Weise, Christian: Überflüßige Gedancken Der grünenden jugend. Leipzig, 1701.Uberfl. gedancken andere gattung Fill. Es wäre unhöfflich/ dich allzeit auf der stube zu molestiren/ wir wollen morgen bey mir zusammen kommen. Gil. Jch bin zufrieden: nur daß die compagnie nicht weitläufftiger wird. Was ich ihnen vertraue/ das darff nicht ein jedweder wissen. Fill. Gar gut/ und hiermit eine geruhige nacht. Das andere Gespräch. Fill. Sieh da/ Mons. Gilanes/ woher so langsam? Gil. Und ich befürchte mich/ sie würden fragen wo- her so zeitlich? Jch stelle mich gleichfalls ein ohne complimenten. Fill. Da thustu gar recht/ ich dachte schon/ du wür- dest dich an einen bessern ort gemacht haben. Gil. Wo solte ich einen bessern ort antreffen/ da ich mit so einen paar guten freunden conversiren könte. Mel. Wir nehmen es zu danck an/ daß du so gütig von uns urtheilest. Fill. Doch wie stehts/ hastu auch feine liedergen mit? Gil. Jch weiß nicht was in den alten briefen ste- cken wird/ wir müssen darnach sehen. Fill. Was ist diß? Gil. Es ist ein lied/ das zwar eine ernsthafftige me- lodey/ aber doch einen sehr hönischen text hat/ es ist auf einen gericht/ der in 8 wochen fast durch die gantze welt gereist war/ und zwar mit solchem nutze/ daß er beyna- he seine frau mutter-sprache darbey vergessen. Fill. Es wird so gemacht seyn/ daß man es auf viel zugleich appliciren kan. Gil. Die materie ist nicht darwider. Jhr
Uberfl. gedancken andere gattung Fill. Es waͤre unhoͤfflich/ dich allzeit auf der ſtube zu moleſtiren/ wir wollen morgen bey mir zuſammen kommen. Gil. Jch bin zufrieden: nur daß die compagnie nicht weitlaͤufftiger wird. Was ich ihnen vertraue/ das darff nicht ein jedweder wiſſen. Fill. Gar gut/ und hiermit eine geruhige nacht. Das andere Geſpraͤch. Fill. Sieh da/ Monſ. Gilanes/ woher ſo langſam? Gil. Und ich befuͤrchte mich/ ſie wuͤrden fragen wo- her ſo zeitlich? Jch ſtelle mich gleichfalls ein ohne complimenten. Fill. Da thuſtu gar recht/ ich dachte ſchon/ du wuͤr- deſt dich an einen beſſern ort gemacht haben. Gil. Wo ſolte ich einen beſſern ort antreffen/ da ich mit ſo einen paar guten freunden converſiren koͤnte. Mel. Wir nehmen es zu danck an/ daß du ſo guͤtig von uns urtheileſt. Fill. Doch wie ſtehts/ haſtu auch feine liedeꝛgen mit? Gil. Jch weiß nicht was in den alten briefen ſte- cken wird/ wir muͤſſen darnach ſehen. Fill. Was iſt diß? Gil. Es iſt ein lied/ das zwar eine ernſthafftige me- lodey/ aber doch einen ſehr hoͤniſchen text hat/ es iſt auf einen gericht/ der in 8 wochen faſt durch die gantze welt gereiſt war/ und zwar mit ſolchem nutze/ daß er beyna- he ſeine frau mutter-ſprache darbey vergeſſen. Fill. Es wird ſo gemacht ſeyn/ daß man es auf viel zugleich appliciren kan. Gil. Die materie iſt nicht darwider. Jhr
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Uberfl. gedancken andere gattung
Fill. Es waͤre unhoͤfflich/ dich allzeit auf der ſtube
zu moleſtiren/ wir wollen morgen bey mir zuſammen
kommen.
Gil. Jch bin zufrieden: nur daß die compagnie
nicht weitlaͤufftiger wird. Was ich ihnen vertraue/
das darff nicht ein jedweder wiſſen.
Fill. Gar gut/ und hiermit eine geruhige nacht.
Das andere Geſpraͤch.
Fill. Sieh da/ Monſ. Gilanes/ woher ſo langſam?
Gil. Und ich befuͤrchte mich/ ſie wuͤrden fragen wo-
her ſo zeitlich? Jch ſtelle mich gleichfalls ein ohne
complimenten.
Fill. Da thuſtu gar recht/ ich dachte ſchon/ du wuͤr-
deſt dich an einen beſſern ort gemacht haben.
Gil. Wo ſolte ich einen beſſern ort antreffen/ da ich
mit ſo einen paar guten freunden converſiren koͤnte.
Mel. Wir nehmen es zu danck an/ daß du ſo guͤtig
von uns urtheileſt.
Fill. Doch wie ſtehts/ haſtu auch feine liedeꝛgen mit?
Gil. Jch weiß nicht was in den alten briefen ſte-
cken wird/ wir muͤſſen darnach ſehen.
Fill. Was iſt diß?
Gil. Es iſt ein lied/ das zwar eine ernſthafftige me-
lodey/ aber doch einen ſehr hoͤniſchen text hat/ es iſt auf
einen gericht/ der in 8 wochen faſt durch die gantze welt
gereiſt war/ und zwar mit ſolchem nutze/ daß er beyna-
he ſeine frau mutter-ſprache darbey vergeſſen.
Fill. Es wird ſo gemacht ſeyn/ daß man es auf viel
zugleich appliciren kan.
Gil. Die materie iſt nicht darwider.
Jhr
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Zitationshilfe: | Weise, Christian: Überflüßige Gedancken Der grünenden jugend. Leipzig, 1701, S. 314. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_jugend_1701/330>, abgerufen am 16.02.2025. |