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Weise, Christian: Überflüßige Gedancken Der grünenden jugend. Leipzig, 1701.

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Des Lust-Spiels
Com. Jch bitte/ verachtet meinen rath nicht/ indes-
sen wil ich hören/ was zu hofe davon geschwatzt wird.
(Geht ab.)
Merc. Es wil mir nicht zu sinne/ daß mein alter
sich so veränderlich erweiset/ einmal hat er mir/ Mons.
Solinus gelobt/ jetzt soll Mons. Colonus der beste seyn.
Wie wenn das kleinod/ welches mir verehret worden/
auff der andern seite dem alten stümper wäre an die
kappe geflogen. Es scheint fast/ als wenn er etliche
ducaten auff der zunge hätte. Doch dem sey wie ihm
wolle/ wo von meiner wohlfarth gehandelt wird/ da
muß ich selbst das beste zu bedencken wissen.
Vulg. (macht den kasten auff und guckt her-
aus.)
Jch bin ein braver bote/ ehe ich zu meinem herrn
komme/ so ist um die jungfer gehandelt. Es scheint/ als
hätte mich meine liebste hierein gesteckt/ daß ich die rech-
ten complimenten lernen soll; doch stille/ daß mich nie-
mand sieht.
(Er macht zu.)
(Salinus kömmt.)
Salin. Schönste Mercurie/ ich bin höchlich er-
freuet/ daß ich nochmahls das glücke habe ihr auffzu-
warten.
Merc. Und ich erfreue mich/ daß er mir gelegen-
heit an die hand giebt/ vor daß unlängst erwiesene ge-
leite danck zusagen.
Salin. Wo man seine schuldigkeit ablegt/ da ist
kein danck vonnöthen.
Merc. Jch muß gestehn/ ich war dazumal so er-
schrocken und bestürtzt/ daß ich mich nicht einmal besin-
nen kunte/ was ich vor wohlthäter bey mir hatte.
Salin. Sie schertzt mit ihrem diener/ ich bin noch
zur zeit ein schlechter wolthäter gewesen.
Merc.
Des Luſt-Spiels
Com. Jch bitte/ verachtet meinen rath nicht/ indeſ-
ſen wil ich hoͤren/ was zu hofe davon geſchwatzt wird.
(Geht ab.)
Merc. Es wil mir nicht zu ſinne/ daß mein alter
ſich ſo veraͤnderlich erweiſet/ einmal hat er mir/ Monſ.
Solinus gelobt/ jetzt ſoll Monſ. Colonus deꝛ beſte ſeyn.
Wie wenn das kleinod/ welches mir verehret worden/
auff der andern ſeite dem alten ſtuͤmper waͤre an die
kappe geflogen. Es ſcheint faſt/ als wenn er etliche
ducaten auff der zunge haͤtte. Doch dem ſey wie ihm
wolle/ wo von meiner wohlfarth gehandelt wird/ da
muß ich ſelbſt das beſte zu bedencken wiſſen.
Vulg. (macht den kaſten auff und guckt her-
aus.)
Jch bin ein braver bote/ ehe ich zu meinem herꝛn
komme/ ſo iſt um die jungfer gehandelt. Es ſcheint/ als
haͤtte mich meine liebſte hieꝛein geſteckt/ daß ich die rech-
ten complimenten lernen ſoll; doch ſtille/ daß mich nie-
mand ſieht.
(Er macht zu.)
(Salinus koͤmmt.)
Salin. Schoͤnſte Mercurie/ ich bin hoͤchlich er-
freuet/ daß ich nochmahls das gluͤcke habe ihr auffzu-
warten.
Merc. Und ich erfreue mich/ daß er mir gelegen-
heit an die hand giebt/ vor daß unlaͤngſt erwieſene ge-
leite danck zuſagen.
Salin. Wo man ſeine ſchuldigkeit ablegt/ da iſt
kein danck vonnoͤthen.
Merc. Jch muß geſtehn/ ich war dazumal ſo er-
ſchrocken und beſtuͤrtzt/ daß ich mich nicht einmal beſin-
nen kunte/ was ich vor wohlthaͤter bey mir hatte.
Salin. Sie ſchertzt mit ihrem diener/ ich bin noch
zur zeit ein ſchlechter wolthaͤter geweſen.
Merc.
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[616/0632] Des Luſt-Spiels Com. Jch bitte/ verachtet meinen rath nicht/ indeſ- ſen wil ich hoͤren/ was zu hofe davon geſchwatzt wird. (Geht ab.) Merc. Es wil mir nicht zu ſinne/ daß mein alter ſich ſo veraͤnderlich erweiſet/ einmal hat er mir/ Monſ. Solinus gelobt/ jetzt ſoll Monſ. Colonus deꝛ beſte ſeyn. Wie wenn das kleinod/ welches mir verehret worden/ auff der andern ſeite dem alten ſtuͤmper waͤre an die kappe geflogen. Es ſcheint faſt/ als wenn er etliche ducaten auff der zunge haͤtte. Doch dem ſey wie ihm wolle/ wo von meiner wohlfarth gehandelt wird/ da muß ich ſelbſt das beſte zu bedencken wiſſen. Vulg. (macht den kaſten auff und guckt her- aus.) Jch bin ein braver bote/ ehe ich zu meinem herꝛn komme/ ſo iſt um die jungfer gehandelt. Es ſcheint/ als haͤtte mich meine liebſte hieꝛein geſteckt/ daß ich die rech- ten complimenten lernen ſoll; doch ſtille/ daß mich nie- mand ſieht. (Er macht zu.) (Salinus koͤmmt.) Salin. Schoͤnſte Mercurie/ ich bin hoͤchlich er- freuet/ daß ich nochmahls das gluͤcke habe ihr auffzu- warten. Merc. Und ich erfreue mich/ daß er mir gelegen- heit an die hand giebt/ vor daß unlaͤngſt erwieſene ge- leite danck zuſagen. Salin. Wo man ſeine ſchuldigkeit ablegt/ da iſt kein danck vonnoͤthen. Merc. Jch muß geſtehn/ ich war dazumal ſo er- ſchrocken und beſtuͤrtzt/ daß ich mich nicht einmal beſin- nen kunte/ was ich vor wohlthaͤter bey mir hatte. Salin. Sie ſchertzt mit ihrem diener/ ich bin noch zur zeit ein ſchlechter wolthaͤter geweſen. Merc.

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Zitationshilfe: Weise, Christian: Überflüßige Gedancken Der grünenden jugend. Leipzig, 1701, S. 616. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_jugend_1701/632>, abgerufen am 22.11.2024.