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Werner, Reinhold von: Erinnerungen und Bilder aus dem Seeleben. Berlin, 1880.

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Die deutsche Marine 1848--1852
stationirten Schleswig-Holsteinischen Flotille besetzt. Sie hatte
weit mehr als "Christian VIII." gelitten und über 80 Todte,
während ersterer bis zur Explosion nur einige 60 zählte. Auf
beiden Schiffen befanden sich außerdem noch nahe an 100 Ver-
wundete und über 900 Mann wurden zu Gefangenen gemacht.
Der deutsche Verlust war dagegen verschwindend zu nennen; er belief
sich nur auf 4 Todte und 17 Verwundete, und seine Geringfügigkeit
ist fast unbegreiflich zu nennen, wenn man bedenkt, daß die Be-
satzungen der beiden deutschen Schanzen fast acht Stunden lang
dem mörderischen Feuer von 132 schweren Geschützen auf wenige
Hundert Schritte Entfernung ausgesetzt waren.

In ganz Deutschland rief der Tag von Eckernförde eine enthu-
siastische Freude hervor und nicht am wenigsten auf der deutschen
Marine. War der Verlust seiner beiden schönsten und kriegstüchtig-
sten Schiffe für Dänemark ein Schlag, den es nicht so bald ver-
winden konnte und der seine Seemächtigkeit Deutschland gegen-
über wenigstens auf längere Zeit hinaus wesentlich schwächte,
so durfte der uns daraus erwachsende Gewinn sowol in materiel-
ler wie moralischer Beziehung nicht hoch genug veranschlagt werden.

Durch die glorreiche Action wurde das fast erkaltete
Interesse für die deutsche Marine in der Bevölkerung wieder
lebhaft angeregt und dadurch ein Druck auf die Regierun-
gen ausgeübt. Ein großer Theil derselben hatte, unter dem
Einflusse der herrschenden reactionären Strömung, mit scheelem
Auge auf die nach ihrer Ansicht revolutionäre Schöpfung geblickt,
und sich aus diesen wie aus andern Gründen der Verpflich-
tung zur Beitragsleistung entzogen. Ende März war es bereits so
weit gekommen, daß der fällige Sold für die Marinemannschaften
nicht mehr ausgezahlt werden konnte. Infolge dessen gaben
sich auf verschiedenen Schiffen Zeichen der Indisciplin kund, und
nur mit großer Mühe gelang es den Officieren, die Leute zu
beschwichtigen und zu ihrer Pflicht zurückzuführen.

Jetzt nach dem glänzenden Siege, den die ganze Nation

Die deutſche Marine 1848—1852
ſtationirten Schleswig-Holſteiniſchen Flotille beſetzt. Sie hatte
weit mehr als „Chriſtian VIII.“ gelitten und über 80 Todte,
während erſterer bis zur Exploſion nur einige 60 zählte. Auf
beiden Schiffen befanden ſich außerdem noch nahe an 100 Ver-
wundete und über 900 Mann wurden zu Gefangenen gemacht.
Der deutſche Verluſt war dagegen verſchwindend zu nennen; er belief
ſich nur auf 4 Todte und 17 Verwundete, und ſeine Geringfügigkeit
iſt faſt unbegreiflich zu nennen, wenn man bedenkt, daß die Be-
ſatzungen der beiden deutſchen Schanzen faſt acht Stunden lang
dem mörderiſchen Feuer von 132 ſchweren Geſchützen auf wenige
Hundert Schritte Entfernung ausgeſetzt waren.

In ganz Deutſchland rief der Tag von Eckernförde eine enthu-
ſiaſtiſche Freude hervor und nicht am wenigſten auf der deutſchen
Marine. War der Verluſt ſeiner beiden ſchönſten und kriegstüchtig-
ſten Schiffe für Dänemark ein Schlag, den es nicht ſo bald ver-
winden konnte und der ſeine Seemächtigkeit Deutſchland gegen-
über wenigſtens auf längere Zeit hinaus weſentlich ſchwächte,
ſo durfte der uns daraus erwachſende Gewinn ſowol in materiel-
ler wie moraliſcher Beziehung nicht hoch genug veranſchlagt werden.

