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Weise, Christian: Überflüßige Gedancken Der grünenden jugend. Leipzig, 1701.

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Des Lust-Spiels
vergebens. Doch wie müde bin ich von herum lauffen/
ich muß mich etwas niedersetzen.
(Er setzt sich auff die lade.)
Com. Es ist ein possierlich thun/ die moden ändern
sich alle tage/ nur die liebes händel bleiben/ wie es im
alten testamente gewesen ist: Da ich ein junger kerle
war/ trug ich zwar andere hosen/ als die itzigen jung-
fer-knechtgen: Aber sonst - - - -
(Hier hebt Vulgus den deckel vom kasten
auff daß der alte auff die erde fällt.)
Vulg. Jch muß einmahl frische lufft schöpffen/
wenn der alte dieb von seinen hosen anfängt zu reden/
so möchte es auf die letzt gar faul heraus kommen.
Com. (steht auf) Was war diß vor ein unglück!
Es bleibt wol wahr/ alte leute stolpern auff ebenen
land.
(er versucht den kasten) Der kasten muß
sehr ungewiß stehen/ daß er so leicht überküpt.
(setzt
sich wieder)
Ja andere hosen waren zu meiner zeit
im gebrauch.
Vulg. (wirfft ihn zum andern mal herab)
du alter schelm laß mich mit deinen hosen unmolestirt.
Com. Jch seh wol/ wer nicht hoch fallen will/ der
darff sich nicht höch setzen.
(bleibt auf der erden si-
tzen)
Doch laß sehn/ wie viel habe ich wol ducaten in
meinem beutel/ habe ich wol meine reise bezahlt.
(er
wil sein geld zehlen/ Vulgus greifft heraus
und zupfft ihn bey den haaren)
Wie ist es denn
heute in diesem hause/ bin ich bethöret/ oder schlaffe ich
noch: doch sieh da/ ich bleibe mit den haaren in dem
schlosse hangen/ ich will mich weiter davon setzen.
(Er
fängt wieder an zu zehlen/ Vulgus steigt sach-
te heraus/ und stielt ihm einen ducaten nach
dem
Des Luſt-Spiels
vergebens. Doch wie muͤde bin ich von heꝛum lauffen/
ich muß mich etwas niederſetzen.
(Er ſetzt ſich auff die lade.)
Com. Es iſt ein poſſierlich thun/ die moden aͤndern
ſich alle tage/ nur die liebes haͤndel bleiben/ wie es im
alten teſtamente geweſen iſt: Da ich ein junger kerle
war/ trug ich zwar andere hoſen/ als die itzigen jung-
fer-knechtgen: Aber ſonſt ‒ ‒ ‒ ‒
(Hier hebt Vulgus den deckel vom kaſten
auff daß der alte auff die erde faͤllt.)
Vulg. Jch muß einmahl friſche lufft ſchoͤpffen/
wenn der alte dieb von ſeinen hoſen anfaͤngt zu reden/
ſo moͤchte es auf die letzt gar faul heraus kommen.
Com. (ſteht auf) Was war diß vor ein ungluͤck!
Es bleibt wol wahr/ alte leute ſtolpern auff ebenen
land.
(er verſucht den kaſten) Der kaſten muß
ſehr ungewiß ſtehen/ daß er ſo leicht uͤberkuͤpt.
(ſetzt
ſich wieder)
Ja andere hoſen waren zu meiner zeit
im gebrauch.
Vulg. (wirfft ihn zum andern mal herab)
du alter ſchelm laß mich mit deinen hoſen unmoleſtiꝛt.
Com. Jch ſeh wol/ wer nicht hoch fallen will/ der
darff ſich nicht hoͤch ſetzen.
(bleibt auf der erden ſi-
tzen)
Doch laß ſehn/ wie viel habe ich wol ducaten in
meinem beutel/ habe ich wol meine reiſe bezahlt.
(er
wil ſein geld zehlen/ Vulgus greifft heraus
und zupfft ihn bey den haaren)
Wie iſt es denn
heute in dieſem hauſe/ bin ich bethoͤret/ oder ſchlaffe ich
noch: doch ſieh da/ ich bleibe mit den haaren in dem
ſchloſſe hangen/ ich will mich weiter davon ſetzen.
(Er
faͤngt wieder an zu zehlen/ Vulgus ſteigt ſach-
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[622/0638] Des Luſt-Spiels vergebens. Doch wie muͤde bin ich von heꝛum lauffen/ ich muß mich etwas niederſetzen. (Er ſetzt ſich auff die lade.) Com. Es iſt ein poſſierlich thun/ die moden aͤndern ſich alle tage/ nur die liebes haͤndel bleiben/ wie es im alten teſtamente geweſen iſt: Da ich ein junger kerle war/ trug ich zwar andere hoſen/ als die itzigen jung- fer-knechtgen: Aber ſonſt ‒ ‒ ‒ ‒ (Hier hebt Vulgus den deckel vom kaſten auff daß der alte auff die erde faͤllt.) Vulg. Jch muß einmahl friſche lufft ſchoͤpffen/ wenn der alte dieb von ſeinen hoſen anfaͤngt zu reden/ ſo moͤchte es auf die letzt gar faul heraus kommen. Com. (ſteht auf) Was war diß vor ein ungluͤck! Es bleibt wol wahr/ alte leute ſtolpern auff ebenen land. (er verſucht den kaſten) Der kaſten muß ſehr ungewiß ſtehen/ daß er ſo leicht uͤberkuͤpt. (ſetzt ſich wieder) Ja andere hoſen waren zu meiner zeit im gebrauch. Vulg. (wirfft ihn zum andern mal herab) du alter ſchelm laß mich mit deinen hoſen unmoleſtiꝛt. Com. Jch ſeh wol/ wer nicht hoch fallen will/ der darff ſich nicht hoͤch ſetzen. (bleibt auf der erden ſi- tzen) Doch laß ſehn/ wie viel habe ich wol ducaten in meinem beutel/ habe ich wol meine reiſe bezahlt. (er wil ſein geld zehlen/ Vulgus greifft heraus und zupfft ihn bey den haaren) Wie iſt es denn heute in dieſem hauſe/ bin ich bethoͤret/ oder ſchlaffe ich noch: doch ſieh da/ ich bleibe mit den haaren in dem ſchloſſe hangen/ ich will mich weiter davon ſetzen. (Er faͤngt wieder an zu zehlen/ Vulgus ſteigt ſach- te heraus/ und ſtielt ihm einen ducaten nach dem

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Zitationshilfe: Weise, Christian: Überflüßige Gedancken Der grünenden jugend. Leipzig, 1701, S. 622. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_jugend_1701/638>, abgerufen am 22.11.2024.