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Werner, Reinhold von: Erinnerungen und Bilder aus dem Seeleben. Berlin, 1880.

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Werner
Knall. Aus einer dunklen Rauchwolke züngelte eine gewaltige
Feuergarbe zum Firmament empor, Tausende von Granaten,
Raketen und andern Munitionskörpern durchsausten die Luft und
zogen wie Meteore glühende Streifen durch die Nacht --
"Christian VIII." war in die Luft geflogen. Das Feuer hatte die
Pulverkammer erreicht und die furchtbare Katastrophe herbei-
geführt. Zweihundert Mann der Besatzung, welche noch nicht
hatten abgeholt werden können, verloren durch die Explosion ihr
Leben. Doch auch mit diesem schweren Opfer war der Kriegs-
gott noch nicht zufrieden gewesen -- Preußer, der mit seinen
Kanonieren bereits Hunderte von Gefangenen an's Land gebracht,
war eben im Begriff, wieder mit einer Anzahl derselben von
dem brennenden Schiffe abzustoßen, als ihn der Tod ereilte.
Mit den Trümmern der Boote sanken er und seine Leute zer-
schmettert in die Tiefe.

Die Explosion war eine so gewaltige gewesen, daß man
sogar in der Stadt Schleswig den Luftdruck deutlich fühlte.
Am nächsten Tage fand man Schiffstheile, Waffen und andere
Gegenstände, die bis zu unglaublichen Entfernungen westwärts von
der Stadt geflogen waren.

Die Neugierigen, welche aus der Umgebung Nachts und
früh Morgens am 6. April nach Eckernförde kamen, fanden die
Stadt wie ausgestorben. Die Abspannung der Bevölkerung war
nach den ungemeinen Aufregungen der letzten 48 Stunden eine
so große, daß Alles sich todtmüde zur Ruhe begeben hatte und
unbesorgt um die dänischen Kriegsgefangenen im tiefsten Schlum-
mer lag. Den Letzteren wäre es ein Leichtes gewesen, die
beiden schlaftrunkenen Posten, von denen sie allein bewacht wur-
den, zu überwältigen und unbehelligt durch die Stadt nach Nor-
den zu marschiren.

Die "Gefion", deren Batterie ein grauenvolles Bild der
Zerstörung bot und in dem sich Leiche auf Leiche thürmte, wurde
zunächst von Officieren und Mannschaften der im Kieler Hafen

Werner
Knall. Aus einer dunklen Rauchwolke züngelte eine gewaltige
Feuergarbe zum Firmament empor, Tauſende von Granaten,
Raketen und andern Munitionskörpern durchſauſten die Luft und
zogen wie Meteore glühende Streifen durch die Nacht —
„Chriſtian VIII.“ war in die Luft geflogen. Das Feuer hatte die
Pulverkammer erreicht und die furchtbare Kataſtrophe herbei-
geführt. Zweihundert Mann der Beſatzung, welche noch nicht
hatten abgeholt werden können, verloren durch die Exploſion ihr
Leben. Doch auch mit dieſem ſchweren Opfer war der Kriegs-
gott noch nicht zufrieden geweſen — Preußer, der mit ſeinen
Kanonieren bereits Hunderte von Gefangenen an’s Land gebracht,
war eben im Begriff, wieder mit einer Anzahl derſelben von
dem brennenden Schiffe abzuſtoßen, als ihn der Tod ereilte.
Mit den Trümmern der Boote ſanken er und ſeine Leute zer-
ſchmettert in die Tiefe.

Die Exploſion war eine ſo gewaltige geweſen, daß man
ſogar in der Stadt Schleswig den Luftdruck deutlich fühlte.
Am nächſten Tage fand man Schiffstheile, Waffen und andere
Gegenſtände, die bis zu unglaublichen Entfernungen weſtwärts von
der Stadt geflogen waren.

Die Neugierigen, welche aus der Umgebung Nachts und
früh Morgens am 6. April nach Eckernförde kamen, fanden die
Stadt wie ausgeſtorben. Die Abſpannung der Bevölkerung war
nach den ungemeinen Aufregungen der letzten 48 Stunden eine
ſo große, daß Alles ſich todtmüde zur Ruhe begeben hatte und
unbeſorgt um die däniſchen Kriegsgefangenen im tiefſten Schlum-
mer lag. Den Letzteren wäre es ein Leichtes geweſen, die
beiden ſchlaftrunkenen Poſten, von denen ſie allein bewacht wur-
den, zu überwältigen und unbehelligt durch die Stadt nach Nor-
den zu marſchiren.

Die „Gefion“, deren Batterie ein grauenvolles Bild der
Zerſtörung bot und in dem ſich Leiche auf Leiche thürmte, wurde
zunächſt von Officieren und Mannſchaften der im Kieler Hafen

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[186/0198] Werner Knall. Aus einer dunklen Rauchwolke züngelte eine gewaltige Feuergarbe zum Firmament empor, Tauſende von Granaten, Raketen und andern Munitionskörpern durchſauſten die Luft und zogen wie Meteore glühende Streifen durch die Nacht — „Chriſtian VIII.“ war in die Luft geflogen. Das Feuer hatte die Pulverkammer erreicht und die furchtbare Kataſtrophe herbei- geführt. Zweihundert Mann der Beſatzung, welche noch nicht hatten abgeholt werden können, verloren durch die Exploſion ihr Leben. Doch auch mit dieſem ſchweren Opfer war der Kriegs- gott noch nicht zufrieden geweſen — Preußer, der mit ſeinen Kanonieren bereits Hunderte von Gefangenen an’s Land gebracht, war eben im Begriff, wieder mit einer Anzahl derſelben von dem brennenden Schiffe abzuſtoßen, als ihn der Tod ereilte. Mit den Trümmern der Boote ſanken er und ſeine Leute zer- ſchmettert in die Tiefe. Die Exploſion war eine ſo gewaltige geweſen, daß man ſogar in der Stadt Schleswig den Luftdruck deutlich fühlte. Am nächſten Tage fand man Schiffstheile, Waffen und andere Gegenſtände, die bis zu unglaublichen Entfernungen weſtwärts von der Stadt geflogen waren. Die Neugierigen, welche aus der Umgebung Nachts und früh Morgens am 6. April nach Eckernförde kamen, fanden die Stadt wie ausgeſtorben. Die Abſpannung der Bevölkerung war nach den ungemeinen Aufregungen der letzten 48 Stunden eine ſo große, daß Alles ſich todtmüde zur Ruhe begeben hatte und unbeſorgt um die däniſchen Kriegsgefangenen im tiefſten Schlum- mer lag. Den Letzteren wäre es ein Leichtes geweſen, die beiden ſchlaftrunkenen Poſten, von denen ſie allein bewacht wur- den, zu überwältigen und unbehelligt durch die Stadt nach Nor- den zu marſchiren. Die „Gefion“, deren Batterie ein grauenvolles Bild der Zerſtörung bot und in dem ſich Leiche auf Leiche thürmte, wurde zunächſt von Officieren und Mannſchaften der im Kieler Hafen

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Zitationshilfe: Werner, Reinhold von: Erinnerungen und Bilder aus dem Seeleben. Berlin, 1880, S. 186. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/werner_seeleben_1880/198>, abgerufen am 24.11.2024.