Weise, Christian: Überflüßige Gedancken Der grünenden jugend. Leipzig, 1701.Fünfftes Gespräch. Nicht übrig grosse fröligkeit/So warte nur die zeit. Denn der tag kömmt bald heran/ Da man rosen brechen kan. Gil. Und dieses wird der beschluß seyn. Lis. Was hat er so zu eylen? Gil. Es ist unhöflich/ wann man seine conversati- on über die zeit erstrecken will. Lis. Solches geschieht bey leuten die keine an- nehmligkeit haben. Gil. Jch weiß nicht unter welche sorte ich gehöre. Lis. Er wil sich gewiß in das gesichte loben lassen. Gil. Damit ich aus dem verdacht komme/ will ich abschied nehmen. Lis. Er höre doch er sagte zuvor/ das letzte liedgen wäre nicht gut gnung gemacht/ drum darff ich nicht eher gehn/ biß er ein bessers hat. Gil. Jch bin gefangen/ ich muß mich lösen. Fill. Sieh da bruder/ erfährstu auch wie das frau- enzimmer kan in das gewissen reden. Gil. Ey laß mich unvexiert/ hilff mir lieber singen. Fill. Was hastu noch zum besten? Gil. Du weists daß an etlichen orten der also ge- nannte heilige Christ von dem küster agirt wird. Nun wolte eine jungfer wissen/ was ich vor eine bescherung zu hoffen hätte. Drum wieß ich ihr mein gebet/ das ich gethan hätte. Fill. Es wird gar tröstlich seyn. Gil. Wie solche sachen pflegen. ACh hertzerlieber - - Küster/ Jch kenn euch an dem barte wol/ Ach seht doch itzund ins register/ Ob
Fuͤnfftes Geſpraͤch. Nicht uͤbrig groſſe froͤligkeit/So warte nur die zeit. Denn der tag koͤmmt bald heran/ Da man roſen brechen kan. Gil. Und dieſes wird der beſchluß ſeyn. Liſ. Was hat er ſo zu eylen? Gil. Es iſt unhoͤflich/ wann man ſeine converſati- on uͤber die zeit erſtrecken will. Liſ. Solches geſchieht bey leuten die keine an- nehmligkeit haben. Gil. Jch weiß nicht unter welche ſorte ich gehoͤre. Liſ. Er wil ſich gewiß in das geſichte loben laſſen. Gil. Damit ich aus dem verdacht komme/ will ich abſchied nehmen. Liſ. Er hoͤre doch er ſagte zuvor/ das letzte liedgen waͤre nicht gut gnung gemacht/ drum darff ich nicht eher gehn/ biß er ein beſſers hat. Gil. Jch bin gefangen/ ich muß mich loͤſen. Fill. Sieh da bruder/ erfaͤhrſtu auch wie das frau- enzimmer kan in das gewiſſen reden. Gil. Ey laß mich unvexiert/ hilff mir lieber ſingen. Fill. Was haſtu noch zum beſten? Gil. Du weiſts daß an etlichen orten der alſo ge- nannte heilige Chriſt von dem kuͤſter agirt wird. Nun wolte eine jungfer wiſſen/ was ich vor eine beſcherung zu hoffen haͤtte. Drum wieß ich ihr mein gebet/ das ich gethan haͤtte. Fill. Es wird gar troͤſtlich ſeyn. Gil. Wie ſolche ſachen pflegen. ACh hertzerlieber - - Kuͤſter/ Jch kenn euch an dem barte wol/ Ach ſeht doch itzund ins regiſter/ Ob
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <sp> <lg type="poem"> <lg n="3"> <pb facs="#f0427" n="411"/> <fw place="top" type="header">Fuͤnfftes Geſpraͤch.</fw><lb/> <l>Nicht uͤbrig groſſe froͤligkeit/</l><lb/> <l>So warte nur die zeit.</l><lb/> <l>Denn der tag koͤmmt bald heran/</l><lb/> <l>Da man roſen brechen kan.</l> </lg> </lg> </sp><lb/> <sp> <speaker>Gil.</speaker> <p>Und dieſes wird der beſchluß ſeyn.</p> </sp><lb/> <sp> <speaker>Liſ.</speaker> <p>Was hat er ſo zu eylen?</p> </sp><lb/> <sp> <speaker>Gil.</speaker> <p>Es iſt unhoͤflich/ wann man ſeine converſati-<lb/> on uͤber die zeit erſtrecken will.</p> </sp><lb/> <sp> <speaker>Liſ.</speaker> <p>Solches geſchieht bey leuten die keine an-<lb/> nehmligkeit haben.