Durch die glorreiche Action wurde das faſt erkaltete
Intereſſe für die deutſche Marine in der Bevölkerung wieder
lebhaft angeregt und dadurch ein Druck auf die Regierun-
gen ausgeübt. Ein großer Theil derſelben hatte, unter dem
Einfluſſe der herrſchenden reactionären Strömung, mit ſcheelem
Auge auf die nach ihrer Anſicht revolutionäre Schöpfung geblickt,
und ſich aus dieſen wie aus andern Gründen der Verpflich-
tung zur Beitragsleiſtung entzogen. Ende März war es bereits ſo
weit gekommen, daß der fällige Sold für die Marinemannſchaften
nicht mehr ausgezahlt werden konnte. Infolge deſſen gaben
ſich auf verſchiedenen Schiffen Zeichen der Indisciplin kund, und
nur mit großer Mühe gelang es den Officieren, die Leute zu
beſchwichtigen und zu ihrer Pflicht zurückzuführen.

Jetzt nach dem glänzenden Siege, den die ganze Nation

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[187/0199] Die deutſche Marine 1848—1852 ſtationirten Schleswig-Holſteiniſchen Flotille beſetzt. Sie hatte weit mehr als „Chriſtian VIII.“ gelitten und über 80 Todte, während erſterer bis zur Exploſion nur einige 60 zählte. Auf beiden Schiffen befanden ſich außerdem noch nahe an 100 Ver- wundete und über 900 Mann wurden zu Gefangenen gemacht. Der deutſche Verluſt war dagegen verſchwindend zu nennen; er belief ſich nur auf 4 Todte und 17 Verwundete, und ſeine Geringfügigkeit iſt faſt unbegreiflich zu nennen, wenn man bedenkt, daß die Be- ſatzungen der beiden deutſchen Schanzen faſt acht Stunden lang dem mörderiſchen Feuer von 132 ſchweren Geſchützen auf wenige Hundert Schritte Entfernung ausgeſetzt waren. In ganz Deutſchland rief der Tag von Eckernförde eine enthu- ſiaſtiſche Freude hervor und nicht am wenigſten auf der deutſchen Marine. War der Verluſt ſeiner beiden ſchönſten und kriegstüchtig- ſten Schiffe für Dänemark ein Schlag, den es nicht ſo bald ver- winden konnte und der ſeine Seemächtigkeit Deutſchland gegen- über wenigſtens auf längere Zeit hinaus weſentlich ſchwächte, ſo durfte der uns daraus erwachſende Gewinn ſowol in materiel- ler wie moraliſcher Beziehung nicht hoch genug veranſchlagt werden. Durch die glorreiche Action wurde das faſt erkaltete Intereſſe für die deutſche Marine in der Bevölkerung wieder lebhaft angeregt und dadurch ein Druck auf die Regierun- gen ausgeübt. Ein großer Theil derſelben hatte, unter dem Einfluſſe der herrſchenden reactionären Strömung, mit ſcheelem Auge auf die nach ihrer Anſicht revolutionäre Schöpfung geblickt, und ſich aus dieſen wie aus andern Gründen der Verpflich- tung zur Beitragsleiſtung entzogen. Ende März war es bereits ſo weit gekommen, daß der fällige Sold für die Marinemannſchaften nicht mehr ausgezahlt werden konnte. Infolge deſſen gaben ſich auf verſchiedenen Schiffen Zeichen der Indisciplin kund, und nur mit großer Mühe gelang es den Officieren, die Leute zu beſchwichtigen und zu ihrer Pflicht zurückzuführen. Jetzt nach dem glänzenden Siege, den die ganze Nation

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Zitationshilfe: Werner, Reinhold von: Erinnerungen und Bilder aus dem Seeleben. Berlin, 1880, S. 187. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/werner_seeleben_1880/199>, abgerufen am 24.11.2024.