belgischen Seeofficieren, welche als Lieutenants zur See I. Classe (Hauptmannsrang) in den Reichsdienst traten. Ein glücklicher Zufall wollte, daß Belgien grade zu jener Zeit seine Marine als nutzlos und zu kostspielig für ein so kleines Land aufgab, seine Seeofficiere pensionirte und diese als Privatleute nun ohne weitere Schwierigkeiten in fremde Dienste treten konnten. Die Unsicherheit der deutschen Verhältnisse war für sie von keiner weiteren Bedeutung. Hatte die deutsche Marine keine Zukunft, so gingen sie einfach nach Belgien zurück, um ihre Pension weiter zu beziehen und sie setzten deshalb nichts auf das Spiel.
Mit der Ankunft der Belgier, die außerdem den Vorzug hatten, deutsch zu verstehen und deutsches Commando führen zu können, erhielt Brommy eine wesentliche Unterstützung für alle Commando-Angelegenheiten, während sich auch für die Verwal- tung der Seezeugmeisterei allmälig tüchtiges Personal fand. Namentlich war es der später an die Spitze dieser Behörde be- rufene damalige Oberlieutenant Weber, ein Darmstädter, und wie Brommy bisher in griechischen Diensten, der es verstand sich in überraschend kurzer Zeit in die ihm übertragene neue Stellung hinein zu arbeiten und die Seezeugmeisterei auf eine Stufe der Vollkommenheit zu bringen, die wenig zu wünschen übrig ließ.
So kam denn bald alles in das richtige Gleis und bei dem im Allgemeinen herrschenden guten Geiste und dem festen Willen, die Sache vorwärts zu bringen, wurde in kurzer Zeit ganz Außerordentliches geleistet und sehr bald eine Ordnung in allen Angelegenheiten geschaffen, die wirklich musterhaft genannt werden konnte.
Schwierigkeiten gab es ja trotzdem noch genug zu über- winden und eine der schlimmsten war die Mannschaftsfrage. Dieselbe war in keiner Weise geregelt und wie bereits weiter oben erwähnt, fehlte es an allen einschlägigen Gesetzen. Statt der erwarteten festen Gestaltung der Reichsverhältnisse, welche
Werner
belgiſchen Seeofficieren, welche als Lieutenants zur See I. Claſſe (Hauptmannsrang) in den Reichsdienſt traten. Ein glücklicher Zufall wollte, daß Belgien grade zu jener Zeit ſeine Marine als nutzlos und zu koſtſpielig für ein ſo kleines Land aufgab, ſeine Seeofficiere penſionirte und dieſe als Privatleute nun ohne weitere Schwierigkeiten in fremde Dienſte treten konnten. Die Unſicherheit der deutſchen Verhältniſſe war für ſie von keiner weiteren Bedeutung. Hatte die deutſche Marine keine Zukunft, ſo gingen ſie einfach nach Belgien zurück, um ihre Penſion weiter zu beziehen und ſie ſetzten deshalb nichts auf das Spiel.
Mit der Ankunft der Belgier, die außerdem den Vorzug hatten, deutſch zu verſtehen und deutſches Commando führen zu können, erhielt Brommy eine weſentliche Unterſtützung für alle Commando-Angelegenheiten, während ſich auch für die Verwal- tung der Seezeugmeiſterei allmälig tüchtiges Perſonal fand. Namentlich war es der ſpäter an die Spitze dieſer Behörde be- rufene damalige Oberlieutenant Weber, ein Darmſtädter, und wie Brommy bisher in griechiſchen Dienſten, der es verſtand ſich in überraſchend kurzer Zeit in die ihm übertragene neue Stellung hinein zu arbeiten und die Seezeugmeiſterei auf eine Stufe der Vollkommenheit zu bringen, die wenig zu wünſchen übrig ließ.
So kam denn bald alles in das richtige Gleis und bei dem im Allgemeinen herrſchenden guten Geiſte und dem feſten Willen, die Sache vorwärts zu bringen, wurde in kurzer Zeit ganz Außerordentliches geleiſtet und ſehr bald eine Ordnung in allen Angelegenheiten geſchaffen, die wirklich muſterhaft genannt werden konnte.
Schwierigkeiten gab es ja trotzdem noch genug zu über- winden und eine der ſchlimmſten war die Mannſchaftsfrage. Dieſelbe war in keiner Weiſe geregelt und wie bereits weiter oben erwähnt, fehlte es an allen einſchlägigen Geſetzen. Statt der erwarteten feſten Geſtaltung der Reichsverhältniſſe, welche
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Werner
belgiſchen Seeofficieren, welche als Lieutenants zur See I. Claſſe
(Hauptmannsrang) in den Reichsdienſt traten. Ein glücklicher
Zufall wollte, daß Belgien grade zu jener Zeit ſeine Marine
als nutzlos und zu koſtſpielig für ein ſo kleines Land aufgab,
ſeine Seeofficiere penſionirte und dieſe als Privatleute nun ohne
weitere Schwierigkeiten in fremde Dienſte treten konnten. Die
Unſicherheit der deutſchen Verhältniſſe war für ſie von keiner
weiteren Bedeutung. Hatte die deutſche Marine keine Zukunft,
ſo gingen ſie einfach nach Belgien zurück, um ihre Penſion
weiter zu beziehen und ſie ſetzten deshalb nichts auf das Spiel.
Mit der Ankunft der Belgier, die außerdem den Vorzug
hatten, deutſch zu verſtehen und deutſches Commando führen zu
können, erhielt Brommy eine weſentliche Unterſtützung für alle
Commando-Angelegenheiten, während ſich auch für die Verwal-
tung der Seezeugmeiſterei allmälig tüchtiges Perſonal fand.
Namentlich war es der ſpäter an die Spitze dieſer Behörde be-
rufene damalige Oberlieutenant Weber, ein Darmſtädter, und
wie Brommy bisher in griechiſchen Dienſten, der es verſtand
ſich in überraſchend kurzer Zeit in die ihm übertragene neue
Stellung hinein zu arbeiten und die Seezeugmeiſterei auf eine
Stufe der Vollkommenheit zu bringen, die wenig zu wünſchen
übrig ließ.
So kam denn bald alles in das richtige Gleis und bei
dem im Allgemeinen herrſchenden guten Geiſte und dem feſten
Willen, die Sache vorwärts zu bringen, wurde in kurzer Zeit
ganz Außerordentliches geleiſtet und ſehr bald eine Ordnung in
allen Angelegenheiten geſchaffen, die wirklich muſterhaft genannt
werden konnte.
Schwierigkeiten gab es ja trotzdem noch genug zu über-
winden und eine der ſchlimmſten war die Mannſchaftsfrage.
Dieſelbe war in keiner Weiſe geregelt und wie bereits weiter
oben erwähnt, fehlte es an allen einſchlägigen Geſetzen. Statt
der erwarteten feſten Geſtaltung der Reichsverhältniſſe, welche
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Werner, Reinhold von: Erinnerungen und Bilder aus dem Seeleben. Berlin, 1880, S. 168. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/werner_seeleben_1880/180>, abgerufen am 28.07.2024.
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