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Weise, Christian: Überflüßige Gedancken Der grünenden jugend. Leipzig, 1701.

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Der beschützten Unschuld
der/ der die einfalt und die unvernunfft selber ist/ wird
hervor gezogen/ und auf die höchste ehrenstuffe gesetzt.
Jch habe meinen jammer bißher an dem elenden mut-
ter-söhngen dem camillo gesehen/ wie ihn das blinde
glück zu des fürsten gnade erhoben/ also daß ein jedwe-
der nicht gewust/ wie er das güldene kalb genung anbe-
ten solte. Zwar es mag den fürsten wol gereuen/ daß
er sich in seiner wahl in etwas übereilet/ doch grosse
herren wollen recht haben: Was einmahl beschlossen
ist/ daß wolle sie nicht umwerffen lassen. Und drum
muß Camillo nun in Franckreich ziehn/ der fürst giebt
selbst die unkosten darzu/ nur das sich der höltzerne Pe-
ter in etwas sol behobeln lassen. Da wird er nun einen
gantzen sack voll Gramantzen/ complimenten und an-
dere eitelkeiten mit bringen/ Gott gebe/ ob des fürsten
staat durch ihn gebessert oder verderbet wird. Es
bleibt doch darbey/ er ist so qvalificirt/ das seines glei-
chen nicht im lande sind. Doch zeuch hin du esels-kopf/
daß du vom gebirge den halß brechen müssest/ oder daß
du im Rhodan deinen rest kriegest.

(Er siehet Poncinello.)
Sihe da Poucinello was machstu hier/ wie bistu so ge-
schäfftig?
(Poncinello rechnet immer fort/ und wil keine
audientz geben (hörstu Poncinello was hastu vor
eine rechnung) Poncinello wil nicht hören/ end-
lich wirsft ihm Borgia einen thaler über die
rechnung/ da sieht er sich umb.)
Borg. Was machstu hier?
Ponc. Jch habe was zu rechnen/
Borg. Was wilstu ausrechnen?
Ponc.
Der beſchuͤtzten Unſchuld
der/ der die einfalt und die unvernunfft ſelber iſt/ wird
hervor gezogen/ und auf die hoͤchſte ehrenſtuffe geſetzt.
Jch habe meinen jammer bißher an dem elenden mut-
ter-ſoͤhngen dem camillo geſehen/ wie ihn das blinde
gluͤck zu des fuͤrſten gnade erhoben/ alſo daß ein jedwe-
der nicht gewuſt/ wie er das guͤldene kalb genung anbe-
ten ſolte. Zwar es mag den fuͤrſten wol gereuen/ daß
er ſich in ſeiner wahl in etwas uͤbereilet/ doch groſſe
herren wollen recht haben: Was einmahl beſchloſſen
iſt/ daß wolle ſie nicht umwerffen laſſen. Und drum
muß Camillo nun in Franckreich ziehn/ der fuͤrſt giebt
ſelbſt die unkoſten darzu/ nur das ſich der hoͤltzerne Pe-
ter in etwas ſol behobeln laſſen. Da wird er nun einen
gantzen ſack voll Gramantzen/ complimenten und an-
dere eitelkeiten mit bringen/ Gott gebe/ ob des fuͤrſten
ſtaat durch ihn gebeſſert oder verderbet wird. Es
bleibt doch darbey/ er iſt ſo qvalificirt/ das ſeines glei-
chen nicht im lande ſind. Doch zeuch hin du eſels-kopf/
daß du vom gebirge den halß brechen muͤſſeſt/ oder daß
du im Rhodan deinen reſt kriegeſt.

(Er ſiehet Poncinello.)
Sihe da Poucinello was machſtu hier/ wie biſtu ſo ge-
ſchaͤfftig?
(Poncinello rechnet immer fort/ und wil keine
audientz geben (hoͤrſtu Poncinello was haſtu vor
eine rechnung) Poncinello wil nicht hoͤren/ end-
lich wirſft ihm Borgia einen thaler uͤber die
rechnung/ da ſieht er ſich umb.)
Borg. Was machſtu hier?
Ponc. Jch habe was zu rechnen/
Borg. Was wilſtu ausrechnen?
Ponc.
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[482/0498] Der beſchuͤtzten Unſchuld der/ der die einfalt und die unvernunfft ſelber iſt/ wird hervor gezogen/ und auf die hoͤchſte ehrenſtuffe geſetzt. Jch habe meinen jammer bißher an dem elenden mut- ter-ſoͤhngen dem camillo geſehen/ wie ihn das blinde gluͤck zu des fuͤrſten gnade erhoben/ alſo daß ein jedwe- der nicht gewuſt/ wie er das guͤldene kalb genung anbe- ten ſolte. Zwar es mag den fuͤrſten wol gereuen/ daß er ſich in ſeiner wahl in etwas uͤbereilet/ doch groſſe herren wollen recht haben: Was einmahl beſchloſſen iſt/ daß wolle ſie nicht umwerffen laſſen. Und drum muß Camillo nun in Franckreich ziehn/ der fuͤrſt giebt ſelbſt die unkoſten darzu/ nur das ſich der hoͤltzerne Pe- ter in etwas ſol behobeln laſſen. Da wird er nun einen gantzen ſack voll Gramantzen/ complimenten und an- dere eitelkeiten mit bringen/ Gott gebe/ ob des fuͤrſten ſtaat durch ihn gebeſſert oder verderbet wird. Es bleibt doch darbey/ er iſt ſo qvalificirt/ das ſeines glei- chen nicht im lande ſind. Doch zeuch hin du eſels-kopf/ daß du vom gebirge den halß brechen muͤſſeſt/ oder daß du im Rhodan deinen reſt kriegeſt. (Er ſiehet Poncinello.) Sihe da Poucinello was machſtu hier/ wie biſtu ſo ge- ſchaͤfftig? (Poncinello rechnet immer fort/ und wil keine audientz geben (hoͤrſtu Poncinello was haſtu vor eine rechnung) Poncinello wil nicht hoͤren/ end- lich wirſft ihm Borgia einen thaler uͤber die rechnung/ da ſieht er ſich umb.) Borg. Was machſtu hier? Ponc. Jch habe was zu rechnen/ Borg. Was wilſtu ausrechnen? Ponc.

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Zitationshilfe: Weise, Christian: Überflüßige Gedancken Der grünenden jugend. Leipzig, 1701, S. 482. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_jugend_1701/498>, abgerufen am 18.06.2024.