nanten" bestimmen, was weiter aus dieser Zelle und aus allen ihren Nachkommen werden soll. Mit der Zusammensetzung des Id's sind die weiteren Veränderungen desselben gegeben, die im Laufe der Zelltheilungen eintreten, die Art und Weise der Zerlegung der Determinanten in die Ide der Tochterzellen aller folgenden Generationen.
So können wir es bis zu einem gewissen Grade wenigstens begreifen, wie es möglich ist, dass aus einem Haufen scheinbar gleicher Zellen allmälig ein so complicirtes und in seiner Com- plicirtheit so genau vorgeschriebenes Organ wie ein Arm ent- stehen kann. Nicht das Aufeinanderwirken der allmälig sich diffe- renzirenden Zellen ist es, was in erster Linie die Harmonie des Ganzen bewirkt, sondern die durch das Idioplasma jeder einzelnen Zelle nach Art und Rhythmus vorgeschriebene Vermehrung und Veränderung. Der Muskel bildet sich gerade an dieser Stelle und an keiner andern, weil eine bestimmte Zelle jener scheinbar gleichen Mesoderm-Zellen der ersten Anlage des Armes die De- minanten enthielt, welche eine grössere Zahl von Nachkommen jener Zelle zu Muskelzellen stempeln mussten, und das Id jener ersten Zelle bedingte einen Rhythmus der Zellvermehrung, der mit Nothwendigkeit diejenigen Nachkommen derselben, welche die Muskel-Determinanten enthielten mechanisch gerade nach der Stelle hindrängten, welche dem betreffenden Muskel in dem Bau des Armes angewiesen ist.
Es soll damit natürlich nicht gesagt werden, dass äussere Einflüsse gänzlich bedeutungslos wären für die Ontogenese, wohl aber, dass dieselben nur eine sekundäre Rolle spielen. Gewiss wird der Arm krumm wachsen, wenn ein entsprechender Druck von aussen auf ihn ausgeübt wird. Die wachsenden Zellen stellen nicht sofort ihre Thätigkeit ein, falls sie nicht die normalen äusseren Einflüsse erfahren, sie können sich accomodiren, und gerade die Regeneration gebrochner Knochen,
nanten“ bestimmen, was weiter aus dieser Zelle und aus allen ihren Nachkommen werden soll. Mit der Zusammensetzung des Id’s sind die weiteren Veränderungen desselben gegeben, die im Laufe der Zelltheilungen eintreten, die Art und Weise der Zerlegung der Determinanten in die Ide der Tochterzellen aller folgenden Generationen.
So können wir es bis zu einem gewissen Grade wenigstens begreifen, wie es möglich ist, dass aus einem Haufen scheinbar gleicher Zellen allmälig ein so complicirtes und in seiner Com- plicirtheit so genau vorgeschriebenes Organ wie ein Arm ent- stehen kann. Nicht das Aufeinanderwirken der allmälig sich diffe- renzirenden Zellen ist es, was in erster Linie die Harmonie des Ganzen bewirkt, sondern die durch das Idioplasma jeder einzelnen Zelle nach Art und Rhythmus vorgeschriebene Vermehrung und Veränderung. Der Muskel bildet sich gerade an dieser Stelle und an keiner andern, weil eine bestimmte Zelle jener scheinbar gleichen Mesoderm-Zellen der ersten Anlage des Armes die De- minanten enthielt, welche eine grössere Zahl von Nachkommen jener Zelle zu Muskelzellen stempeln mussten, und das Id jener ersten Zelle bedingte einen Rhythmus der Zellvermehrung, der mit Nothwendigkeit diejenigen Nachkommen derselben, welche die Muskel-Determinanten enthielten mechanisch gerade nach der Stelle hindrängten, welche dem betreffenden Muskel in dem Bau des Armes angewiesen ist.
Es soll damit natürlich nicht gesagt werden, dass äussere Einflüsse gänzlich bedeutungslos wären für die Ontogenese, wohl aber, dass dieselben nur eine sekundäre Rolle spielen. Gewiss wird der Arm krumm wachsen, wenn ein entsprechender Druck von aussen auf ihn ausgeübt wird. Die wachsenden Zellen stellen nicht sofort ihre Thätigkeit ein, falls sie nicht die normalen äusseren Einflüsse erfahren, sie können sich accomodiren, und gerade die Regeneration gebrochner Knochen,
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nanten“ bestimmen, was weiter aus dieser Zelle und aus allen
ihren Nachkommen werden soll. Mit der Zusammensetzung
des Id’s sind die weiteren Veränderungen desselben gegeben,
die im Laufe der Zelltheilungen eintreten, die Art und Weise
der Zerlegung der Determinanten in die Ide der Tochterzellen
aller folgenden Generationen.
So können wir es bis zu einem gewissen Grade wenigstens
begreifen, wie es möglich ist, dass aus einem Haufen scheinbar
gleicher Zellen allmälig ein so complicirtes und in seiner Com-
plicirtheit so genau vorgeschriebenes Organ wie ein Arm ent-
stehen kann. Nicht das Aufeinanderwirken der allmälig sich diffe-
renzirenden Zellen ist es, was in erster Linie die Harmonie des
Ganzen bewirkt, sondern die durch das Idioplasma jeder einzelnen
Zelle nach Art und Rhythmus vorgeschriebene Vermehrung und
Veränderung. Der Muskel bildet sich gerade an dieser Stelle
und an keiner andern, weil eine bestimmte Zelle jener scheinbar
gleichen Mesoderm-Zellen der ersten Anlage des Armes die De-
minanten enthielt, welche eine grössere Zahl von Nachkommen
jener Zelle zu Muskelzellen stempeln mussten, und das Id jener
ersten Zelle bedingte einen Rhythmus der Zellvermehrung, der
mit Nothwendigkeit diejenigen Nachkommen derselben, welche
die Muskel-Determinanten enthielten mechanisch gerade nach
der Stelle hindrängten, welche dem betreffenden Muskel in dem
Bau des Armes angewiesen ist.
Es soll damit natürlich nicht gesagt werden, dass äussere
Einflüsse gänzlich bedeutungslos wären für die Ontogenese,
wohl aber, dass dieselben nur eine sekundäre Rolle spielen.
Gewiss wird der Arm krumm wachsen, wenn ein entsprechender
Druck von aussen auf ihn ausgeübt wird. Die wachsenden
Zellen stellen nicht sofort ihre Thätigkeit ein, falls sie nicht
die normalen äusseren Einflüsse erfahren, sie können sich
accomodiren, und gerade die Regeneration gebrochner Knochen,
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Weismann, August: Das Keimplasma. Eine Theorie der Vererbung. Jena, 1892, S. 142. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weismann_keimplasma_1892/166>, abgerufen am 24.11.2024.
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