Weise, Christian: Überflüßige Gedancken Der grünenden jugend. Leipzig, 1701.Uberfl. gedancken andere gattung MAedgen sie verzeihe mir/ Daß ich gestern neben ihr Etwas lange sitzen bliebe/ Und indem ich abschied nahm/ Jmmer gieng und wieder kam/ Cs geschach aus liebe. 2. Als ich auch in ihrer hand Ein erwünschtes lager fand/ Und mich an die finger riebe/ Straffte sie das ding an mir/ Aber was kont ich dafür? Es geschach aus liebe. 3. Als ich ihr ein bißgen tieff Unter ihre wangen griff Kriegt ich tausend lungen-hiebe/ Gleich als wär ich noch so arg/ Doch was ich dadurch verbarg/ Das geschah aus liebe. 4. Als ich lang' im zweiffel stund/ Kam ich endlich auff den mund/ Nicht viel anders als die diebe: Denn ich stahl ihr einen kuß/ Halb mit ihrem unverdruß/ Es geschah aus liebe. 5. Ach mein Engel/ laß mir zu/ Daß ich etwas kühne thu/ Und mich in den schertzen übe: Scheint der handel etwas frey/ Ach so bleibt es doch darbey: Es geschieht aus liebe. 6. Mein gelücke straffe mich/ Wenn ich sie ja wissentlich/ Oder
Uberfl. gedancken andere gattung MAedgen ſie verzeihe mir/ Daß ich geſtern neben ihr Etwas lange ſitzen bliebe/ Und indem ich abſchied nahm/ Jmmer gieng und wieder kam/ Cs geſchach aus liebe. 2. Als ich auch in ihrer hand Ein erwuͤnſchtes lager fand/ Und mich an die finger riebe/ Straffte ſie das ding an mir/ Aber was kont ich dafuͤr? Es geſchach aus liebe. 3. Als ich ihr ein bißgen tieff Unter ihre wangen griff Kriegt ich tauſend lungen-hiebe/ Gleich als waͤr ich noch ſo arg/ Doch was ich dadurch verbarg/ Das geſchah aus liebe. 4. Als ich lang’ im zweiffel ſtund/ Kam ich endlich auff den mund/ Nicht viel anders als die diebe: Denn ich ſtahl ihr einen kuß/ Halb mit ihrem unverdruß/ Es geſchah aus liebe. 5. Ach mein Engel/ laß mir zu/ Daß ich etwas kuͤhne thu/ Und mich in den ſchertzen uͤbe: Scheint der handel etwas frey/ Ach ſo bleibt es doch darbey: Es geſchieht aus liebe. 6. Mein geluͤcke ſtraffe mich/ Wenn ich ſie ja wiſſentlich/ Oder
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Uberfl. gedancken andere gattung
MAedgen ſie verzeihe mir/
Daß ich geſtern neben ihr
Etwas lange ſitzen bliebe/
Und indem ich abſchied nahm/
Jmmer gieng und wieder kam/
Cs geſchach aus liebe.
2. Als ich auch in ihrer hand
Ein erwuͤnſchtes lager fand/
Und mich an die finger riebe/
Straffte ſie das ding an mir/
Aber was kont ich dafuͤr?
Es geſchach aus liebe.
3. Als ich ihr ein bißgen tieff
Unter ihre wangen griff
Kriegt ich tauſend lungen-hiebe/
Gleich als waͤr ich noch ſo arg/
Doch was ich dadurch verbarg/
Das geſchah aus liebe.
4. Als ich lang’ im zweiffel ſtund/
Kam ich endlich auff den mund/
Nicht viel anders als die diebe:
Denn ich ſtahl ihr einen kuß/
Halb mit ihrem unverdruß/
Es geſchah aus liebe.
5. Ach mein Engel/ laß mir zu/
Daß ich etwas kuͤhne thu/
Und mich in den ſchertzen uͤbe:
Scheint der handel etwas frey/
Ach ſo bleibt es doch darbey:
Es geſchieht aus liebe.
6. Mein geluͤcke ſtraffe mich/
Wenn ich ſie ja wiſſentlich/
Oder
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Zitationshilfe: | Weise, Christian: Überflüßige Gedancken Der grünenden jugend. Leipzig, 1701, S. 394. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_jugend_1701/410>, abgerufen am 16.02.2025. |