Weise, Christian: Überflüßige Gedancken Der grünenden jugend. Leipzig, 1701.Der beschützten Unschuld der hals des henckens gewohnt ist. Und was werdeich vor marter und qval ausstehen müssen/ ehe ich alles sage. Jch elender bärnhäuter/ hätte ich meine fidibus unterwegens gelassen/ merckts ihr leute dort unten: Jch seh auch einen sitzen/ der mit der ziege allemahl zu zeitlich auff den marckt kömmt. Schonte ich seines herrn vaters nicht/ so wolte ich gleich mit fingern auff ihn weisen. Und darzu mit mir weiset sichs nicht mehr. (Flavio/ Simplicio und Bastardo treten auff.) Flav. Vastardo kommt und überzeuget den ver- fluchten schelm. Bast. Jch gestehe es/ daß mich Borgia bestellet hat den Camillo um das leben zu bringen/ und daß eben dieser Poncinello dabey gewesen. Ponc. Guter freund verzeiht mir/ ihr werdet euch irren/ es siht unterweilen ein mensch dem andern ähn- lich. Bast. Du saubers bübgen/ du must viel leute ha- ben/ die dir ähnlich seyn. Ponc. Jch hab euch aber mein tage nicht gesehen. Bast. Es war auch fürwahr nicht abend/ als ich beym Borgia mit dir schwatzte. Pon. Jch weiß gewiß nichts davon/ ihr müst einen rausch gehabt haben. Bast. Jch hatte keinen rausch: Und so klug du sonst insgemein bist/ so klug warestu dazumahl auch. Ponc. Jch sehe euch an wo ich will/ so kan ich euch nichts bekandtes ansehen. Flav. Deine schelmstücke werden offenbar. Und ihr Simplicio was habt ihr zu klagen? Simpl.
Der beſchuͤtzten Unſchuld der hals des henckens gewohnt iſt. Und was werdeich vor marter und qval ausſtehen muͤſſen/ ehe ich alles ſage. Jch elender baͤrnhaͤuter/ haͤtte ich meine fidibus unterwegens gelaſſen/ merckts ihr leute dort unten: Jch ſeh auch einen ſitzen/ der mit der ziege allemahl zu zeitlich auff den marckt koͤmmt. Schonte ich ſeines herꝛn vaters nicht/ ſo wolte ich gleich mit fingern auff ihn weiſen. Und darzu mit mir weiſet ſichs nicht mehr. (Flavio/ Simplicio und Baſtardo treten auff.) Flav. Vaſtardo kommt und uͤberzeuget den ver- fluchten ſchelm. Baſt. Jch geſtehe es/ daß mich Borgia beſtellet hat den Camillo um das leben zu bringen/ und daß eben dieſer Poncinello dabey geweſen. Ponc. Guter freund verzeiht mir/ ihr werdet euch irꝛen/ es ſiht unterweilen ein menſch dem andern aͤhn- lich. Baſt. Du ſaubers buͤbgen/ du muſt viel leute ha- ben/ die dir aͤhnlich ſeyn. Ponc. Jch hab euch aber mein tage nicht geſehen. Baſt. Es war auch fuͤrwahr nicht abend/ als ich beym Borgia mit dir ſchwatzte. Pon. Jch weiß gewiß nichts davon/ ihr muͤſt einen rauſch gehabt haben. Baſt. Jch hatte keinen rauſch: Und ſo klug du ſonſt insgemein biſt/ ſo klug wareſtu dazumahl auch. Ponc. Jch ſehe euch an wo ich will/ ſo kan ich euch nichts bekandtes anſehen. Flav. Deine ſchelmſtuͤcke werden offenbar. Und ihr Simplicio was habt ihr zu klagen? Simpl.
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Der beſchuͤtzten Unſchuld
der hals des henckens gewohnt iſt. Und was werde
ich vor marter und qval ausſtehen muͤſſen/ ehe ich alles
ſage. Jch elender baͤrnhaͤuter/ haͤtte ich meine fidibus
unterwegens gelaſſen/ merckts ihr leute dort unten:
Jch ſeh auch einen ſitzen/ der mit der ziege allemahl zu
zeitlich auff den marckt koͤmmt. Schonte ich ſeines
herꝛn vaters nicht/ ſo wolte ich gleich mit fingern auff
ihn weiſen. Und darzu mit mir weiſet ſichs nicht
mehr.
(Flavio/ Simplicio und Baſtardo
treten auff.)
Flav. Vaſtardo kommt und uͤberzeuget den ver-
fluchten ſchelm.
Baſt. Jch geſtehe es/ daß mich Borgia beſtellet hat
den Camillo um das leben zu bringen/ und daß eben
dieſer Poncinello dabey geweſen.
Ponc. Guter freund verzeiht mir/ ihr werdet euch
irꝛen/ es ſiht unterweilen ein menſch dem andern aͤhn-
lich.
Baſt. Du ſaubers buͤbgen/ du muſt viel leute ha-
ben/ die dir aͤhnlich ſeyn.
Ponc. Jch hab euch aber mein tage nicht geſehen.
Baſt. Es war auch fuͤrwahr nicht abend/ als ich
beym Borgia mit dir ſchwatzte.
Pon. Jch weiß gewiß nichts davon/ ihr muͤſt einen
rauſch gehabt haben.
Baſt. Jch hatte keinen rauſch: Und ſo klug du
ſonſt insgemein biſt/ ſo klug wareſtu dazumahl auch.
Ponc. Jch ſehe euch an wo ich will/ ſo kan ich euch
nichts bekandtes anſehen.
Flav. Deine ſchelmſtuͤcke werden offenbar. Und
ihr Simplicio was habt ihr zu klagen?
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Zitationshilfe: | Weise, Christian: Überflüßige Gedancken Der grünenden jugend. Leipzig, 1701, S. 552. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_jugend_1701/568>, abgerufen am 26.06.2024. |