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Weise, Christian: Baurischer Machiavellus. Dresden [u. a.], 1679.

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MACHIAVELLUS.
nischen Götter anbeten wil/ der hat sich einer Sün[de]
theilhafftig gemacht. Aber wenn jemand die artig[en]
Erfindungen in solche Nahmen einkleiden wil/ so wi[rd]
ein Christlicher Poete so viel Freyheit haben als e[in]
Heydnischer.
Eus. Aber wo stecken die Erfindungen?
Polit. Der Parnassus, oder die Versamlung der T[u-]
gendhafften/ bedeutet die allgemeine Freundschafft de[r]
Gelehrten/ welche gegen Abend und Morgen ausg[e]
breitet sind/ und welche von jedwedern Vorhaben ei[n]
kluges Urtheil zu fällen wissen.
Eus. Aber was sol ich mir bey dem Apollo einbilden
Polit. Wenn die Gelehrten unterschiedene Meinun[-]
gen führen/ so muß doch auff einer Seite die Warhei[t]
bestehen: Und dannenhero wird Apollo vor den klüg[-]
sten Consens der Gelehrten/ und das ich so reden mag[/]
vor den Kern der klugen Wissenschafft genommen[:]
darum/ wenn ich sage/ Apollo hat es in dem Parnasse
befohlen/ so heist es/ die vornehmsten und edelsten Ge-
lehrten sind in dieser Meinung einig worden.
Eus. Jst es möglich/ das die Erfinder dergleichen
Außlegung haben?
Polit. Es ist nicht and ers. Wer wolte sich einer
Heydnischen Gottslästerung theilhafftig machen? Wer
wolte aber auch die zulässigen Gedancken/ welche bey
den Poetischen Gemüthern nicht ungemein sind/ also-
bald verwerffen?
Eus. Also werde ich selbst belieben tragen/ diesen
Apollo in seiner Residenz zu besuchen. Jch weiß mein
Uranius wird nicht von mir weichen.
Uran. Jch liebe den Himmel/ und umm des Him-
mels Willen liebe ich die Menschliche Gesellschafft.
Polit. Dieser Gang sol uns nicht thauren.
[Ci]
A 2
MACHIAVELLUS.
niſchen Goͤtter anbeten wil/ der hat ſich einer Suͤn[de]
theilhafftig gemacht. Aber wenn jemand die artig[en]
Erfindungen in ſolche Nahmen einkleiden wil/ ſo wi[rd]
ein Chriſtlicher Poëte ſo viel Freyheit haben als e[in]
Heydniſcher.
Eus. Aber wo ſtecken die Erfindungen?
Polit. Der Parnaſſus, oder die Verſamlung der T[u-]
gendhafften/ bedeutet die allgemeine Freundſchafft de[r]
Gelehrten/ welche gegen Abend und Morgen ausg[e]
breitet ſind/ und welche von jedwedern Vorhaben ei[n]
kluges Urtheil zu faͤllen wiſſen.
Eus. Aber was ſol ich mir bey dem Apollo einbildẽ
Polit. Wenn die Gelehrten unterſchiedene Meinun[-]
gen fuͤhren/ ſo muß doch auff einer Seite die Warhei[t]
beſtehen: Und dannenhero wird Apollo vor den kluͤg[-]
ſten Conſens der Gelehrten/ und das ich ſo reden mag[/]
vor den Kern der klugen Wiſſenſchafft genommen[:]
darum/ wenn ich ſage/ Apollo hat es in dem Parnaſſe
befohlen/ ſo heiſt es/ die vornehmſten und edelſten Ge-
lehrten ſind in dieſer Meinung einig worden.
Eus. Jſt es moͤglich/ das die Erfinder dergleichen
Außlegung haben?
Polit. Es iſt nicht and ers. Wer wolte ſich einer
Heydniſchen Gottslaͤſterung theilhafftig machen? Wer
wolte aber auch die zulaͤſſigen Gedancken/ welche bey
den Poetiſchen Gemuͤthern nicht ungemein ſind/ alſo-
bald verwerffen?
Eus. Alſo werde ich ſelbſt belieben tragen/ dieſen
Apollo in ſeiner Reſidenz zu beſuchen. Jch weiß mein
Uranius wird nicht von mir weichen.
Uran. Jch liebe den Himmel/ und um̃ des Him-
mels Willen liebe ich die Menſchliche Geſellſchafft.
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[Ci]
A 2
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[3/0015] MACHIAVELLUS. niſchen Goͤtter anbeten wil/ der hat ſich einer Suͤnde theilhafftig gemacht. Aber wenn jemand die artigen Erfindungen in ſolche Nahmen einkleiden wil/ ſo wird ein Chriſtlicher Poëte ſo viel Freyheit haben als ein Heydniſcher. Eus. Aber wo ſtecken die Erfindungen? Polit. Der Parnaſſus, oder die Verſamlung der Tu- gendhafften/ bedeutet die allgemeine Freundſchafft der Gelehrten/ welche gegen Abend und Morgen ausge breitet ſind/ und welche von jedwedern Vorhaben ein kluges Urtheil zu faͤllen wiſſen. Eus. Aber was ſol ich mir bey dem Apollo einbildẽ Polit. Wenn die Gelehrten unterſchiedene Meinun- gen fuͤhren/ ſo muß doch auff einer Seite die Warheit beſtehen: Und dannenhero wird Apollo vor den kluͤg- ſten Conſens der Gelehrten/ und das ich ſo reden mag/ vor den Kern der klugen Wiſſenſchafft genommen: darum/ wenn ich ſage/ Apollo hat es in dem Parnaſſe befohlen/ ſo heiſt es/ die vornehmſten und edelſten Ge- lehrten ſind in dieſer Meinung einig worden. Eus. Jſt es moͤglich/ das die Erfinder dergleichen Außlegung haben? Polit. Es iſt nicht and ers. Wer wolte ſich einer Heydniſchen Gottslaͤſterung theilhafftig machen? Wer wolte aber auch die zulaͤſſigen Gedancken/ welche bey den Poetiſchen Gemuͤthern nicht ungemein ſind/ alſo- bald verwerffen? Eus. Alſo werde ich ſelbſt belieben tragen/ dieſen Apollo in ſeiner Reſidenz zu beſuchen. Jch weiß mein Uranius wird nicht von mir weichen. Uran. Jch liebe den Himmel/ und um̃ des Him- mels Willen liebe ich die Menſchliche Geſellſchafft. Polit. Dieſer Gang ſol uns nicht thauren. Ci A 2

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Zitationshilfe: Weise, Christian: Baurischer Machiavellus. Dresden [u. a.], 1679, S. 3. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_machiavellus_1679/15>, abgerufen am 28.03.2024.