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Weise, Christian: Überflüßige Gedancken Der grünenden jugend. Leipzig, 1701.

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Der betrübten u. getrösteten Galathee
Du meinst fürwar/
Wir haben niehts zu thun/ als daß wir einen knollen
Und bengel/ der du bist/ die scharte striegeln sollen.
Mop. Jhr mögt mich sieden oder braten/
Das ding war gut gemeint und ist mir nicht gerathen.
Jph. Du klotz da stehst du nun als eine last der erde/
Nim dich in acht daß ich nicht böse werde/
Die hunde sollen sonst vor meinen augen/
Das blut aus deinen schelmschen adern saugen.
Mops. Jch will mich immerhin darzu beqvemen/
Jhr könt mirs leben doch nicht zweymahl nehmen.
Ac. Der tag ist mir zu lieb/
Als daß ein solcher zwecken-dieb
Die schöne lust verderben soll.
Drum liebste Galathee nehmt den gefangnen an/
Und weil er euch das gröste leid gethan/
So möcht ihr auch das urtheil sprechen/
Worinnen ihr den schimpff begehrt zu rächen/
Dasselbige
Gefället mir und allen wohl.
Gal. Mir ist am besten bey der sache/
Wenn ich ein kurtzes urtheil mache:
Geht fort und bindet ihn an einen wilden baum/
Daß er sich kaum
Bewegen und erholen kan:
Und habt ihr diß gethan/
So mag er gleich
Den ersten/ andern/ dritten tag verderben
Und mit den wölffen leben oder sterben. (nach/
Ac. Wollt ihr den schluß vollziehn/ so kommet bald her-
Jch führe meinen trost biß in mein schlaff-gemach.
(Acis und die Schäferinnen gehn ab.)
Am.
Der betruͤbten u. getroͤſteten Galathee
Du meinſt fuͤrwar/
Wir haben niehts zu thun/ als daß wir einen knollen
Und bengel/ der du biſt/ die ſcharte ſtriegeln ſollen.
Mop. Jhr moͤgt mich ſieden oder braten/
Das ding war gut gemeint und iſt mir nicht gerathen.
Jph. Du klotz da ſtehſt du nun als eine laſt der erde/
Nim dich in acht daß ich nicht boͤſe werde/
Die hunde ſollen ſonſt vor meinen augen/
Das blut aus deinen ſchelmſchen adern ſaugen.
Mopſ. Jch will mich immerhin darzu beqvemen/
Jhr koͤnt mirs leben doch nicht zweymahl nehmen.
Ac. Der tag iſt mir zu lieb/
Als daß ein ſolcher zwecken-dieb
Die ſchoͤne luſt verderben ſoll.
Drum liebſte Galathee nehmt den gefangnen an/
Und weil er euch das groͤſte leid gethan/
So moͤcht ihr auch das urtheil ſprechen/
Worinnen ihr den ſchimpff begehrt zu raͤchen/
Daſſelbige
Gefaͤllet mir und allen wohl.
Gal. Mir iſt am beſten bey der ſache/
Wenn ich ein kurtzes urtheil mache:
Geht fort und bindet ihn an einen wilden baum/
Daß er ſich kaum
Bewegen und erholen kan:
Und habt ihr diß gethan/
So mag er gleich
Den erſten/ andern/ dritten tag verderben
Und mit den woͤlffen leben oder ſterben. (nach/
Ac. Wollt ihr den ſchluß vollziehn/ ſo kommet bald heꝛ-
Jch fuͤhre meinen troſt biß in mein ſchlaff-gemach.
(Acis und die Schaͤferinnen gehn ab.)
Am.
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[450/0466] Der betruͤbten u. getroͤſteten Galathee Du meinſt fuͤrwar/ Wir haben niehts zu thun/ als daß wir einen knollen Und bengel/ der du biſt/ die ſcharte ſtriegeln ſollen. Mop. Jhr moͤgt mich ſieden oder braten/ Das ding war gut gemeint und iſt mir nicht gerathen. Jph. Du klotz da ſtehſt du nun als eine laſt der erde/ Nim dich in acht daß ich nicht boͤſe werde/ Die hunde ſollen ſonſt vor meinen augen/ Das blut aus deinen ſchelmſchen adern ſaugen. Mopſ. Jch will mich immerhin darzu beqvemen/ Jhr koͤnt mirs leben doch nicht zweymahl nehmen. Ac. Der tag iſt mir zu lieb/ Als daß ein ſolcher zwecken-dieb Die ſchoͤne luſt verderben ſoll. Drum liebſte Galathee nehmt den gefangnen an/ Und weil er euch das groͤſte leid gethan/ So moͤcht ihr auch das urtheil ſprechen/ Worinnen ihr den ſchimpff begehrt zu raͤchen/ Daſſelbige Gefaͤllet mir und allen wohl. Gal. Mir iſt am beſten bey der ſache/ Wenn ich ein kurtzes urtheil mache: Geht fort und bindet ihn an einen wilden baum/ Daß er ſich kaum Bewegen und erholen kan: Und habt ihr diß gethan/ So mag er gleich Den erſten/ andern/ dritten tag verderben Und mit den woͤlffen leben oder ſterben. (nach/ Ac. Wollt ihr den ſchluß vollziehn/ ſo kommet bald heꝛ- Jch fuͤhre meinen troſt biß in mein ſchlaff-gemach. (Acis und die Schaͤferinnen gehn ab.) Am.

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Zitationshilfe: Weise, Christian: Überflüßige Gedancken Der grünenden jugend. Leipzig, 1701, S. 450. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_jugend_1701/466>, abgerufen am 18.06.2024.