Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Weise, Christian: Baurischer Machiavellus. Dresden [u. a.], 1679.

Bild:
<< vorherige Seite
Der Bäurische
Civil. Jch bedancke mich/ daß ich solche annehmli-
Sachen sol zu Gesichte bekommen.
Polit. Ein junger Mensch muß bey Zeiten einen
lick in die Welt thun.
Civil. Jch wolte wünschen/ daß mein Glück mit gu-
[te]n Nutz geschehen möchte.
Polit. Der Parnassus wird diesen Wunsch getreu-
[li]ch secundiren.
Civil. Jch bin jung; allein aus kleinen Samen sind
[of]ftmals ansehnliche Stauden in die Höhe gewachsen.
Polit. Der Himmel helffe/ daß dieser köstliche Same
(legt Civili die Hand auf den Kopff/)
[m]it vollem Wachsthum hervor breche.
Euseb. Liebster Bruder/ was hat man vor ein Schau-
Spiel unter der Hand? sol Apollo auff einem Christli-
[ch]en Theatro auffgeführet werden?
Polit. Warum solte dieses verboten seyn?
Euseb. Weil die Heydnischen Götter der Himmlischen
Majestät zu trotze sind erdacht worden.
Polit. Jch sehe wol/ daß die Sache durch eine wol-
[a]nständige Erklärung muß recommendiret werden.
Eus. Wo der gantze Leib verdorben ist/ da wird kei-
[n]e äusserliche Artzney helffen.
Polit. Der Hr. Bruder wird wissen/ was der Sinn-
reiche Jtaliäner Trajano Boccalini, mit seiner Relation
aus dem Parnasso, vor ein Kunststück erwiesen hat.
Eus. Es ist nicht alles Christlich/ was künstlich ist.
Polit. Es ist nicht alles Unchristlich/ was von den
Heyden abgeborget ist.
Eus. Dieser Jtaliäner mag vielleicht noch schlimmer
gewesen seyn als ein Heyde.
Polit. Jch sage meine Gedancken. Wer die Heyd-
ni-
Der Baͤuriſche
Civil. Jch bedancke mich/ daß ich ſolche annehmli-
Sachen ſol zu Geſichte bekommen.
Polit. Ein junger Menſch muß bey Zeiten einen
lick in die Welt thun.
Civil. Jch wolte wuͤnſchen/ daß mein Gluͤck mit gu-
[te]n Nutz geſchehen moͤchte.
Polit. Der Parnaſſus wird dieſen Wunſch getreu-
[li]ch ſecundiren.
Civil. Jch bin jung; allein aus kleinen Samen ſind
[of]ftmals anſehnliche Stauden in die Hoͤhe gewachſen.
Polit. Der Himmel helffe/ daß dieſer koͤſtliche Same
(legt Civili die Hand auf den Kopff/)
[m]it vollem Wachsthum hervor breche.
Euſeb. Liebſter Bruder/ was hat man vor ein Schau-
Spiel unter der Hand? ſol Apollo auff einem Chriſtli-
[ch]en Theatro auffgefuͤhret werden?
Polit. Warum ſolte dieſes verboten ſeyn?
Euſeb. Weil die Heydniſchen Goͤtter der Him̃liſchen
Majeſtaͤt zu trotze ſind erdacht worden.
Polit. Jch ſehe wol/ daß die Sache durch eine wol-
[a]nſtaͤndige Erklaͤrung muß recommendiret werden.
Eus. Wo der gantze Leib verdorben iſt/ da wird kei-
[n]e aͤuſſerliche Artzney helffen.
Polit. Der Hr. Bruder wird wiſſen/ was der Sinn-
reiche Jtaliaͤner Trajano Boccalini, mit ſeiner Relation
aus dem Parnaſſo, vor ein Kunſtſtuͤck erwieſen hat.
Eus. Es iſt nicht alles Chriſtlich/ was kuͤnſtlich iſt.
