Weise, Christian: Überflüßige Gedancken Der grünenden jugend. Leipzig, 1701.Erste Handlung. sehr funckeln lasse/ se verblende ich die jungfern/ daß siemir auff der gassen nachlauffen. Nun es muß was seyn/ wenn man sich in der welt als ein rechtschaffener kerle durchbringen wil. (Borgia tritt auff.) Doch halt/ ich muß zuvor die rechnung machen/ wie weit ich mit meinem gelde auskomme. Ein neu hem- de vor 18 gr. 7 pfen. 1 hell. einen kragen vor 11 gr. 11 pf. 11 hell. ein par neue absätze auff die tantzschuh 8 gr. 1 pf. 5 hell. ein paar Trodelgen unter die krause 21 gr. 16 pf. ein schnuptuch forn in die kappe 16 gr. 17 pf. ei- ne silberne krempe auf den hut 30 gr. 14 pf. eine neue degenscheide vor 6 gr. 8 pf. 9 hell. zwey knieriemen mit silbernen schnallen vor 3 rthl. 14 gr. 8 pf. ein compli- mentir buch in türckisch pappier gebunden vor 18 pf. ein spanisch rohr mit einem bisenknopfe/ daß es heist/ jungfer riecht ihr was/ es kömt von mir her/ vor 34 gr. 9 pf. 14 hell. der jungfer magd trinckgeld auff 4 mahl dritthalb groschen/ den musicanten wenn sie abends ein ständgen machen anderthalb thal. der jungf. zum angebinde 6 gr. band/ 4 pf. birnen/ 2 gr. einen silber- nen fingerhut/ und 8 gr. einem der mir einen bogen ver- se macht: Denn ich kan zwar vor mich was machen; doch mag ich den kopf nicht zerbrechen. Nun last sehen was behalt ich von meinen zwey ducaten übrig. (Er setzt sich nieder/ macht auf der erde mit kreide einen strich nach dem andern/ bald lescht er eines aus/ bald schreibt er zwey dargegen an/ und agirt sonst poßierlich.) Borg. Wie ist es doch so wunderlich umb das po- litische glück beschaffen. Einer von den guten qualitä- ten muß sich verachten und besch[im]pfen lassen; ein an- der H h
Erſte Handlung. ſehr funckeln laſſe/ ſe verblende ich die jungfern/ daß ſiemir auff der gaſſen nachlauffen. Nun es muß was ſeyn/ wenn man ſich in der welt als ein rechtſchaffener kerle durchbringen wil. (Borgia tritt auff.) Doch halt/ ich muß zuvor die rechnung machen/ wie weit ich mit meinem gelde auskomme. Ein neu hem- de vor 18 gr. 7 pfen. 1 hell. einen kragen vor 11 gr. 11 pf. 11 hell. ein par neue abſaͤtze auff die tantzſchuh 8 gr. 1 pf. 5 hell. ein paar Trodelgen unter die krauſe 21 gr. 16 pf. ein ſchnuptuch forn in die kappe 16 gr. 17 pf. ei- ne ſilberne krempe auf den hut 30 gr. 14 pf. eine neue degenſcheide vor 6 gr. 8 pf. 9 hell. zwey knieriemen mit ſilbernen ſchnallen vor 3 rthl. 14 gr. 8 pf. ein compli- mentir buch in tuͤrckiſch pappier gebunden vor 18 pf. ein ſpaniſch rohr mit einem biſenknopfe/ daß es heiſt/ jungfer riecht ihr was/ es koͤmt von mir her/ vor 34 gr. 9 pf. 14 hell. der jungfer magd trinckgeld auff 4 mahl dritthalb groſchen/ den muſicanten wenn ſie abends ein ſtaͤndgen machen anderthalb thal. der jungf. zum angebinde 6 gr. band/ 4 pf. birnen/ 2 gr. einen ſilber- nen fingerhut/ und 8 gr. einem der mir einen bogen ver- ſe macht: Denn ich kan zwar vor mich was machen; doch mag ich den kopf nicht zerbrechen. Nun laſt ſehen was behalt ich von meinen zwey ducaten uͤbrig. (Er ſetzt ſich nieder/ macht auf der erde mit kreide einen ſtꝛich nach dem andern/ bald leſcht er eines aus/ bald ſchreibt er zwey dargegẽ an/ und agirt ſonſt poßierlich.) Borg. Wie iſt es doch ſo wunderlich umb das po- litiſche gluͤck beſchaffen. Einer von den guten qualitaͤ- ten muß ſich verachten und beſch[im]pfen laſſen; ein an- der H h
