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Weise, Christian: Überflüßige Gedancken Der grünenden jugend. Leipzig, 1701.

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Der betrübten u. getrösteten Galathee
Pol. Was vor ein schönes morgen-lied
Hör ich in diesen püschen/
Huy daß ein sclave kommen ist
Der |sich mit stiller hinterlist
Um meine Galathee bemüht/
Vielleicht werd ich ihm bald den schnabel wischen.
Mops. Ach Herr ich bin es selber/
Darum erbarmt euch mein/
Was soll ich wie die jungen kälber
Den gantzen tag gebunden seyn.
Pol. Hilff himmel/ erd und hölle/
Sag an/ was machstu hier?
Denn hastu meinen frommen
Nicht wohl in acht genommen/
So nehm ich dir
Das schnöde leben auff der stelle.
Mop. Jch hatte mich verstellt und war ein' alte frau/
Da kam ein Schäfer-knecht der that wie eine sau/
Und wolte/ ich schmollte/
Er grief/ ich lief/
Er schmatzte/ ich kratzte/
Er riß/ ich biß/
Er druckte/ ich zuckte/
Er ehrte mich/ ich wehrte mich/
Er zerte mich/ ich sperrte mich/
Da trug er mich/ da schlug er mich/
Da war kein ziel
Biß mir der beltz vom leibe fiel:
Jch stund zwar immer auf dem sprunge
Und dachte wie des goldschmieds junge/
Doch alle knechte kannten mich
Und schrieen jämmerlich
Faß
Der betruͤbten u. getroͤſteten Galathee
Pol. Was vor ein ſchoͤnes morgen-lied
Hoͤr ich in dieſen puͤſchen/
Huy daß ein ſclave kommen iſt
Der |ſich mit ſtiller hinterliſt
Um meine Galathee bemuͤht/
Vielleicht werd ich ihm bald den ſchnabel wiſchen.
Mopſ. Ach Herꝛ ich bin es ſelber/
Darum erbarmt euch mein/
Was ſoll ich wie die jungen kaͤlber
Den gantzen tag gebunden ſeyn.
Pol. Hilff himmel/ erd und hoͤlle/
Sag an/ was machſtu hier?
Denn haſtu meinen frommen
Nicht wohl in acht genommen/
So nehm ich dir
Das ſchnoͤde leben auff der ſtelle.
Mop. Jch hatte mich verſtellt und war ein’ alte frau/
Da kam ein Schaͤfer-knecht der that wie eine ſau/
Und wolte/ ich ſchmollte/
Er grief/ ich lief/
Er ſchmatzte/ ich kratzte/
Er riß/ ich biß/
Er druckte/ ich zuckte/
Er ehrte mich/ ich wehrte mich/
Er zerte mich/ ich ſperrte mich/
Da trug er mich/ da ſchlug er mich/
Da war kein ziel
Biß mir der beltz vom leibe fiel:
Jch ſtund zwar immer auf dem ſprunge
Und dachte wie des goldſchmieds junge/
Doch alle knechte kannten mich
Und ſchrieen jaͤmmerlich
Faß
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[452/0468] Der betruͤbten u. getroͤſteten Galathee Pol. Was vor ein ſchoͤnes morgen-lied Hoͤr ich in dieſen puͤſchen/ Huy daß ein ſclave kommen iſt Der |ſich mit ſtiller hinterliſt Um meine Galathee bemuͤht/ Vielleicht werd ich ihm bald den ſchnabel wiſchen. Mopſ. Ach Herꝛ ich bin es ſelber/ Darum erbarmt euch mein/ Was ſoll ich wie die jungen kaͤlber Den gantzen tag gebunden ſeyn. Pol. Hilff himmel/ erd und hoͤlle/ Sag an/ was machſtu hier? Denn haſtu meinen frommen Nicht wohl in acht genommen/ So nehm ich dir Das ſchnoͤde leben auff der ſtelle. Mop. Jch hatte mich verſtellt und war ein’ alte frau/ Da kam ein Schaͤfer-knecht der that wie eine ſau/ Und wolte/ ich ſchmollte/ Er grief/ ich lief/ Er ſchmatzte/ ich kratzte/ Er riß/ ich biß/ Er druckte/ ich zuckte/ Er ehrte mich/ ich wehrte mich/ Er zerte mich/ ich ſperrte mich/ Da trug er mich/ da ſchlug er mich/ Da war kein ziel Biß mir der beltz vom leibe fiel: Jch ſtund zwar immer auf dem ſprunge Und dachte wie des goldſchmieds junge/ Doch alle knechte kannten mich Und ſchrieen jaͤmmerlich Faß

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Zitationshilfe: Weise, Christian: Überflüßige Gedancken Der grünenden jugend. Leipzig, 1701, S. 452. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_jugend_1701/468>, abgerufen am 18.06.2024.