Weise, Christian: Baurischer Machiavellus. Dresden [u. a.], 1679.Der Bäurische Civil. Ach gesegnet sey dieses Bildnüß/ da Eusebius [un]d Politicus einander begleiten. (gehen ab.) Simplex. Candidus. Fideliis. Simpl. Die Menschen leben in einer Welt/ und ha- [be]n nicht einerley Gedancken. Cand. Man scheuet sich vor dem Lichte/ und fürch- [te]t sich vor der Finsternüß. Fid. Man lobt die Treue/ und befleckt sich mit un- reuen Verrichtungen. Simpl. Wo sind die einfältigen Menschen hinkommen? Cand. Wo hat die Auffrichtigkeit jhren Sitz be- alten? Fid. Ach/ wo darff ein Mensch unter tausenden auch [w]ol einem vertrauen? Simpl. Jch habe bey den Menschen das Bürger- Recht verlohren. Cand. Mein Erbtheil ist mir in der Welt zu Was- [s]er worden. Fid. Und meine Freundschafft ist in allen vier Theilen der grossen Erdkugel biß auff den letzten Mann abge- storben. Simpl. Jch suche Wohnung/ aber ich werde ver- drungen. Cand. Jch suche meines gleichen/ aber ich werde betrogen. Fid. Jch liebe/ doch meine Zuneigung wird mit Schande und Verachtung belohnet. Simpl. Der grosse Schöpffer hat uns einen Kopff gegeben/ das wir uns vor zweyfältigen Gedancken ey- frig hüten sollen. Cand.
Der Baͤuriſche Civil. Ach geſegnet ſey dieſes Bildnuͤß/ da Euſebius [un]d Politicus einander begleiten. (gehen ab.) Simplex. Candidus. Fideliis. Simpl. Die Menſchen leben in einer Welt/ und ha- [be]n nicht einerley Gedancken. Cand. Man ſcheuet ſich vor dem Lichte/ und fuͤrch- [te]t ſich vor der Finſternuͤß. Fid. Man lobt die Treue/ und befleckt ſich mit un- reuen Verrichtungen. Simpl. Wo ſind die einfaͤltigen Menſchen hinkom̃en? Cand. Wo hat die Auffrichtigkeit jhren Sitz be- alten? Fid. Ach/ wo darff ein Menſch unter tauſenden auch [w]ol einem vertrauen? Simpl. Jch habe bey den Menſchen das Buͤrger- Recht verlohren. Cand. Mein Erbtheil iſt mir in der Welt zu Waſ- [ſ]er worden. Fid. Und meine Freundſchafft iſt in allen vier Theilen der groſſen Erdkugel biß auff den letzten Mann abge- ſtorben. Simpl. Jch ſuche Wohnung/ aber ich werde ver- drungen. Cand. Jch ſuche meines gleichen/ aber ich werde betrogen. Fid. Jch liebe/ doch meine Zuneigung wird mit Schande und Verachtung belohnet. Simpl. Der groſſe Schoͤpffer hat uns einen Kopff gegeben/ das wir uns vor zweyfaͤltigen Gedancken ey- frig huͤten ſollen. Cand.
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Der Baͤuriſche
Civil. Ach geſegnet ſey dieſes Bildnuͤß/ da Euſebius
und Politicus einander begleiten.
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Simplex. Candidus. Fideliis.
Simpl. Die Menſchen leben in einer Welt/ und ha-
ben nicht einerley Gedancken.
Cand. Man ſcheuet ſich vor dem Lichte/ und fuͤrch-
tet ſich vor der Finſternuͤß.
Fid. Man lobt die Treue/ und befleckt ſich mit un-
reuen Verrichtungen.
Simpl. Wo ſind die einfaͤltigen Menſchen hinkom̃en?
Cand. Wo hat die Auffrichtigkeit jhren Sitz be-
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Fid. Ach/ wo darff ein Menſch unter tauſenden auch
wol einem vertrauen?
Simpl. Jch habe bey den Menſchen das Buͤrger-
Recht verlohren.
Cand. Mein Erbtheil iſt mir in der Welt zu Waſ-
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Fid. Und meine Freundſchafft iſt in allen vier Theilen
der groſſen Erdkugel biß auff den letzten Mann abge-
ſtorben.
Simpl. Jch ſuche Wohnung/ aber ich werde ver-
drungen.
Cand. Jch ſuche meines gleichen/ aber ich werde
betrogen.
Fid. Jch liebe/ doch meine Zuneigung wird mit
Schande und Verachtung belohnet.
Simpl. Der groſſe Schoͤpffer hat uns einen Kopff
gegeben/ das wir uns vor zweyfaͤltigen Gedancken ey-
frig huͤten ſollen.
Cand.
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Zitationshilfe: | Weise, Christian: Baurischer Machiavellus. Dresden [u. a.], 1679, S. 4. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_machiavellus_1679/16>, abgerufen am 27.07.2024. |