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <sp> <p><pb facs="#f0497" n="481"/><fw place="top" type="header">Erſte Handlung.</fw><lb/> ſehr funckeln laſſe/ ſe verblende ich die jungfern/ daß ſie<lb/> mir auff der gaſſen nachlauffen. Nun es muß was<lb/> ſeyn/ wenn man ſich in der welt als ein rechtſchaffener<lb/> kerle durchbringen wil.</p><lb/> <stage> <hi rendition="#c">(Borgia tritt auff.)</hi> </stage><lb/> <p><hi rendition="#fr">D</hi>och halt/ ich muß zuvor die rechnung machen/ wie<lb/> weit ich mit meinem gelde auskomme. Ein neu hem-<lb/> de vor 18 gr. 7 pfen. 1 hell. einen kragen vor 11 gr. 11<lb/> pf. 11 hell. ein par neue abſaͤtze auff die tantzſchuh 8 gr.<lb/> 1 pf. 5 hell. ein paar Trodelgen unter die krauſe 21 gr.<lb/> 16 pf. ein ſchnuptuch forn in die kappe 16 gr. 17 pf. ei-<lb/> ne ſilberne krempe auf den hut 30 gr. 14 pf. eine neue<lb/> degenſcheide vor 6 gr. 8 pf. 9 hell. zwey knieriemen mit<lb/> ſilbernen ſchnallen vor 3 rthl. 14 gr. 8 pf. ein compli-<lb/> mentir buch in tuͤrckiſch pappier gebunden vor 18 pf.<lb/> ein ſpaniſch rohr mit einem biſenknopfe/ daß es heiſt/<lb/> jungfer riecht ihr was/ es koͤmt von mir her/ vor 34 gr.<lb/> 9 pf. 14 hell. der jungfer magd trinckgeld auff 4 mahl<lb/> dritthalb groſchen/ den muſicanten wenn ſie abends<lb/> ein ſtaͤndgen machen anderthalb thal. der jungf. zum<lb/> angebinde 6 gr. band/ 4 pf. birnen/ 2 gr. einen ſilber-<lb/> nen fingerhut/ und 8 gr. einem der mir einen bogen ver-<lb/> ſe macht: <hi rendition="#fr">D</hi>enn ich kan zwar vor mich was machen;<lb/> doch mag ich den kopf nicht zerbrechen. Nun laſt ſehen<lb/> was behalt ich von meinen zwey ducaten uͤbrig.</p> </sp><lb/> <stage>(Er ſetzt ſich nieder/ macht auf der erde mit<lb/> kreide einen ſtꝛich nach dem andern/ bald leſcht<lb/> er eines aus/ bald ſchreibt er zwey dargegẽ an/<lb/> und agirt ſonſt poßierlich.)</stage><lb/> <sp> <speaker>Borg.</speaker> <p>Wie iſt es doch ſo wunderlich umb das po-<lb/> litiſche gluͤck beſchaffen. Einer von den guten qualitaͤ-<lb/> ten muß ſich verachten und beſch<supplied>im</supplied>pfen laſſen; ein an-<lb/> <fw place="bottom" type="sig">H h</fw><fw place="bottom" type="catch">der</fw><lb/></p> </sp> </div> </div> </body> </text> </TEI> [481/0497]
Erſte Handlung.
ſehr funckeln laſſe/ ſe verblende ich die jungfern/ daß ſie
mir auff der gaſſen nachlauffen. Nun es muß was
ſeyn/ wenn man ſich in der welt als ein rechtſchaffener
kerle durchbringen wil.
(Borgia tritt auff.)
Doch halt/ ich muß zuvor die rechnung machen/ wie
weit ich mit meinem gelde auskomme. Ein neu hem-
de vor 18 gr. 7 pfen. 1 hell. einen kragen vor 11 gr. 11
pf. 11 hell. ein par neue abſaͤtze auff die tantzſchuh 8 gr.
1 pf. 5 hell. ein paar Trodelgen unter die krauſe 21 gr.
16 pf. ein ſchnuptuch forn in die kappe 16 gr. 17 pf. ei-
ne ſilberne krempe auf den hut 30 gr. 14 pf. eine neue
degenſcheide vor 6 gr. 8 pf. 9 hell. zwey knieriemen mit
ſilbernen ſchnallen vor 3 rthl. 14 gr. 8 pf. ein compli-
mentir buch in tuͤrckiſch pappier gebunden vor 18 pf.
ein ſpaniſch rohr mit einem biſenknopfe/ daß es heiſt/
jungfer riecht ihr was/ es koͤmt von mir her/ vor 34 gr.
9 pf. 14 hell. der jungfer magd trinckgeld auff 4 mahl
dritthalb groſchen/ den muſicanten wenn ſie abends
ein ſtaͤndgen machen anderthalb thal. der jungf. zum
angebinde 6 gr. band/ 4 pf. birnen/ 2 gr. einen ſilber-
nen fingerhut/ und 8 gr. einem der mir einen bogen ver-
ſe macht: Denn ich kan zwar vor mich was machen;
doch mag ich den kopf nicht zerbrechen. Nun laſt ſehen
was behalt ich von meinen zwey ducaten uͤbrig.
(Er ſetzt ſich nieder/ macht auf der erde mit
kreide einen ſtꝛich nach dem andern/ bald leſcht
er eines aus/ bald ſchreibt er zwey dargegẽ an/
und agirt ſonſt poßierlich.)
Borg. Wie iſt es doch ſo wunderlich umb das po-
litiſche gluͤck beſchaffen. Einer von den guten qualitaͤ-
ten muß ſich verachten und beſchimpfen laſſen; ein an-
der
H h
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/weise_jugend_1701 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/weise_jugend_1701/497 |
Zitationshilfe: | Weise, Christian: Überflüßige Gedancken Der grünenden jugend. Leipzig, 1701, S. 481. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_jugend_1701/497>, abgerufen am 18.06.2024. |