Weiße, Christian Felix: Lieder für Kinder. Leipzig, 1767.Die Freundschaft. Der Freund, der mir den Spiegel zeiget, Den kleinsten Flecken nicht ver- schweiget, Mich freundlich warnt, mich ernstlich schilt, Wenn ich nicht meine Pflicht erfüllt: Das ist ein Freund, So wenig er es scheint! Doch der, der mich stets schmeichelnd preiset, Mir alles lobt, nie was verweiset; Zu Fehlern mir die Hände beut, Und mir vergiebt, eh ich bereut: Das ist ein Feind, So freundlich er auch scheint! An B 4
Die Freundſchaft. Der Freund, der mir den Spiegel zeiget, Den kleinſten Flecken nicht ver- ſchweiget, Mich freundlich warnt, mich ernſtlich ſchilt, Wenn ich nicht meine Pflicht erfuͤllt: Das iſt ein Freund, So wenig er es ſcheint! Doch der, der mich ſtets ſchmeichelnd preiſet, Mir alles lobt, nie was verweiſet; Zu Fehlern mir die Haͤnde beut, Und mir vergiebt, eh ich bereut: Das iſt ein Feind, So freundlich er auch ſcheint! An B 4
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Die Freundſchaft.
Der Freund, der mir den Spiegel zeiget,
Den kleinſten Flecken nicht ver-
ſchweiget,
Mich freundlich warnt, mich ernſtlich
ſchilt,
Wenn ich nicht meine Pflicht erfuͤllt:
Das iſt ein Freund,
So wenig er es ſcheint!
Doch der, der mich ſtets ſchmeichelnd
preiſet,
Mir alles lobt, nie was verweiſet;
Zu Fehlern mir die Haͤnde beut,
Und mir vergiebt, eh ich bereut:
Das iſt ein Feind,
So freundlich er auch ſcheint!
An
B 4
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Zitationshilfe: | Weiße, Christian Felix: Lieder für Kinder. Leipzig, 1767, S. 23. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weisse_lieder_1767/33>, abgerufen am 16.07.2024. |