</p> </sp><lb/> <sp> <speaker>Gil.</speaker> <p>Jch weiß nicht unter welche ſorte ich gehoͤre.</p> </sp><lb/> <sp> <speaker>Liſ.</speaker> <p>Er wil ſich gewiß in das geſichte loben laſſen.</p> </sp><lb/> <sp> <speaker>Gil.</speaker> <p>Damit ich aus dem verdacht komme/ will ich<lb/> abſchied nehmen.</p> </sp><lb/> <sp> <speaker>Liſ.</speaker> <p>Er hoͤre doch er ſagte zuvor/ das letzte liedgen<lb/> waͤre nicht gut gnung gemacht/ drum darff ich nicht<lb/> eher gehn/ biß er ein beſſers hat.</p> </sp><lb/> <sp> <speaker>Gil.</speaker> <p>Jch bin gefangen/ ich muß mich loͤſen.</p> </sp><lb/> <sp> <speaker>Fill.</speaker> <p>Sieh da bruder/ erfaͤhrſtu auch wie das frau-<lb/> enzimmer kan in das gewiſſen reden.</p> </sp><lb/> <sp> <speaker>Gil.</speaker> <p>Ey laß mich unvexiert/ hilff mir lieber ſingen.</p> </sp><lb/> <sp> <speaker>Fill.</speaker> <p>Was haſtu noch zum beſten?</p> </sp><lb/> <sp> <speaker>Gil.</speaker> <p>Du weiſts daß an etlichen orten der alſo ge-<lb/> nannte heilige Chriſt von dem kuͤſter agirt wird. Nun<lb/> wolte eine jungfer wiſſen/ was ich vor eine beſcherung<lb/> zu hoffen haͤtte. Drum wieß ich ihr mein gebet/ das<lb/> ich gethan haͤtte.</p> </sp><lb/> <sp> <speaker>Fill.</speaker> <p>Es wird gar troͤſtlich ſeyn.</p> </sp><lb/> <sp> <speaker>Gil.</speaker> <p>Wie ſolche ſachen pflegen.</p><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l><hi rendition="#in">A</hi>Ch hertzerlieber - - Kuͤſter/</l><lb/> <l>Jch kenn euch an dem barte wol/</l><lb/> <l>Ach ſeht doch itzund ins regiſter/</l><lb/> <fw place="bottom" type="catch">Ob</fw><lb/> </lg> </lg> </sp> </div> </div> </body> </text> </TEI> [411/0427]
Fuͤnfftes Geſpraͤch.
Nicht uͤbrig groſſe froͤligkeit/
So warte nur die zeit.
Denn der tag koͤmmt bald heran/
Da man roſen brechen kan.
Gil. Und dieſes wird der beſchluß ſeyn.
Liſ. Was hat er ſo zu eylen?
Gil. Es iſt unhoͤflich/ wann man ſeine converſati-
on uͤber die zeit erſtrecken will.
Liſ. Solches geſchieht bey leuten die keine an-
nehmligkeit haben.
Gil. Jch weiß nicht unter welche ſorte ich gehoͤre.
Liſ. Er wil ſich gewiß in das geſichte loben laſſen.
Gil. Damit ich aus dem verdacht komme/ will ich
abſchied nehmen.
Liſ. Er hoͤre doch er ſagte zuvor/ das letzte liedgen
waͤre nicht gut gnung gemacht/ drum darff ich nicht
eher gehn/ biß er ein beſſers hat.
Gil. Jch bin gefangen/ ich muß mich loͤſen.
Fill. Sieh da bruder/ erfaͤhrſtu auch wie das frau-
enzimmer kan in das gewiſſen reden.
Gil. Ey laß mich unvexiert/ hilff mir lieber ſingen.
Fill. Was haſtu noch zum beſten?
Gil. Du weiſts daß an etlichen orten der alſo ge-
nannte heilige Chriſt von dem kuͤſter agirt wird. Nun
wolte eine jungfer wiſſen/ was ich vor eine beſcherung
zu hoffen haͤtte. Drum wieß ich ihr mein gebet/ das
ich gethan haͤtte.
Fill. Es wird gar troͤſtlich ſeyn.
Gil. Wie ſolche ſachen pflegen.
ACh hertzerlieber - - Kuͤſter/
Jch kenn euch an dem barte wol/
Ach ſeht doch itzund ins regiſter/
Ob
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/weise_jugend_1701 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/weise_jugend_1701/427 |
Zitationshilfe: | Weise, Christian: Überflüßige Gedancken Der grünenden jugend. Leipzig, 1701, S. 411. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_jugend_1701/427>, abgerufen am 16.02.2025. |