Weise, Christian: Der freymüthige und höfliche Redner. Leipzig, 1693.
dem Bauer der Tinger bestellt/ und die Milch wär unser. Jet. Nu/ nu/ legt euch die Sache hübsch aus: Jhr wißt gewiß nicht/ daß wir auch Soldaten seyn. Bil. Und in meinem Weinberge ist das er- ste Blut vergossen worden/ ich dencke immer/ ich werde ein grimmiger Sol- date werden. Nim. Jhr Herren Bauern seyd ihr Solda- ten worden? Jet. Unsere gnädige Obrigkeit hat uns zu einer solchen Ehren-Stelle geholffen. Nim. Wist ihr auch/ was das Jesreeliti- sche Garten-Recht vor ein Ding ist? Jet. Jch dencke/ man muß sich brave mau- sich machen/ daß sich die Leute fürchten. Nim. Ach nein/ ihr guten Kerlen/ ihr müst euch vor in die Compagnie einkauffen. Wer bey uns ein Soldate wird/ der muß uns sein Haab und Gut zum Pfande geben/ darnach mag er wieder sammlen/ und wenn er einen Wein- berg erworben/ mag er sich wieder ab- dancken lassen. Bil. Nachbar/ gehören denn die Weiber mit
dem Bauer der Tinger beſtellt/ und die Milch waͤr unſer. Jet. Nu/ nu/ legt euch die Sache huͤbſch aus: Jhr wißt gewiß nicht/ daß wir auch Soldaten ſeyn. Bil. Und in meinem Weinberge iſt das er- ſte Blut vergoſſen worden/ ich dencke immer/ ich werde ein grimmiger Sol- date werden. Nim. Jhr Herren Bauern ſeyd ihr Solda- ten worden? Jet. Unſere gnaͤdige Obrigkeit hat uns zu einer ſolchen Ehren-Stelle geholffen. Nim. Wiſt ihr auch/ was das Jeſreeliti- ſche Garten-Recht vor ein Ding iſt? Jet. Jch dencke/ man muß ſich brave mau- ſich machen/ daß ſich die Leute fuͤrchten. Nim. Ach nein/ ihr guten Kerlen/ ihr muͤſt euch vor in die Compagnie einkauffen. Wer bey uns ein Soldate wird/ der muß uns ſein Haab und Gut zum Pfande geben/ darnach mag er wieder ſammlen/ und wenn er einen Wein- berg erworben/ mag er ſich wieder ab- dancken laſſen. Bil. Nachbar/ gehoͤren denn die Weiber mit
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <sp who="#OBO"> <p><pb facs="#f0428" n="264"/> dem Bauer der Tinger beſtellt/ und die<lb/> Milch waͤr unſer.</p> </sp><lb/> <sp who="#JET"> <speaker>Jet.</speaker> <p>Nu/ nu/ legt euch die Sache huͤbſch<lb/> aus: Jhr wißt gewiß nicht/ daß wir<lb/> auch Soldaten ſeyn.</p> </sp><lb/> <sp who="#BIL"> <speaker>Bil.</speaker> <p>Und in meinem Weinberge iſt das er-<lb/> ſte Blut vergoſſen worden/ ich dencke<lb/> immer/ ich werde ein grimmiger Sol-<lb/> date werden.</p> </sp><lb/> <sp who="#NIM"> <speaker>Nim.</speaker> <p>Jhr Herren Bauern ſeyd ihr Solda-<lb/> ten worden?</p> </sp><lb/> <sp who="#JET"> <speaker>Jet.</speaker> <p>Unſere gnaͤdige Obrigkeit hat uns zu<lb/> einer ſolchen Ehren-Stelle geholffen.</p> </sp><lb/> <sp who="#NIM"> <speaker>Nim.</speaker> <p>Wiſt ihr auch/ was das Jeſreeliti-<lb/> ſche Garten-Recht vor ein Ding iſt?</p> </sp><lb/> <sp who="#JET"> <speaker>Jet.</speaker> <p>Jch dencke/ man muß ſich brave mau-<lb/> ſich machen/ daß ſich die Leute fuͤrchten.</p> </sp><lb/> <sp who="#NIM"> <speaker>Nim.</speaker> <p>Ach nein/ ihr guten Kerlen/ ihr muͤſt<lb/> euch vor in die Compagnie einkauffen.<lb/> Wer bey uns ein Soldate wird/ der<lb/> muß uns ſein Haab und Gut zum<lb/> Pfande geben/ darnach mag er wieder<lb/> ſammlen/ und wenn er einen Wein-<lb/> berg erworben/ mag er ſich wieder ab-<lb/> dancken laſſen.</p> </sp><lb/> <sp who="#BIL"> <speaker>Bil.</speaker> <p>Nachbar/ gehoͤren denn die Weiber<lb/> <fw place="bottom" type="catch">mit</fw><lb/></p> </sp> </div> </div> </body> </text> </TEI> [264/0428]
dem Bauer der Tinger beſtellt/ und die
Milch waͤr unſer.
Jet. Nu/ nu/ legt euch die Sache huͤbſch
aus: Jhr wißt gewiß nicht/ daß wir
auch Soldaten ſeyn.
Bil. Und in meinem Weinberge iſt das er-
ſte Blut vergoſſen worden/ ich dencke
immer/ ich werde ein grimmiger Sol-
date werden.
Nim. Jhr Herren Bauern ſeyd ihr Solda-
ten worden?
Jet. Unſere gnaͤdige Obrigkeit hat uns zu
einer ſolchen Ehren-Stelle geholffen.
Nim. Wiſt ihr auch/ was das Jeſreeliti-
ſche Garten-Recht vor ein Ding iſt?
Jet. Jch dencke/ man muß ſich brave mau-
ſich machen/ daß ſich die Leute fuͤrchten.
Nim. Ach nein/ ihr guten Kerlen/ ihr muͤſt
euch vor in die Compagnie einkauffen.
Wer bey uns ein Soldate wird/ der
muß uns ſein Haab und Gut zum
Pfande geben/ darnach mag er wieder
ſammlen/ und wenn er einen Wein-
berg erworben/ mag er ſich wieder ab-
dancken laſſen.
Bil. Nachbar/ gehoͤren denn die Weiber
mit
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/weise_redner_1693 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/weise_redner_1693/428 |
Zitationshilfe: | Weise, Christian: Der freymüthige und höfliche Redner. Leipzig, 1693, S. 264. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_redner_1693/428>, abgerufen am 22.07.2024. |