Polit. Es iſt nicht alles Unchriſtlich/ was von den
Heyden abgeborget iſt.
Eus. Dieſer Jtaliaͤner mag vielleicht noch ſchlimmer
geweſen ſeyn als ein Heyde.
Polit. Jch ſage meine Gedancken. Wer die Heyd-
ni-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0014" n="2"/>
        <fw place="top" type="header">Der Ba&#x0364;uri&#x017F;che</fw><lb/>
        <sp who="#CIV">
          <speaker> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#k">Civil.</hi> </hi> </speaker>
          <p>Jch bedancke mich/ daß ich &#x017F;olche annehmli-<lb/>
Sachen &#x017F;ol zu Ge&#x017F;ichte bekommen.</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#POL">
          <speaker> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#k">Polit.</hi> </hi> </speaker>
          <p>Ein junger Men&#x017F;ch muß bey Zeiten einen<lb/>
lick in die Welt thun.</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#CIV">
          <speaker> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#k">Civil.</hi> </hi> </speaker>
          <p>Jch wolte wu&#x0364;n&#x017F;chen/ daß mein Glu&#x0364;ck mit gu-<lb/><supplied>te</supplied>n Nutz ge&#x017F;chehen mo&#x0364;chte.</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#POL">
          <speaker> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#k">Polit.</hi> </hi> </speaker>
          <p>Der <hi rendition="#aq">Parna&#x017F;&#x017F;us</hi> wird die&#x017F;en Wun&#x017F;ch getreu-<lb/><supplied>li</supplied>ch <hi rendition="#aq">&#x017F;ecundi</hi>ren.</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#CIV">
          <speaker> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#k">Civil.</hi> </hi> </speaker>
          <p>Jch bin jung; allein aus kleinen Samen &#x017F;ind<lb/><supplied>of</supplied>ftmals an&#x017F;ehnliche Stauden in die Ho&#x0364;he gewach&#x017F;en.</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#POL">
          <speaker> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#k">Polit.</hi> </hi> </speaker>
          <p>Der Himmel helffe/ daß die&#x017F;er ko&#x0364;&#x017F;tliche Same</p><lb/>
          <stage> <hi rendition="#c">(legt <hi rendition="#aq">Civili</hi> die Hand auf den Kopff/)</hi> </stage><lb/>
          <p><supplied>m</supplied>it vollem Wachsthum hervor breche.</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#EUS">
          <speaker> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#k">Eu&#x017F;eb.</hi> </hi> </speaker>
          <p>Lieb&#x017F;ter Bruder/ was hat man vor ein Schau-<lb/>
Spiel unter der Hand? &#x017F;ol <hi rendition="#aq">Apollo</hi> auff einem Chri&#x017F;tli-<lb/><supplied>ch</supplied>en <hi rendition="#aq">Theatro</hi> auffgefu&#x0364;hret werden?</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#POL">
          <speaker> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#k">Polit.</hi> </hi> </speaker>
          <p>Warum &#x017F;olte die&#x017F;es verboten &#x017F;eyn?</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#EUS">
          <speaker> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#k">Eu&#x017F;eb.</hi> </hi> </speaker>
          <p>Weil die Heydni&#x017F;chen Go&#x0364;tter der Him&#x0303;li&#x017F;chen<lb/>
Maje&#x017F;ta&#x0364;t zu trotze &#x017F;ind erdacht worden.</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#POL">
          <speaker> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#k">Polit.</hi> </hi> </speaker>
          <p>Jch &#x017F;ehe wol/ daß die Sache durch eine wol-<lb/><supplied>a</supplied>n&#x017F;ta&#x0364;ndige Erkla&#x0364;rung muß <hi rendition="#aq">recommendiret</hi> werden.</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#EUS">
          <speaker> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#k">Eus.</hi> </hi> </speaker>
