Weise, Christian: Überflüßige Gedancken Der grünenden jugend. Leipzig, 1701.Vierdte Handlung. abzuwaschen: Und meine hand ist zu wenig alle untreuzu bestraffen/ deine henckermässige thaten werden ih- ren lohn finden. Cam. Ach Flavio bin ich nicht unglücklich gnung/ müsset ihr noch mein feind werden. Flav. Wer den lastern zugethan ist/ den halte ich vor meinen feind. Cam. Ach was hat Borgia gestifftet? Flav. Er hat des Camillo boßheit an den tag ge- bracht. Cam. Flavio/ ein wort/ Flavio ein wort. Flav. Du bist nicht werth daß du von meinen hän- den sterben solst/ so wil ich auch deine falschheit nicht anhören. (Geht ab.) Cam. O du grausames verhängnüß/ warum lebe ich? warum wird meine unschuld aus einem jammer in den andern gestürtzt? Jst mein Flavio/ mein freund/ mein ander ich/ meine seele/ mein trost und meine zuver- sicht verwandelt worden. Jst meine Lenore/ ach die unmuthige Leonore/ mir auffsetzig worden? so muß der berg Aetna nicht mehr brennen/ die granat-äpfel müssen auff den ölbäumen wachsen. Ach mein gemüth ist zu schwach alle bekümmernüß auf einmal zu erwe- gen/ die übermässige last beuget mich/ daß ich zu der er- de fallen muß. (Er legt sich nieder.) Poncinello/ Claudio. Claud. Hat es der fürst befohlen? Ponc. Er hat es leibhafftig befohlen. Claud. Sol ich den Camillo im höltzgen am Pa- dus auffsuchen? Ponc. Freylich/ freylich/ er muß da seyn/ todt oder lebendig. Claud.
Vierdte Handlung. abzuwaſchen: Und meine hand iſt zu wenig alle untreuzu beſtraffen/ deine henckermaͤſſige thaten werden ih- ren lohn finden. Cam. Ach Flavio bin ich nicht ungluͤcklich gnung/ muͤſſet ihr noch mein feind werden. Flav. Wer den laſtern zugethan iſt/ den halte ich vor meinen feind. Cam. Ach was hat Borgia geſtifftet? Flav. Er hat des Camillo boßheit an den tag ge- bracht. Cam. Flavio/ ein wort/ Flavio ein wort. Flav. Du biſt nicht werth daß du von meinen haͤn- den ſterben ſolſt/ ſo wil ich auch deine falſchheit nicht anhoͤren. (Geht ab.) Cam. O du grauſames verhaͤngnuͤß/ warum lebe ich? warum wird meine unſchuld aus einem jammer in den andeꝛn geſtuͤrtzt? Jſt mein Flavio/ mein freund/ mein ander ich/ meine ſeele/ mein tꝛoſt und meine zuver- ſicht verwandelt worden. Jſt meine Lenore/ ach die unmuthige Leonore/ mir auffſetzig worden? ſo muß der berg Aetna nicht mehr brennen/ die granat-aͤpfel muͤſſen auff den oͤlbaͤumen wachſen. Ach mein gemuͤth iſt zu ſchwach alle bekuͤmmernuͤß auf einmal zu erwe- gen/ die uͤbermaͤſſige laſt beuget mich/ daß ich zu der er- de fallen muß. (Er legt ſich nieder.) Poncinello/ Claudio. Claud. Hat es der fuͤrſt befohlen? Ponc. Er hat es leibhafftig befohlen. Claud. Sol ich den Camillo im hoͤltzgen am Pa- dus auffſuchen? Ponc. Freylich/ freylich/ er muß da ſeyn/ todt oder lebendig. Claud.
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Vierdte Handlung.
abzuwaſchen: Und meine hand iſt zu wenig alle untreu
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ren lohn finden.
Cam. Ach Flavio bin ich nicht ungluͤcklich gnung/
muͤſſet ihr noch mein feind werden.
Flav. Wer den laſtern zugethan iſt/ den halte ich
vor meinen feind.
Cam. Ach was hat Borgia geſtifftet?
Flav. Er hat des Camillo boßheit an den tag ge-
bracht.
Cam. Flavio/ ein wort/ Flavio ein wort.
Flav. Du biſt nicht werth daß du von meinen haͤn-
den ſterben ſolſt/ ſo wil ich auch deine falſchheit nicht
anhoͤren.
(Geht ab.)
Cam. O du grauſames verhaͤngnuͤß/ warum lebe
ich? warum wird meine unſchuld aus einem jammer
in den andeꝛn geſtuͤrtzt? Jſt mein Flavio/ mein freund/
mein ander ich/ meine ſeele/ mein tꝛoſt und meine zuver-
ſicht verwandelt worden. Jſt meine Lenore/ ach die
unmuthige Leonore/ mir auffſetzig worden? ſo muß
der berg Aetna nicht mehr brennen/ die granat-aͤpfel
muͤſſen auff den oͤlbaͤumen wachſen. Ach mein gemuͤth
iſt zu ſchwach alle bekuͤmmernuͤß auf einmal zu erwe-
gen/ die uͤbermaͤſſige laſt beuget mich/ daß ich zu der er-
de fallen muß.
(Er legt ſich nieder.)
Poncinello/ Claudio.
Claud. Hat es der fuͤrſt befohlen?
Ponc. Er hat es leibhafftig befohlen.
Claud. Sol ich den Camillo im hoͤltzgen am Pa-
dus auffſuchen?
Ponc. Freylich/ freylich/ er muß da ſeyn/ todt oder
lebendig.
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