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Weise, Christian: Überflüßige Gedancken Der grünenden jugend. Leipzig, 1701.

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Uberfl. gedancken andere gattung
So trinckt weil noch ein glaß und weil der magen hält/
Ja ja ja ja ja ja das ist die alte welt.
Mel. Du hättest sollen sagen/ das ist der alte Adam.
Gil. Wie vorgedacht/ ich setzt es nicht aus meiner
meynung.
Mel. Jch sehe wol wie Cicero spricht: Non solum
nobis nati sumus, sed partem sibi vendicat patria, partem
patroni.
Fill. Wird man doch bey den schönen gedancken
gar durstig. Doch vom weine ist gnung geschwatzt
worden/ ich möchte auch was vom biere hören. Denn
wo es wahr ist/ daß wir Deutschen den edlen gersten-
saft erfunden haben/ so möchten wir auch der inventi-
on zu ehren ein übrigs thun.
Gil. Jch dencke zwar wie jener/ wenn ich zu gaste
geh/ so ist mein erster trunck wein/ darnach trinck ich
kein bier; doch hier hab ich eine musicalische Concer-
te/ zwischen einem Bassisten und einem Tenoristen/
da einer das braune bier/ der andre den keiterling lobt.
Wir wollen es versuchen/ die Violinen mögen in ge-
dancken gestrichen werden.
Ten.
DU angenehmer keiterling/
Es ist umb dich ein edel ding/
Du schmeckst dem maul am besten:
Wohl dem der dich verkauffen kan/
Der bleibet ein gediegner mann
Bey allen seinen gästen.
Bass. So lob ich doch das braune bier/
Das ist ein safft/ der schmecket mir
Und aller welt am besten:
Wohl dem der diß bekommen kan.
Der
Uberfl. gedancken andere gattung
So tꝛinckt weil noch ein glaß und weil der magen haͤlt/
Ja ja ja ja ja ja das iſt die alte welt.
Mel. Du haͤtteſt ſollen ſagen/ das iſt der alte Adam.
Gil. Wie vorgedacht/ ich ſetzt es nicht aus meiner
meynung.
Mel. Jch ſehe wol wie Cicero ſpricht: Non ſolum
nobis nati ſumus, ſed partem ſibi vendicat patria, partem
patroni.
Fill. Wird man doch bey den ſchoͤnen gedancken
gar durſtig. Doch vom weine iſt gnung geſchwatzt
worden/ ich moͤchte auch was vom biere hoͤren. Denn
wo es wahr iſt/ daß wir Deutſchen den edlen gerſten-
ſaft erfunden haben/ ſo moͤchten wir auch der inventi-
on zu ehren ein uͤbrigs thun.
Gil. Jch dencke zwar wie jener/ wenn ich zu gaſte
geh/ ſo iſt mein erſter trunck wein/ darnach trinck ich
kein bier; doch hier hab ich eine muſicaliſche Concer-
te/ zwiſchen einem Basſiſten und einem Tenoriſten/
da einer das braune bier/ der andre den keiterling lobt.
Wir wollen es verſuchen/ die Violinen moͤgen in ge-
dancken geſtrichen werden.
Ten.
DU angenehmer keiterling/
Es iſt umb dich ein edel ding/
Du ſchmeckſt dem maul am beſten:
Wohl dem der dich verkauffen kan/
Der bleibet ein gediegner mann
Bey allen ſeinen gaͤſten.
Basſ. So lob ich doch das braune bier/
Das iſt ein ſafft/ der ſchmecket mir
Und aller welt am beſten:
Wohl dem der diß bekommen kan.
Der
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[340/0356] Uberfl. gedancken andere gattung So tꝛinckt weil noch ein glaß und weil der magen haͤlt/ Ja ja ja ja ja ja das iſt die alte welt. Mel. Du haͤtteſt ſollen ſagen/ das iſt der alte Adam. Gil. Wie vorgedacht/ ich ſetzt es nicht aus meiner meynung. Mel. Jch ſehe wol wie Cicero ſpricht: Non ſolum nobis nati ſumus, ſed partem ſibi vendicat patria, partem patroni. Fill. Wird man doch bey den ſchoͤnen gedancken gar durſtig. Doch vom weine iſt gnung geſchwatzt worden/ ich moͤchte auch was vom biere hoͤren. Denn wo es wahr iſt/ daß wir Deutſchen den edlen gerſten- ſaft erfunden haben/ ſo moͤchten wir auch der inventi- on zu ehren ein uͤbrigs thun. Gil. Jch dencke zwar wie jener/ wenn ich zu gaſte geh/ ſo iſt mein erſter trunck wein/ darnach trinck ich kein bier; doch hier hab ich eine muſicaliſche Concer- te/ zwiſchen einem Basſiſten und einem Tenoriſten/ da einer das braune bier/ der andre den keiterling lobt. Wir wollen es verſuchen/ die Violinen moͤgen in ge- dancken geſtrichen werden. Ten. DU angenehmer keiterling/ Es iſt umb dich ein edel ding/ Du ſchmeckſt dem maul am beſten: Wohl dem der dich verkauffen kan/ Der bleibet ein gediegner mann Bey allen ſeinen gaͤſten. Basſ. So lob ich doch das braune bier/ Das iſt ein ſafft/ der ſchmecket mir Und aller welt am beſten: Wohl dem der diß bekommen kan. Der

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Zitationshilfe: Weise, Christian: Überflüßige Gedancken Der grünenden jugend. Leipzig, 1701, S. 340. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_jugend_1701/356>, abgerufen am 11.06.2024.