          <p>Wo der gantze Leib verdorben i&#x017F;t/ da wird kei-<lb/><supplied>n</supplied>e a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;erliche Artzney helffen.</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#POL">
          <speaker> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#k">Polit.</hi> </hi> </speaker>
          <p>Der Hr. Bruder wird wi&#x017F;&#x017F;en/ was der Sinn-<lb/>
reiche Jtalia&#x0364;ner <hi rendition="#aq">Trajano Boccalini,</hi> mit &#x017F;einer <hi rendition="#aq">Relation</hi><lb/>
aus dem <hi rendition="#aq">Parna&#x017F;&#x017F;o,</hi> vor ein Kun&#x017F;t&#x017F;tu&#x0364;ck erwie&#x017F;en hat.</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#EUS">
          <speaker> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#k">Eus.</hi> </hi> </speaker>
          <p>Es i&#x017F;t nicht alles Chri&#x017F;tlich/ was ku&#x0364;n&#x017F;tlich i&#x017F;t.</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#POL">
          <speaker> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#k">Polit.</hi> </hi> </speaker>
          <p>Es i&#x017F;t nicht alles Unchri&#x017F;tlich/ was von den<lb/>
Heyden abgeborget i&#x017F;t.</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#EUS">
          <speaker> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#k">Eus.</hi> </hi> </speaker>
          <p>Die&#x017F;er Jtalia&#x0364;ner mag vielleicht noch &#x017F;chlimmer<lb/>
gewe&#x017F;en &#x017F;eyn als ein Heyde.</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#POL">
          <speaker> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#k">Polit.</hi> </hi> </speaker>
          <p>Jch &#x017F;age meine Gedancken. Wer die Heyd-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">ni-</fw><lb/></p>
        </sp>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[2/0014] Der Baͤuriſche Civil. Jch bedancke mich/ daß ich ſolche annehmli- Sachen ſol zu Geſichte bekommen. Polit. Ein junger Menſch muß bey Zeiten einen lick in die Welt thun. Civil. Jch wolte wuͤnſchen/ daß mein Gluͤck mit gu- ten Nutz geſchehen moͤchte. Polit. Der Parnaſſus wird dieſen Wunſch getreu- lich ſecundiren. Civil. Jch bin jung; allein aus kleinen Samen ſind offtmals anſehnliche Stauden in die Hoͤhe gewachſen. Polit. Der Himmel helffe/ daß dieſer koͤſtliche Same (legt Civili die Hand auf den Kopff/) mit vollem Wachsthum hervor breche. Euſeb. Liebſter Bruder/ was hat man vor ein Schau- Spiel unter der Hand? ſol Apollo auff einem Chriſtli- chen Theatro auffgefuͤhret werden? Polit. Warum ſolte dieſes verboten ſeyn? Euſeb. Weil die Heydniſchen Goͤtter der Him̃liſchen Majeſtaͤt zu trotze ſind erdacht worden. Polit. Jch ſehe wol/ daß die Sache durch eine wol- anſtaͤndige Erklaͤrung muß recommendiret werden. Eus. Wo der gantze Leib verdorben iſt/ da wird kei- ne aͤuſſerliche Artzney helffen. Polit. Der Hr. Bruder wird wiſſen/ was der Sinn- reiche Jtaliaͤner Trajano Boccalini, mit ſeiner Relation aus dem Parnaſſo, vor ein Kunſtſtuͤck erwieſen hat. Eus. Es iſt nicht alles Chriſtlich/ was kuͤnſtlich iſt. Polit. Es iſt nicht alles Unchriſtlich/ was von den Heyden abgeborget iſt. Eus. Dieſer Jtaliaͤner mag vielleicht noch ſchlimmer geweſen ſeyn als ein Heyde. Polit. Jch ſage meine Gedancken. Wer die Heyd- ni-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Bei der vorliegenden Ausgabe wurde die originale … [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/weise_machiavellus_1679
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/weise_machiavellus_1679/14
Zitationshilfe: Weise, Christian: Baurischer Machiavellus. Dresden [u. a.], 1679, S. 2. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_machiavellus_1679/14>, abgerufen am 19.04.2024.