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Weise, Christian: Überflüßige Gedancken Der grünenden jugend. Leipzig, 1701.

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Vierdte Handlung.
(Nereus und Doris kommen unter dem was-
ser herfür.)

Ach tochter komm eiligst und nimm dich in acht/
Wer wolte dich unter dem wasser erlangen.
Gal. (wird in den fluß gezogen.)
Mein Acis inzwischen entweiche der macht.
Acis. Wo bin ich/ wo bleib ich/ wo laß ich mein leben/
Wem soll ich/ wem kan ich mich sicher ergeben?
Jch lauffe/ was lauff ich/ ich fliehe/ wohin?
Dieweil ich doch nirgend in sicherheit bin.
Pol. Du nichtige bestie soll ich dich finden/
Du must mir entweder vorn augen verschwinden:
Oder ich müste die kräffte verlieren/
Sonsten soll niemand dich weiter entführen.
(Er läufft ihm nach/ er eilt auf einer seiten
hinein/ auf der andern wieder heraus.)
Pol. Halt steh!
Acis. Ach weh!
Pol. Jch sage steh!
Acis. Jch klage weh!
(Polyphemus bricht ein stücke von den felsen ab
und wirfft solches mit aller macht auff den
Acis zu/ daß er gantz damit bedeckt wird.)
Pol. So will ich dem schwachen gefindigen
Ein gleiches gerichte verkündigen/
Denn ihre verächtliche nichtigkeit/
Jst schwerlich von einiger wichtigkeit.
Ach lernet ihr armen verderblichen/
Jhr schwache gebrechliche sterblichen
Euch besser ins künfftige bendigen/
Sonst müst ihr das leben auch endigen.
(geht ab)
Fünff-
F f 5
Vierdte Handlung.
(Nereus und Doris kommen unter dem waſ-
ſer herfuͤr.)

Ach tochter komm eiligſt und nimm dich in acht/
Wer wolte dich unter dem waſſer erlangen.
Gal. (wird in den fluß gezogen.)
Mein Acis inzwiſchen entweiche der macht.
Acis. Wo bin ich/ wo bleib ich/ wo laß ich mein leben/
Wem ſoll ich/ wem kan ich mich ſicher ergeben?
Jch lauffe/ was lauff ich/ ich fliehe/ wohin?
Dieweil ich doch nirgend in ſicherheit bin.
Pol. Du nichtige beſtie ſoll ich dich finden/
Du muſt mir entweder vorn augen verſchwinden:
Oder ich muͤſte die kraͤffte verlieren/
Sonſten ſoll niemand dich weiter entfuͤhren.
(Er laͤufft ihm nach/ er eilt auf einer ſeiten
hinein/ auf der andern wieder heraus.)
Pol. Halt ſteh!
Acis. Ach weh!
Pol. Jch ſage ſteh!
Acis. Jch klage weh!
(Polyphemus bricht ein ſtuͤcke von dẽ felſen ab
und wirfft ſolches mit aller macht auff den
Acis zu/ daß er gantz damit bedeckt wird.)
Pol. So will ich dem ſchwachen gefindigen
Ein gleiches gerichte verkuͤndigen/
Denn ihre veraͤchtliche nichtigkeit/
Jſt ſchwerlich von einiger wichtigkeit.
Ach lernet ihr armen verderblichen/
Jhr ſchwache gebrechliche ſterblichen
Euch beſſer ins kuͤnfftige bendigen/
Sonſt muͤſt ihr das leben auch endigen.
(geht ab)
Fuͤnff-
F f 5
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[457/0473] Vierdte Handlung. (Nereus und Doris kommen unter dem waſ- ſer herfuͤr.) Ach tochter komm eiligſt und nimm dich in acht/ Wer wolte dich unter dem waſſer erlangen. Gal. (wird in den fluß gezogen.) Mein Acis inzwiſchen entweiche der macht. Acis. Wo bin ich/ wo bleib ich/ wo laß ich mein leben/ Wem ſoll ich/ wem kan ich mich ſicher ergeben? Jch lauffe/ was lauff ich/ ich fliehe/ wohin? Dieweil ich doch nirgend in ſicherheit bin. Pol. Du nichtige beſtie ſoll ich dich finden/ Du muſt mir entweder vorn augen verſchwinden: Oder ich muͤſte die kraͤffte verlieren/ Sonſten ſoll niemand dich weiter entfuͤhren. (Er laͤufft ihm nach/ er eilt auf einer ſeiten hinein/ auf der andern wieder heraus.) Pol. Halt ſteh! Acis. Ach weh! Pol. Jch ſage ſteh! Acis. Jch klage weh! (Polyphemus bricht ein ſtuͤcke von dẽ felſen ab und wirfft ſolches mit aller macht auff den Acis zu/ daß er gantz damit bedeckt wird.) Pol. So will ich dem ſchwachen gefindigen Ein gleiches gerichte verkuͤndigen/ Denn ihre veraͤchtliche nichtigkeit/ Jſt ſchwerlich von einiger wichtigkeit. Ach lernet ihr armen verderblichen/ Jhr ſchwache gebrechliche ſterblichen Euch beſſer ins kuͤnfftige bendigen/ Sonſt muͤſt ihr das leben auch endigen. (geht ab) Fuͤnff- F f 5

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Zitationshilfe: Weise, Christian: Überflüßige Gedancken Der grünenden jugend. Leipzig, 1701, S. 457. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_jugend_1701/473>, abgerufen am 18.06.2024.