Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Weise, Christian: Überflüßige Gedancken Der grünenden jugend. Leipzig, 1701.

Bild:
<< vorherige Seite
Anderes Gespräch.
Gil. Das war ein schön gleichnüß vom blinden
säemann.
Fill. Gleichwohl ist diß wahr/ daß alle schwartze
leute nicht hübsch sind.
Gil. Jch bin es wol zufrieden: Es ist auch dreyer-
ley schwartz/ jungfer-schwartz/ mägde-schwartz/ und
bauer-schwartz.
Fill. Das solstu in einem liede erklären.
Gil. Jch habe es gethan. Doch es kommen zu viel
Personalia mit ein/ so habe ich es cassiret. Der inhalt
ist diß/ welche von der sonne verbrand ist/ als wenn
sie auß den schwartzen Reussen entlauffen wäre/ die
steht bauer-schwartz: Welche mit lauter sommer-spros-
sen handelt und über diß den nacken und die hände so
dick beworffen hat/ daß man könte rüben darauff säen;
die sieht mägde-schwartz. Welche aber nur schwartze
milch-härgen in dem gesichte hat/ dadurch die weisse
und rothe haut durch spielt/ und zu dem mit den
schwartzen augen darzu accordirt/ die ist jungfer-
schwartz.
Mel. Das heist ein formarum spectator ex provesso.
Gil. Jch bin ein Theoreticus/ ihr seyd Practici.
Fill. Und über dem parlamentiren kömmt kein
lied heraus.
Gil. Jst doch der discurs annehmlicher als ein lied.
Fill. Gleichwol muß man diß thun/ warum man
zusammen kommen ist.
Gil. Er verziehe/ hier find ich ein andächtiges. Es
klagte mir einer seine noth/ wie daß er lange zeit mit ei-
nem mädgen umgegangen/ und nicht anders vermeynt
als wäre er der leibhafftige Affection Galan: Endlich
hätte er doch mit einem höflichen korbe abziehen müs-
sen.
X 5
Anderes Geſpraͤch.
Gil. Das war ein ſchoͤn gleichnuͤß vom blinden
ſaͤemann.
Fill. Gleichwohl iſt diß wahr/ daß alle ſchwartze
leute nicht huͤbſch ſind.
Gil. Jch bin es wol zufrieden: Es iſt auch dreyer-
ley ſchwartz/ jungfer-ſchwartz/ maͤgde-ſchwartz/ und
bauer-ſchwartz.
Fill. Das ſolſtu in einem liede erklaͤren.
Gil. Jch habe es gethan. Doch es kommen zu viel
Perſonalia mit ein/ ſo habe ich es caſſiret. Der inhalt
iſt diß/ welche von der ſonne verbrand iſt/ als wenn
ſie auß den ſchwartzen Reuſſen entlauffen waͤre/ die
ſteht bauer-ſchwartz: Welche mit lauter ſom̃er-ſproſ-
ſen handelt und uͤber diß den nacken und die haͤnde ſo
dick beworffen hat/ daß man koͤnte ruͤben darauff ſaͤen;
die ſieht maͤgde-ſchwartz. Welche aber nur ſchwartze
milch-haͤrgen in dem geſichte hat/ dadurch die weiſſe
und rothe haut durch ſpielt/ und zu dem mit den
ſchwartzen augen darzu accordirt/ die iſt jungfer-
ſchwartz.
Mel. Das heiſt ein formarum ſpectator ex proveſſo.
Gil. Jch bin ein Theoreticus/ ihr ſeyd Practici.
Fill. Und uͤber dem parlamentiren koͤmmt kein
lied heraus.
Gil. Jſt doch der diſcurs annehmlicher als ein lied.
Fill. Gleichwol muß man diß thun/ warum man
zuſammen kommen iſt.
Gil. Er verziehe/ hier find ich ein andaͤchtiges. Es
klagte mir einer ſeine noth/ wie daß er lange zeit mit ei-
nem maͤdgen umgegangen/ und nicht anders vermeynt
als waͤre er der leibhafftige Affection Galan: Endlich
haͤtte er doch mit einem hoͤflichen korbe abziehen muͤſ-
ſen.
