Weise, Christian: Überflüßige Gedancken Der grünenden jugend. Leipzig, 1701.Eh ich dich nur ein eintzig mahl Du aber/ bist an allen enden Als eine jungfrau zart und fein/ Und wilst von lauter weichen hände[n] Gantz niedlich angegriffen seyn/ Es kan ein kleiner griff geschehen/ So gibt es bald ein groß versehen. Darum was wilstu ferner schweigen/ Komm/ stimme deine lieder an/ Jch will dir in der that bezeugen/ Daß ich die griffe richtig kan/ Und in dergleichen lust-gewerbe Mit greiffen leichtlich nichts verderbe. Gilanes sang diß lied in seiner vollen andacht her/ daß T 2
Eh ich dich nur ein eintzig mahl Du aber/ biſt an allen enden Als eine jungfrau zart und fein/ Und wilſt von lauter weichen haͤnde[n] Gantz niedlich angegriffen ſeyn/ Es kan ein kleiner griff geſchehen/ So gibt es bald ein groß verſehen. Darum was wilſtu ferner ſchweigen/ Komm/ ſtimme deine lieder an/ Jch will dir in der that bezeugen/ Daß ich die griffe richtig kan/ Und in dergleichen luſt-gewerbe Mit greiffen leichtlich nichts verderbe. Gilanes ſang diß lied in ſeiner vollen andacht her/ daß T 2
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <lg n="4"> <pb facs="#f0307" n="291"/> <l>Eh ich dich nur ein eintzig mahl</l><lb/> <l>So vor die hunde werffen ſolte:</l><lb/> <l>Die kutſcher moͤgen ſtein und ſtahl</l><lb/> <l>Jn ihrer groben hand verwalten/</l><lb/> <l>Die koͤnnen beſſer wiederhalten.</l> </lg><lb/> <lg n="5"> <l>Du aber/ biſt an allen enden</l><lb/> <l>Als eine jungfrau zart und fein/</l><lb/> <l>Und wilſt von lauter weichen haͤnde<supplied>n</supplied></l><lb/> <l>Gantz niedlich angegriffen ſeyn/</l><lb/> <l>Es kan ein kleiner griff geſchehen/</l><lb/> <l>So gibt es bald ein groß verſehen.</l> </lg><lb/> <lg n="6"> <l>Darum was wilſtu ferner ſchweigen/</l><lb/> <l>Komm/ ſtimme deine lieder an/</l><lb/> <l>Jch will dir in der that bezeugen/</l><lb/> <l>Daß ich die griffe richtig kan/</l><lb/> <l>Und in dergleichen luſt-gewerbe</l><lb/> <l>Mit greiffen leichtlich nichts verderbe.</l> </lg> </lg><lb/> <p><hi rendition="#fr">Gilanes</hi> ſang diß lied in ſeiner vollen andacht her/<lb/> und meynte nicht/ daß jemand auſſer ihm ſeine freude<lb/> dran haͤtte. Allein <hi rendition="#fr">Fillidor</hi> und <hi rendition="#fr">Melintes</hi> ſtun-<lb/> den vor der thuͤr und wolten ihn nicht verſtoͤren. Letz-<lb/> lich kamen ſie ihm unverſehens uͤber den hals/ und ſa-<lb/> gte Fillidor: bruder/ greiff dich fein ſatt und verderbe<lb/> auch nichts. Gilanes verwunderte ſich/ wo die un-<lb/> verhofften gaͤſte herkaͤmen/ bat/ ſie ſolten ihm zu gute<lb/> halten/ daß er uͤber ſeinem renovirtem Clavichordio ſo<lb/> entzuͤckt worden/ und ſie nicht eher in acht genommen.<lb/> Sie baten ihn hingegen/ er ſolte ſich nicht abhalten laſ-<lb/> ſen/ ſie waͤren die jenigen nicht/ die ihn in dergleichen<lb/> guten vorſatz verſtoͤren wolten. Abſonderlich be-<lb/> gehrte Melintes/ Gilanes moͤchte doch eines von ſei-<lb/> nen liedern hoͤren laſſen/ weil ihm wohl bekandt waͤre/<lb/> <fw place="bottom" type="sig">T 2</fw><fw place="bottom" type="catch">daß</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [291/0307]
Eh ich dich nur ein eintzig mahl
So vor die hunde werffen ſolte:
Die kutſcher moͤgen ſtein und ſtahl
Jn ihrer groben hand verwalten/
Die koͤnnen beſſer wiederhalten.
Du aber/ biſt an allen enden
Als eine jungfrau zart und fein/
Und wilſt von lauter weichen haͤnden
Gantz niedlich angegriffen ſeyn/
Es kan ein kleiner griff geſchehen/
So gibt es bald ein groß verſehen.
Darum was wilſtu ferner ſchweigen/
Komm/ ſtimme deine lieder an/
Jch will dir in der that bezeugen/
Daß ich die griffe richtig kan/
Und in dergleichen luſt-gewerbe
Mit greiffen leichtlich nichts verderbe.
Gilanes ſang diß lied in ſeiner vollen andacht her/
und meynte nicht/ daß jemand auſſer ihm ſeine freude
dran haͤtte. Allein Fillidor und Melintes ſtun-
den vor der thuͤr und wolten ihn nicht verſtoͤren. Letz-
lich kamen ſie ihm unverſehens uͤber den hals/ und ſa-
gte Fillidor: bruder/ greiff dich fein ſatt und verderbe
auch nichts. Gilanes verwunderte ſich/ wo die un-
verhofften gaͤſte herkaͤmen/ bat/ ſie ſolten ihm zu gute
halten/ daß er uͤber ſeinem renovirtem Clavichordio ſo
entzuͤckt worden/ und ſie nicht eher in acht genommen.
Sie baten ihn hingegen/ er ſolte ſich nicht abhalten laſ-
ſen/ ſie waͤren die jenigen nicht/ die ihn in dergleichen
guten vorſatz verſtoͤren wolten. Abſonderlich be-
gehrte Melintes/ Gilanes moͤchte doch eines von ſei-
nen liedern hoͤren laſſen/ weil ihm wohl bekandt waͤre/
daß
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