Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Weise, Christian: Überflüßige Gedancken Der grünenden jugend. Leipzig, 1701.

Bild:
<< vorherige Seite
Dritte Handlung.
Phil. Jch unerfahrner mensch/ wolte dem herrn
vater in seiner klugheit meistern!
An. Der herr vater hat eine liebe/ dadurch alle der-
gleichen fehler bedeckt werden.
Phil. Und dieses vertrauen hat mich so kühn ge-
macht hier zuerscheinen.
An. Er lasse sich keine widrige gedancken in den
sinn kommen: Seine ankunfft ist so erfreulich/ daß
niemand an die vormahlige widerwärtigkeit geden-
cken wird.
Phil. Aber wie werde ich meines wunsches theil-
hafftig
(es scheinet/ als habe sich Mercurie schon
ander weit verbunden.
An. Der herr vater wird durch sein ansehn bey
Jhr Maj. leicht durch dringen.
Phil. Jch gesteh es/ werde ich hierinnen zurücke
gesetzt/ so möchte meine bekehrung zu schlechter freude
außschlagen.
An. Wir sind noch in dergleichen zustande/ da man
das beste hoffen muß.
(Leo tritt auff/ Philyrus eilt ihm mit de-
müthigsten geberden entgegen.)
Phil. Hochgeehrtester hr. vater/ ich erscheine hier
in kindlicher demuth/ und verlange zu vernehmen/ was
mir vor eine busse/ wegen meines über-grossen verbre-
chens/ wird auffgelegt werden.
Leo. Lieber sohn ich hätte freylich ursache/ deines
hertzens härtigkeit mit rechtmässigem zorn anzusehen;
in betrachtung du mir so viel tausend seufftzer auß mei-
nem hertzen hervor gezogen hast. Dennoch weil du
dich nunmehr zu einer freywilligen bekehrung verste-
hen wilst/ als hastu mir hierdurch das hertze gewonnen/
also
R r
Dritte Handlung.
Phil. Jch unerfahrner menſch/ wolte dem herrn
vater in ſeiner klugheit meiſtern!
An. Der herr vater hat eine liebe/ dadurch alle der-
gleichen fehler bedeckt werden.
Phil. Und dieſes vertrauen hat mich ſo kuͤhn ge-
macht hier zuerſcheinen.
An. Er laſſe ſich keine widrige gedancken in den
ſinn kommen: Seine ankunfft iſt ſo erfreulich/ daß
niemand an die vormahlige widerwaͤrtigkeit geden-
cken wird.
Phil. Aber wie werde ich meines wunſches theil-
hafftig
(es ſcheinet/ als habe ſich Mercurie ſchõ
ander weit verbunden.
An. Der herr vater wird durch ſein anſehn bey
Jhr Maj. leicht durch dringen.
Phil. Jch geſteh es/ werde ich hierinnen zuruͤcke
geſetzt/ ſo moͤchte meine bekehrung zu ſchlechter freude
außſchlagen.
An. Wir ſind noch in dergleichen zuſtande/ da man
das beſte hoffen muß.
(Leo tritt auff/ Philyrus eilt ihm mit de-
muͤthigſten geberden entgegen.)
Phil. Hochgeehrteſter hr. vater/ ich erſcheine hier
in kindlicher demuth/ und verlange zu vernehmen/ was
mir vor eine buſſe/ wegen meines uͤber-groſſen verbre-
chens/ wird auffgelegt werden.
Leo. Lieber ſohn ich haͤtte freylich urſache/ deines
hertzens haͤrtigkeit mit rechtmaͤſſigem zorn anzuſehen;
in betrachtung du mir ſo viel tauſend ſeufftzer auß mei-
nem hertzen hervor gezogen haſt. Dennoch weil du
dich nunmehr zu einer freywilligen bekehrung verſte-
hen wilſt/ als haſtu mir hierdurch das heꝛtze gewonnen/
alſo
R r
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0641" n="625"/>
          <fw place="top" type="header">Dritte Handlung.</fw><lb/>
          <sp>
            <speaker>Phil.</speaker>
            <p>Jch unerfahrner men&#x017F;ch/ wolte dem herrn<lb/>
vater in &#x017F;einer klugheit mei&#x017F;tern!</p>
          </sp><lb/>
          <sp>
            <speaker>An.</speaker>
            <p>Der herr vater hat eine liebe/ dadurch alle der-<lb/>
gleichen fehler bedeckt werden.</p>
          </sp><lb/>
          <sp>
            <speaker>Phil.</speaker>
            <p>Und die&#x017F;es vertrauen hat mich &#x017F;o ku&#x0364;hn ge-<lb/>
macht hier zuer&#x017F;cheinen.</p>
          </sp><lb/>
          <sp>
            <speaker>An.</speaker>
            <p>Er la&#x017F;&#x017F;e &#x017F;ich keine widrige gedancken in den<lb/>
&#x017F;inn kommen: Seine ankunfft i&#x017F;t &#x017F;o erfreulich/ daß<lb/>
niemand an die vormahlige widerwa&#x0364;rtigkeit geden-<lb/>
cken wird.</p>
          </sp><lb/>
          <sp>
