienen.

Sie theilten mir ein Telegramm des engliſchen Conſuls
aus Alicante mit, wonach dieſer auf das dringendſte um ſo-
fortige Entſendung des „Hart“ erſuchte. Der Canton Murcia,
an deſſen Spitze ſich der General Contreras geſtellt, hatte aus
ſeiner Hauptſtadt Cartagena, dem vornehmſten Kriegshafen
Spaniens, am Tage zuvor die Panzerfregatte „Victoria“ unter
rother Flagge nach Alicante entſandt, zunächſt den Anſchluß der
Stadt an Murcia verlangt und nach Verweigerung dieſes An-
ſinnens Geld und Waffen gefordert.

Aber auch dies war abgelehnt worden und infolge deſſen
hatte der Commandant mit einem Bombardement gedroht. Dieſer
Commandant war kein wirklicher Marineofficier, ſondern der
Kapitän eines Handelsſchiffes. Als in Cartagena die Be-
ſatzungen der Kriegsſchiffe gemeutert und ſich für Contreras er-
klärt hatten, waren ſämmtliche Marineofficiere der rechtmäßigen
Regierung treu geblieben und nach Madrid gegangen, ebenſo

R. Werner, Erinnerungen. 25
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[385/0397] Nach Weſtindien und dem Mittelmeer bearbeitet dort auch den Traubenſaft in der verſchiedenſten Weiſe, aber was man ihm zuſetzt, darf nur vom Weinſtock ſelbſt ſtammen — das iſt der große Unterſchied zwiſchen Weinfabriken in Spanien und in manchen Orten Deutſchlands. Von Tarragona ging es nach Valencia, wo wir am 21. Juli Morgens eintrafen. Zwei Tage vorher hatte ſich die Pro- vinz als unabhängiger Canton erklärt; Gouverneur und Militär hatten die Stadt verlaſſen, aber die Ruhe noch nicht weiter ge- ſtört worden. Auch meinte unſer Conſul, in den nächſten Tagen würden Stiergefechte ſtattfinden und ein ſolches Schauſpiel nehme jeden Spanier ſo gefangen, daß bis dahin und während deſſelben alle politiſchen Verhältniſſe vollſtändig in den Hinter- grund träten. Er ſelbſt, der einzige Deutſche am Orte, fürchte nichts für ſeine Perſon, und ſo beabſichtigten wir, nur einige Tage zu bleiben, als Mittags der engliſche Conſul und der Commandant des in Valencia liegenden engliſchen Aviſos „Hart“ bei uns an Bord erſchienen. Sie theilten mir ein Telegramm des engliſchen Conſuls aus Alicante mit, wonach dieſer auf das dringendſte um ſo- fortige Entſendung des „Hart“ erſuchte. Der Canton Murcia, an deſſen Spitze ſich der General Contreras geſtellt, hatte aus ſeiner Hauptſtadt Cartagena, dem vornehmſten Kriegshafen Spaniens, am Tage zuvor die Panzerfregatte „Victoria“ unter rother Flagge nach Alicante entſandt, zunächſt den Anſchluß der Stadt an Murcia verlangt und nach Verweigerung dieſes An- ſinnens Geld und Waffen gefordert. Aber auch dies war abgelehnt worden und infolge deſſen hatte der Commandant mit einem Bombardement gedroht. Dieſer Commandant war kein wirklicher Marineofficier, ſondern der Kapitän eines Handelsſchiffes. Als in Cartagena die Be- ſatzungen der Kriegsſchiffe gemeutert und ſich für Contreras er- klärt hatten, waren ſämmtliche Marineofficiere der rechtmäßigen Regierung treu geblieben und nach Madrid gegangen, ebenſo R. Werner, Erinnerungen. 25

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Zitationshilfe: Werner, Reinhold von: Erinnerungen und Bilder aus dem Seeleben. Berlin, 1880, S. 385. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/werner_seeleben_1880/397>, abgerufen am 23.11.2024.