Weise, Christian: Überflüßige Gedancken Der grünenden jugend. Leipzig, 1701.Anderes Gespräch. JHr leute/ die ihr auff den reisen Euch müsset tag und nacht bemühn/ Durch hitz und frost/ durch eiß und eisen Dem tode fast entgegen ziehn; Ach kommt und macht es auch so schöne Gleichwie die zarten mutter-söhne. 2. Sie liegen bey der lieben mutter Auff einer weichen bären-haut/ Und wachsen fort in vollem futter/ Wie haus-laub oder knaben-kraut/ Biß nur das alter will vergönnen/ Daß sie ein weib bedienen können. 3. Jm Sommer sind sie wohl berathen/ So lang ein schatten kühlen kan/ Jm Winter geht das apffel-braten Am warmen ofen wieder an/ Da schwatzt die mutter bey dem lichte Die alten fabeln und geschichte. 4. Gedenckt ja einer an das wandern/ So reist er als ein ochsen-schwantz/ Von einem backen auff den andern/ Nach diesem ist die reise gantz/ Und muß die mutter sich beqvemen/ Den fremden herren anzunehmen. 5. Es reisen offtmahls solche brüder/ Wenn ihre mutter pflantzen säet/ Und kommen mit verwundern wieder/ Weil noch das kraut im felde steht: Da wollen sie die magd nicht kennen/ Und können kaum die katze nennen. 6. Da sagen diese fincken-reuter/ Sie hätten warlich stets vermeynt/ Die
Anderes Geſpraͤch. JHr leute/ die ihr auff den reiſen Euch muͤſſet tag und nacht bemuͤhn/ Durch hitz und froſt/ durch eiß und eiſen Dem tode faſt entgegen ziehn; Ach kommt und macht es auch ſo ſchoͤne Gleichwie die zarten mutter-ſoͤhne. 2. Sie liegen bey der lieben mutter Auff einer weichen baͤren-haut/ Und wachſen fort in vollem futter/ Wie haus-laub oder knaben-kraut/ Biß nur das alter will vergoͤnnen/ Daß ſie ein weib bedienen koͤnnen. 3. Jm Sommer ſind ſie wohl berathen/ So lang ein ſchatten kuͤhlen kan/ Jm Winter geht das apffel-braten Am warmen ofen wieder an/ Da ſchwatzt die mutter bey dem lichte Die alten fabeln und geſchichte. 4. Gedenckt ja einer an das wandern/ So reiſt er als ein ochſen-ſchwantz/ Von einem backen auff den andern/ Nach dieſem iſt die reiſe gantz/ Und muß die mutter ſich beqvemen/ Den fremden herren anzunehmen. 5. Es reiſen offtmahls ſolche bruͤder/ Wenn ihre mutter pflantzen ſaͤet/ Und kommen mit verwundern wieder/ Weil noch das kraut im felde ſteht: Da wollen ſie die magd nicht kennen/ Und koͤnnen kaum die katze nennen. 6. Da ſagen dieſe fincken-reuter/ Sie haͤtten warlich ſtets vermeynt/ Die
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Anderes Geſpraͤch.
JHr leute/ die ihr auff den reiſen
Euch muͤſſet tag und nacht bemuͤhn/
Durch hitz und froſt/ durch eiß und eiſen
Dem tode faſt entgegen ziehn;
Ach kommt und macht es auch ſo ſchoͤne
Gleichwie die zarten mutter-ſoͤhne.
2. Sie liegen bey der lieben mutter
Auff einer weichen baͤren-haut/
Und wachſen fort in vollem futter/
Wie haus-laub oder knaben-kraut/
Biß nur das alter will vergoͤnnen/
Daß ſie ein weib bedienen koͤnnen.
3. Jm Sommer ſind ſie wohl berathen/
So lang ein ſchatten kuͤhlen kan/
Jm Winter geht das apffel-braten
Am warmen ofen wieder an/
Da ſchwatzt die mutter bey dem lichte
Die alten fabeln und geſchichte.
4. Gedenckt ja einer an das wandern/
So reiſt er als ein ochſen-ſchwantz/
Von einem backen auff den andern/
Nach dieſem iſt die reiſe gantz/
Und muß die mutter ſich beqvemen/
Den fremden herren anzunehmen.
5. Es reiſen offtmahls ſolche bruͤder/
Wenn ihre mutter pflantzen ſaͤet/
Und kommen mit verwundern wieder/
Weil noch das kraut im felde ſteht:
Da wollen ſie die magd nicht kennen/
Und koͤnnen kaum die katze nennen.
6. Da ſagen dieſe fincken-reuter/
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