X 5
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0345" n="329"/>
          <fw place="top" type="header">Anderes Ge&#x017F;pra&#x0364;ch.</fw><lb/>
          <sp>
            <speaker>Gil.</speaker>
            <p>Das war ein &#x017F;cho&#x0364;n gleichnu&#x0364;ß vom blinden<lb/>
&#x017F;a&#x0364;emann.</p>
          </sp><lb/>
          <sp>
            <speaker>Fill.</speaker>
            <p>Gleichwohl i&#x017F;t diß wahr/ daß alle &#x017F;chwartze<lb/>
leute nicht hu&#x0364;b&#x017F;ch &#x017F;ind.</p>
          </sp><lb/>
          <sp>
            <speaker>Gil.</speaker>
            <p>Jch bin es wol zufrieden: Es i&#x017F;t auch dreyer-<lb/>
ley &#x017F;chwartz/ jungfer-&#x017F;chwartz/ ma&#x0364;gde-&#x017F;chwartz/ und<lb/>
bauer-&#x017F;chwartz.</p>
          </sp><lb/>
          <sp>
            <speaker>Fill.</speaker>
            <p>Das &#x017F;ol&#x017F;tu in einem liede erkla&#x0364;ren.</p>
          </sp><lb/>
          <sp>
            <speaker>Gil.</speaker>
            <p>Jch habe es gethan. Doch es kommen zu viel<lb/><hi rendition="#aq">Per&#x017F;onalia</hi> mit ein/ &#x017F;o habe ich es ca&#x017F;&#x017F;iret. Der inhalt<lb/>
i&#x017F;t diß/ welche von der &#x017F;onne verbrand i&#x017F;t/ als wenn<lb/>
&#x017F;ie auß den &#x017F;chwartzen Reu&#x017F;&#x017F;en entlauffen wa&#x0364;re/ die<lb/>
&#x017F;teht bauer-&#x017F;chwartz: Welche mit lauter &#x017F;om&#x0303;er-&#x017F;pro&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en handelt und u&#x0364;ber diß den nacken und die ha&#x0364;nde &#x017F;o<lb/>
dick beworffen hat/ daß man ko&#x0364;nte ru&#x0364;ben darauff &#x017F;a&#x0364;en;<lb/>
die &#x017F;ieht ma&#x0364;gde-&#x017F;chwartz. Welche aber nur &#x017F;chwartze<lb/>
milch-ha&#x0364;rgen in dem ge&#x017F;ichte hat/ dadurch die wei&#x017F;&#x017F;e<lb/>
und rothe haut durch &#x017F;pielt/ und zu dem mit den<lb/>
&#x017F;chwartzen augen darzu accordirt/ die i&#x017F;t jungfer-<lb/>
&#x017F;chwartz.</p>
          </sp><lb/>
          <sp>
            <speaker>Mel.</speaker>
            <p>Das hei&#x017F;t ein <hi rendition="#aq">formarum &#x017F;pectator ex prove&#x017F;&#x017F;o.</hi></p>
          </sp><lb/>
          <sp>
            <speaker>Gil.</speaker>
            <p>Jch bin ein Theoreticus/ ihr &#x017F;eyd Practici.</p>
          </sp><lb/>
          <sp>
            <speaker>Fill.</speaker>
            <p>Und u&#x0364;ber dem parlamentiren ko&#x0364;mmt kein<lb/>
lied heraus.</p>
          </sp><lb/>
          <sp>
            <speaker>Gil.</speaker>
            <p>J&#x017F;t doch der di&#x017F;curs annehmlicher als ein lied.</p>
          </sp><lb/>
          <sp>
            <speaker>Fill.</speaker>
            <p>Gleichwol muß man diß thun/ warum man<lb/>
zu&#x017F;ammen kommen i&#x017F;t.</p>
          </sp><lb/>
          <sp>
            <speaker>Gil.</speaker>
            <p>Er verziehe/ hier find ich ein anda&#x0364;chtiges. Es<lb/>
klagte mir einer &#x017F;eine noth/ wie daß er lange zeit mit ei-<lb/>
nem ma&#x0364;dgen umgegangen/ und nicht anders vermeynt<lb/>
als wa&#x0364;re er der leibhafftige Affection Galan: Endlich<lb/>
ha&#x0364;tte er doch mit einem ho&#x0364;flichen korbe abziehen mu&#x0364;&#x017F;-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">X 5</fw><fw place="bottom" type="catch">&#x017F;en.</fw><lb/></p>
          </sp>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[329/0345] Anderes Geſpraͤch. Gil. Das war ein ſchoͤn gleichnuͤß vom blinden ſaͤemann. Fill. Gleichwohl iſt diß wahr/ daß alle ſchwartze leute nicht huͤbſch ſind. Gil. Jch bin es wol zufrieden: Es iſt auch dreyer- ley ſchwartz/ jungfer-ſchwartz/ maͤgde-ſchwartz/ und bauer-ſchwartz. Fill. Das ſolſtu in einem liede erklaͤren. Gil. Jch habe es gethan. Doch es kommen zu viel Perſonalia mit ein/ ſo habe ich es caſſiret. Der inhalt iſt diß/ welche von der ſonne verbrand iſt/ als wenn ſie auß den ſchwartzen Reuſſen entlauffen waͤre/ die ſteht bauer-ſchwartz: Welche mit lauter ſom̃er-ſproſ- ſen handelt und uͤber diß den nacken und die haͤnde ſo dick beworffen hat/ daß man koͤnte ruͤben darauff ſaͤen; die ſieht maͤgde-ſchwartz. Welche aber nur ſchwartze milch-haͤrgen in dem geſichte hat/ dadurch die weiſſe und rothe haut durch ſpielt/ und zu dem mit den ſchwartzen augen darzu accordirt/ die iſt jungfer- ſchwartz. Mel. Das heiſt ein formarum ſpectator ex proveſſo. Gil. Jch bin ein Theoreticus/ ihr ſeyd Practici. Fill. Und uͤber dem parlamentiren koͤmmt kein lied heraus. Gil. Jſt doch der diſcurs annehmlicher als ein lied. Fill. Gleichwol muß man diß thun/ warum man zuſammen kommen iſt. Gil. Er verziehe/ hier find ich ein andaͤchtiges. Es klagte mir einer ſeine noth/ wie daß er lange zeit mit ei- nem maͤdgen umgegangen/ und nicht anders vermeynt als waͤre er der leibhafftige Affection Galan: Endlich haͤtte er doch mit einem hoͤflichen korbe abziehen muͤſ- ſen. X 5

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Die für das DTA ausgewählte Ausgabe von 1701 vere… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/weise_jugend_1701
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/weise_jugend_1701/345
Zitationshilfe: Weise, Christian: Überflüßige Gedancken Der grünenden jugend. Leipzig, 1701, S. 329. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_jugend_1701/345>, abgerufen am 22.07.2024.