Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Weise, Christian: Überflüßige Gedancken Der grünenden jugend. Leipzig, 1701.

Bild:
<< vorherige Seite
Erste Handlung.
Merc. Jch habe mehr genossen/ als ich wiedern kan.
Salin. Cs ist ein überfluß ihrer gewogenheit/ daß
sie auch geringe auffwartungen hoch schätzen kan. Doch
werde ich mein glück rühmen/ wofern ich künfftiger
zeit zu belieblichern dienst-leistungen möchte gewürdi-
get werden.
Merc. Vielleicht würde er das glücke nicht zu hoch
rühmen.
Salin. Jn warheit/ ich würde mich vor den selig-
sten menschen halten.
Merc. Es solte mir leyd seyn/ wenn er keine bessere
seligkeit zu hoffen hätte.
Salin. Auff dieser welt kan ich mir nichts höhers
einbilden/ als wenn der vorschlag/ welchen ihr alter
pflege-vater bey Jhrer Majestät gethan/ solte seinen
fortgang erreichen.
Merc. Hierauff kan ich dißmahl noch nicht ant-
worten.
Salin. Durch solche worte wird mir das urtheil
meines todes angekündiget.
Merc. So grausam bin ich nicht; doch wenn ich
fragen darff/ was sind denn vor worte/ welche er von
mir begehret?
Salin. Jch verlange ein eintzig wort von zwey buch-
staben.
Merc. Wenn er etwas von mir fodert/ darff er
mich nicht mit rätzeln auff halten.
Salin. Jch begehre nichts/ als ein angenehmes ja.
Merc. Das wort ist kurtz/ doch die bedeutung ist
treflich lang.
Salin. Gesetzt/ sie sey lang/ wenn sie nur glückse-
lig ist.
Merc.
Q q 5
Erſte Handlung.
Merc. Jch habe mehr genoſſen/ als ich wiedeꝛn kan.
Salin. Cs iſt ein uͤberfluß ihrer gewogenheit/ daß
ſie auch geringe auffwartungẽ hoch ſchaͤtzen kan. Doch
werde ich mein gluͤck ruͤhmen/ wofern ich kuͤnfftiger
zeit zu belieblichern dienſt-leiſtungen moͤchte gewuͤrdi-
get werden.
Merc. Vielleicht wuͤrde er das gluͤcke nicht zu hoch
ruͤhmen.
Salin. Jn warheit/ ich wuͤrde mich vor den ſelig-
ſten menſchen halten.
Merc. Es ſolte mir leyd ſeyn/ wenn er keine beſſere
ſeligkeit zu hoffen haͤtte.
Salin. Auff dieſer welt kan ich mir nichts hoͤhers
einbilden/ als wenn der vorſchlag/ welchen ihr alter
pflege-vater bey Jhrer Majeſtaͤt gethan/ ſolte ſeinen
fortgang erreichen.
Merc. Hierauff kan ich dißmahl noch nicht ant-
worten.
Salin. Durch ſolche worte wird mir das urtheil
meines todes angekuͤndiget.
Merc. So grauſam bin ich nicht; doch wenn ich
fragen darff/ was ſind denn vor worte/ welche er von
mir begehret?
Salin. Jch verlange ein eintzig wort võ zwey buch-
ſtaben.
Merc. Wenn er etwas von mir fodert/ darff er
mich nicht mit raͤtzeln auff halten.
Salin. Jch begehre nichts/ als ein angenehmes ja.
Merc. Das wort iſt kurtz/ doch die bedeutung iſt
treflich lang.
Salin. Geſetzt/ ſie ſey lang/ wenn ſie nur gluͤckſe-
lig iſt.
Merc.
