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Weise, Christian: Der freymüthige und höfliche Redner. Leipzig, 1693.

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mit unter Haab und Gut? Jch gebe
meine schon mit drein.
Jet. Ach die Rabenäser schicken sich weder
zum Sieden noch zum Braten/ die wer-
den uns wohl bleiben.
Nim. Nun wie stehts/ wie hoch erstrecket
sich euer Vermögen?
Jet. Wir sind arme Pacht-Leute. Unser
Haab und Gut ist alles des Königes.
Nim. Aber was ihr dem Könige stehlt/ das
ist euer.
Bil. Das Stehlen gilt nicht/ es ist gar alt-
väterisch/ die Herren brauchen immer
selber so viel/ daß man nicht gar gut da-
zu kommen kan.
Nim. Aber doch/ wenn ihr was stehlen
möchtet/ das bliebe euer?
Bil. Je nun/ wenns niemand wüste/
so könte es auch niemand wiederneh-
men.
Nim. Nu/ nu/ so kommt/ wir wollen es
euch weisen/ wie ihr euren Herrn
mit gutem Gewissen bestehlen könt.
Bidek. (kömmt gelauffen) Jst es nun
Zeit/ daß man sich vergebens mit Nar-
renpossen auffhält/ da der volle March
nach
M
mit unter Haab und Gut? Jch gebe
meine ſchon mit drein.
Jet. Ach die Rabenaͤſer ſchicken ſich weder
zum Sieden noch zum Braten/ die wer-
den uns wohl bleiben.
Nim. Nun wie ſtehts/ wie hoch erſtrecket
ſich euer Vermoͤgen?
Jet. Wir ſind arme Pacht-Leute. Unſer
Haab und Gut iſt alles des Koͤniges.
Nim. Aber was ihr dem Koͤnige ſtehlt/ das
iſt euer.
Bil. Das Stehlen gilt nicht/ es iſt gar alt-
vaͤteriſch/ die Herren brauchen immer
ſelber ſo viel/ daß man nicht gar gut da-
zu kommen kan.
Nim. Aber doch/ wenn ihr was ſtehlen
moͤchtet/ das bliebe euer?
Bil. Je nun/ wenns niemand wuͤſte/
ſo koͤnte es auch niemand wiederneh-
men.
Nim. Nu/ nu/ ſo kommt/ wir wollen es
euch weiſen/ wie ihr euren Herrn
mit gutem Gewiſſen beſtehlen koͤnt.
Bidek. (koͤmmt gelauffen) Jſt es nun
Zeit/ daß man ſich vergebens mit Nar-
renpoſſen auffhaͤlt/ da der volle March
nach
M
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[265/0429] mit unter Haab und Gut? Jch gebe meine ſchon mit drein. Jet. Ach die Rabenaͤſer ſchicken ſich weder zum Sieden noch zum Braten/ die wer- den uns wohl bleiben. Nim. Nun wie ſtehts/ wie hoch erſtrecket ſich euer Vermoͤgen? Jet. Wir ſind arme Pacht-Leute. Unſer Haab und Gut iſt alles des Koͤniges. Nim. Aber was ihr dem Koͤnige ſtehlt/ das iſt euer. Bil. Das Stehlen gilt nicht/ es iſt gar alt- vaͤteriſch/ die Herren brauchen immer ſelber ſo viel/ daß man nicht gar gut da- zu kommen kan. Nim. Aber doch/ wenn ihr was ſtehlen moͤchtet/ das bliebe euer? Bil. Je nun/ wenns niemand wuͤſte/ ſo koͤnte es auch niemand wiederneh- men. Nim. Nu/ nu/ ſo kommt/ wir wollen es euch weiſen/ wie ihr euren Herrn mit gutem Gewiſſen beſtehlen koͤnt. Bidek. (koͤmmt gelauffen) Jſt es nun Zeit/ daß man ſich vergebens mit Nar- renpoſſen auffhaͤlt/ da der volle March nach M

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Zitationshilfe: Weise, Christian: Der freymüthige und höfliche Redner. Leipzig, 1693, S. 265. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_redner_1693/429>, abgerufen am 22.07.2024.