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Weise, Christian: Überflüßige Gedancken Der grünenden jugend. Leipzig, 1701.

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Drittes Gespräch.
Mel. Du darffst den Ovidium de arte amandi teutsch
machen.
Gil. Es hat sich wohl/ Ovidius ist gar ein garstiger
vogel/ er unterweiset seine schüler nur/ wie sie andern
männern sollen zun weibern gehn/ und also ist sie kei-
ne liebes-kunst/ sondern eine ehbrechers kunst.
Fill. Wer fragt nach dem Ovidio/ ich bin affrontirt,
wo du nicht was guts im vorrath hast/ so würde ich ü-
bel zu sprechen seyn.
Gil. Wer giebt mir was vor meine affronte/ daß
ich das beste stück verlohren habe.
Fill. Da sieh du zu/ ich suche revange.
Gil. Jch muß ein übriges thun. Da hab ich ein
angebinde auf einen guten freund/ der zwey nahmen
hatte/ und vor einen halben jahre von mir auch war
angebunden worden.
Fill. Jch mag es nicht hören wo es nicht lustig ist.
Gil. Jch werde nicht sprechen es sey lustig. Höre
drauf und sage darnach deine meinung.

Elegie.
SO muß ich liebster freund ihn wieder irre machen/
Daß ich sein nahmens-fest so zeitlich feyren wil?
Ja freylich wenn bey mir die geister schon erwachen/
So fodern sie die schuld/ das matte seitenspiel.
Wiewol es ist an dem/ ich bin nicht so vergessen/
Es ist ein halbes jahr und noch kaum gantz vorbey/
Da hab ich eben so bey meiner pflicht gesessen:
Und itzo mach ich schon die freude wieder neu/
Es ist der liebe schuld/ die wil vor ängsten sterben/
Wenn sie ein liebes haupt nicht stets bedienen sol/
Und kan sie durch den dienst nicht was sie wünscht erwerben/
Nun so gefällt ihr doch die müh und arbeit wohl.
Bey freunden kan ich nicht mein courtisiren lassen/
Sie haben mein gemüth und alles in der hand:
Ein
Z
Drittes Geſpraͤch.
Mel. Du darffſt den Ovidium de arte amandi teutſch
machen.
Gil. Es hat ſich wohl/ Ovidius iſt gar ein garſtiger
vogel/ er unterweiſet ſeine ſchuͤler nur/ wie ſie andern
maͤnnern ſollen zun weibern gehn/ und alſo iſt ſie kei-
ne liebes-kunſt/ ſondern eine ehbrechers kunſt.
Fill. Wer fragt nach dem Ovidio/ ich bin affrontirt,
wo du nicht was guts im vorrath haſt/ ſo wuͤrde ich uͤ-
bel zu ſprechen ſeyn.
Gil. Wer giebt mir was vor meine affronte/ daß
ich das beſte ſtuͤck verlohren habe.
Fill. Da ſieh du zu/ ich ſuche revange.
Gil. Jch muß ein uͤbriges thun. Da hab ich ein
angebinde auf einen guten freund/ der zwey nahmen
hatte/ und vor einen halben jahre von mir auch war
angebunden worden.
Fill. Jch mag es nicht hoͤren wo es nicht luſtig iſt.
Gil. Jch werde nicht ſprechen es ſey luſtig. Hoͤre
drauf und ſage darnach deine meinung.

Elegie.
SO muß ich liebſter freund ihn wieder irre machen/
Daß ich ſein nahmens-feſt ſo zeitlich feyren wil?
Ja freylich wenn bey mir die geiſter ſchon erwachen/
So fodern ſie die ſchuld/ das matte ſeitenſpiel.
Wiewol es iſt an dem/ ich bin nicht ſo vergeſſen/
Es iſt ein halbes jahr und noch kaum gantz vorbey/
Da hab ich eben ſo bey meiner pflicht geſeſſen:
Und itzo mach ich ſchon die freude wieder neu/
Es iſt der liebe ſchuld/ die wil vor aͤngſten ſterben/
Wenn ſie ein liebes haupt nicht ſtets bedienen ſol/
Und kan ſie durch den dienſt nicht was ſie wuͤnſcht erwerbẽ/
Nun ſo gefaͤllt ihr doch die muͤh und arbeit wohl.
Bey freunden kan ich nicht mein courtiſiren laſſen/
Sie haben mein gemuͤth und alles in der hand:
Ein
Z
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[353/0369] Drittes Geſpraͤch. Mel. Du darffſt den Ovidium de arte amandi teutſch machen. Gil. Es hat ſich wohl/ Ovidius iſt gar ein garſtiger vogel/ er unterweiſet ſeine ſchuͤler nur/ wie ſie andern maͤnnern ſollen zun weibern gehn/ und alſo iſt ſie kei- ne liebes-kunſt/ ſondern eine ehbrechers kunſt. Fill. Wer fragt nach dem Ovidio/ ich bin affrontirt, wo du nicht was guts im vorrath haſt/ ſo wuͤrde ich uͤ- bel zu ſprechen ſeyn. Gil. Wer giebt mir was vor meine affronte/ daß ich das beſte ſtuͤck verlohren habe. Fill. Da ſieh du zu/ ich ſuche revange. Gil. Jch muß ein uͤbriges thun. Da hab ich ein angebinde auf einen guten freund/ der zwey nahmen hatte/ und vor einen halben jahre von mir auch war angebunden worden. Fill. Jch mag es nicht hoͤren wo es nicht luſtig iſt. Gil. Jch werde nicht ſprechen es ſey luſtig. Hoͤre drauf und ſage darnach deine meinung. Elegie. SO muß ich liebſter freund ihn wieder irre machen/ Daß ich ſein nahmens-feſt ſo zeitlich feyren wil? Ja freylich wenn bey mir die geiſter ſchon erwachen/ So fodern ſie die ſchuld/ das matte ſeitenſpiel. Wiewol es iſt an dem/ ich bin nicht ſo vergeſſen/ Es iſt ein halbes jahr und noch kaum gantz vorbey/ Da hab ich eben ſo bey meiner pflicht geſeſſen: Und itzo mach ich ſchon die freude wieder neu/ Es iſt der liebe ſchuld/ die wil vor aͤngſten ſterben/ Wenn ſie ein liebes haupt nicht ſtets bedienen ſol/ Und kan ſie durch den dienſt nicht was ſie wuͤnſcht erwerbẽ/ Nun ſo gefaͤllt ihr doch die muͤh und arbeit wohl. Bey freunden kan ich nicht mein courtiſiren laſſen/ Sie haben mein gemuͤth und alles in der hand: Ein Z

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Zitationshilfe: Weise, Christian: Überflüßige Gedancken Der grünenden jugend. Leipzig, 1701, S. 353. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_jugend_1701/369>, abgerufen am 04.07.2024.