Q q 5
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0633" n="617"/>
          <fw place="top" type="header">Er&#x017F;te Handlung.</fw><lb/>
          <sp>
            <speaker>Merc.</speaker>
            <p>Jch habe mehr geno&#x017F;&#x017F;en/ als ich wiede&#xA75B;n kan.</p>
          </sp><lb/>
          <sp>
            <speaker>Salin.</speaker>
            <p>Cs i&#x017F;t ein u&#x0364;berfluß ihrer gewogenheit/ daß<lb/>
&#x017F;ie auch geringe auffwartunge&#x0303; hoch &#x017F;cha&#x0364;tzen kan. <hi rendition="#fr">D</hi>och<lb/>
werde ich mein glu&#x0364;ck ru&#x0364;hmen/ wofern ich ku&#x0364;nfftiger<lb/>
zeit zu belieblichern dien&#x017F;t-lei&#x017F;tungen mo&#x0364;chte gewu&#x0364;rdi-<lb/>
get werden.</p>
          </sp><lb/>
          <sp>
            <speaker>Merc.</speaker>
            <p>Vielleicht wu&#x0364;rde er das glu&#x0364;cke nicht zu hoch<lb/>
ru&#x0364;hmen.</p>
          </sp><lb/>
          <sp>
            <speaker>Salin.</speaker>
            <p>Jn warheit/ ich wu&#x0364;rde mich vor den &#x017F;elig-<lb/>
&#x017F;ten men&#x017F;chen halten.</p>
          </sp><lb/>
          <sp>
            <speaker>Merc.</speaker>
            <p>Es &#x017F;olte mir leyd &#x017F;eyn/ wenn er keine be&#x017F;&#x017F;ere<lb/>
&#x017F;eligkeit zu hoffen ha&#x0364;tte.</p>
          </sp><lb/>
          <sp>
            <speaker>Salin.</speaker>
            <p>Auff die&#x017F;er welt kan ich mir nichts ho&#x0364;hers<lb/>
einbilden/ als wenn der vor&#x017F;chlag/ welchen ihr alter<lb/>
pflege-vater bey Jhrer Maje&#x017F;ta&#x0364;t gethan/ &#x017F;olte &#x017F;einen<lb/>
fortgang erreichen.</p>
          </sp><lb/>
          <sp>
            <speaker>Merc.</speaker>
            <p>Hierauff kan ich dißmahl noch nicht ant-<lb/>
worten.</p>
          </sp><lb/>
          <sp>
            <speaker>Salin.</speaker>
            <p>Durch &#x017F;olche worte wird mir das urtheil<lb/>
meines todes angeku&#x0364;ndiget.</p>
          </sp><lb/>
          <sp>
            <speaker>Merc.</speaker>
            <p>So grau&#x017F;am bin ich nicht; doch wenn ich<lb/>
fragen darff/ was &#x017F;ind denn vor worte/ welche er von<lb/>
mir begehret?</p>
          </sp><lb/>
          <sp>
            <speaker>Salin.</speaker>
            <p>Jch verlange ein eintzig wort vo&#x0303; zwey buch-<lb/>
&#x017F;taben.</p>
          </sp><lb/>
          <sp>
            <speaker>Merc.</speaker>
            <p>Wenn er etwas von mir fodert/ darff er<lb/>
mich nicht mit ra&#x0364;tzeln auff halten.</p>
          </sp><lb/>
          <sp>
            <speaker>Salin.</speaker>
            <p>Jch begehre nichts/ als ein angenehmes ja.</p>
          </sp><lb/>
          <sp>
            <speaker>Merc.</speaker>
            <p>Das wort i&#x017F;t kurtz/ doch die bedeutung i&#x017F;t<lb/>
treflich lang.</p>
          </sp><lb/>
          <sp>
            <speaker>Salin.</speaker>
            <p>Ge&#x017F;etzt/ &#x017F;ie &#x017F;ey lang/ wenn &#x017F;ie nur glu&#x0364;ck&#x017F;e-<lb/>
lig i&#x017F;t.</p>
          </sp><lb/>
          <fw place="bottom" type="sig">Q q 5</fw>
          <fw place="bottom" type="catch">Merc.</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[617/0633] Erſte Handlung. Merc. Jch habe mehr genoſſen/ als ich wiedeꝛn kan. Salin. Cs iſt ein uͤberfluß ihrer gewogenheit/ daß ſie auch geringe auffwartungẽ hoch ſchaͤtzen kan. Doch werde ich mein gluͤck ruͤhmen/ wofern ich kuͤnfftiger zeit zu belieblichern dienſt-leiſtungen moͤchte gewuͤrdi- get werden. Merc. Vielleicht wuͤrde er das gluͤcke nicht zu hoch ruͤhmen. Salin. Jn warheit/ ich wuͤrde mich vor den ſelig- ſten menſchen halten. Merc. Es ſolte mir leyd ſeyn/ wenn er keine beſſere ſeligkeit zu hoffen haͤtte. Salin. Auff dieſer welt kan ich mir nichts hoͤhers einbilden/ als wenn der vorſchlag/ welchen ihr alter pflege-vater bey Jhrer Majeſtaͤt gethan/ ſolte ſeinen fortgang erreichen. Merc. Hierauff kan ich dißmahl noch nicht ant- worten. Salin. Durch ſolche worte wird mir das urtheil meines todes angekuͤndiget. Merc. So grauſam bin ich nicht; doch wenn ich fragen darff/ was ſind denn vor worte/ welche er von mir begehret? Salin. Jch verlange ein eintzig wort võ zwey buch- ſtaben. Merc. Wenn er etwas von mir fodert/ darff er mich nicht mit raͤtzeln auff halten. Salin. Jch begehre nichts/ als ein angenehmes ja. Merc. Das wort iſt kurtz/ doch die bedeutung iſt treflich lang. Salin. Geſetzt/ ſie ſey lang/ wenn ſie nur gluͤckſe- lig iſt. Merc. Q q 5

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Die für das DTA ausgewählte Ausgabe von 1701 vere… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/weise_jugend_1701
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/weise_jugend_1701/633
Zitationshilfe: Weise, Christian: Überflüßige Gedancken Der grünenden jugend. Leipzig, 1701, S. 617. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_jugend_1701/633>, abgerufen am 22.07.2024.