            <speaker>Phil.</speaker>
            <p>Aber wie werde ich meines wun&#x017F;ches theil-<lb/>
hafftig</p>
          </sp>
          <stage>(es &#x017F;cheinet/ als habe &#x017F;ich Mercurie &#x017F;cho&#x0303;<lb/>
ander weit verbunden.</stage><lb/>
          <sp>
            <speaker>An.</speaker>
            <p>Der herr vater wird durch &#x017F;ein an&#x017F;ehn bey<lb/>
Jhr Maj. leicht durch dringen.</p>
          </sp><lb/>
          <sp>
            <speaker>Phil.</speaker>
            <p>Jch ge&#x017F;teh es/ werde ich hierinnen zuru&#x0364;cke<lb/>
ge&#x017F;etzt/ &#x017F;o mo&#x0364;chte meine bekehrung zu &#x017F;chlechter freude<lb/>
auß&#x017F;chlagen.</p>
          </sp><lb/>
          <sp>
            <speaker>An.</speaker>
            <p>Wir &#x017F;ind noch in dergleichen zu&#x017F;tande/ da man<lb/>
das be&#x017F;te hoffen muß.</p>
          </sp><lb/>
          <stage> <hi rendition="#c">(Leo tritt auff/ Philyrus eilt ihm mit de-<lb/>
mu&#x0364;thig&#x017F;ten geberden entgegen.)</hi> </stage><lb/>
          <sp>
            <speaker>Phil.</speaker>
            <p>Hochgeehrte&#x017F;ter hr. vater/ ich er&#x017F;cheine hier<lb/>
in kindlicher demuth/ und verlange zu vernehmen/ was<lb/>
mir vor eine bu&#x017F;&#x017F;e/ wegen meines u&#x0364;ber-gro&#x017F;&#x017F;en verbre-<lb/>
chens/ wird auffgelegt werden.</p>
          </sp><lb/>
          <sp>
            <speaker>Leo.</speaker>
            <p>Lieber &#x017F;ohn ich ha&#x0364;tte freylich ur&#x017F;ache/ deines<lb/>
hertzens ha&#x0364;rtigkeit mit rechtma&#x0364;&#x017F;&#x017F;igem zorn anzu&#x017F;ehen;<lb/>
in betrachtung du mir &#x017F;o viel tau&#x017F;end &#x017F;eufftzer auß mei-<lb/>
nem hertzen hervor gezogen ha&#x017F;t. <hi rendition="#fr">D</hi>ennoch weil du<lb/>
dich nunmehr zu einer freywilligen bekehrung ver&#x017F;te-<lb/>
hen wil&#x017F;t/ als ha&#x017F;tu mir hierdurch das he&#xA75B;tze gewonnen/<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">R r</fw><fw place="bottom" type="catch">al&#x017F;o</fw><lb/></p>
          </sp>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[625/0641] Dritte Handlung. Phil. Jch unerfahrner menſch/ wolte dem herrn vater in ſeiner klugheit meiſtern! An. Der herr vater hat eine liebe/ dadurch alle der- gleichen fehler bedeckt werden. Phil. Und dieſes vertrauen hat mich ſo kuͤhn ge- macht hier zuerſcheinen. An. Er laſſe ſich keine widrige gedancken in den ſinn kommen: Seine ankunfft iſt ſo erfreulich/ daß niemand an die vormahlige widerwaͤrtigkeit geden- cken wird. Phil. Aber wie werde ich meines wunſches theil- hafftig (es ſcheinet/ als habe ſich Mercurie ſchõ ander weit verbunden. An. Der herr vater wird durch ſein anſehn bey Jhr Maj. leicht durch dringen. Phil. Jch geſteh es/ werde ich hierinnen zuruͤcke geſetzt/ ſo moͤchte meine bekehrung zu ſchlechter freude außſchlagen. An. Wir ſind noch in dergleichen zuſtande/ da man das beſte hoffen muß. (Leo tritt auff/ Philyrus eilt ihm mit de- muͤthigſten geberden entgegen.) Phil. Hochgeehrteſter hr. vater/ ich erſcheine hier in kindlicher demuth/ und verlange zu vernehmen/ was mir vor eine buſſe/ wegen meines uͤber-groſſen verbre- chens/ wird auffgelegt werden. Leo. Lieber ſohn ich haͤtte freylich urſache/ deines hertzens haͤrtigkeit mit rechtmaͤſſigem zorn anzuſehen; in betrachtung du mir ſo viel tauſend ſeufftzer auß mei- nem hertzen hervor gezogen haſt. Dennoch weil du dich nunmehr zu einer freywilligen bekehrung verſte- hen wilſt/ als haſtu mir hierdurch das heꝛtze gewonnen/ alſo R r

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Die für das DTA ausgewählte Ausgabe von 1701 vere… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/weise_jugend_1701
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/weise_jugend_1701/641
Zitationshilfe: Weise, Christian: Überflüßige Gedancken Der grünenden jugend. Leipzig, 1701, S. 625. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_jugend_1701/641>, abgerufen am 22.11.2024.