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Weise, Christian: Überflüßige Gedancken Der grünenden jugend. Leipzig, 1701.

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Der triumphirenden keuschheit
wissen wird dich selbst überzeigen/ daß du den galgen
verdient hast. Jndem aber so wohl dein leben/ als
dein tod in unsern händen steht/ so wollen wir von
beyden dir die wahl lassen.
Eph. Gnädiger Herr/ ich bitte um nichts mehr/ als
umb ein reputirlich leben/ oder umb einen reputir-
lichen tod.
Flor. Die reputation hat euch treflich eingenommen.
Eph. Es muß auch seyn/ wer wolte sich ins künfftige
sonst zu einem thorwärter gebrauchen lassen.
Rod. Du solst reputirlich gnug tractiret werden/ sage
nur/ wilstu leben oder sterben?
Eph. Jch armer alter mann/ ich komme bald gnug
zum sterben/ wann es seyn könte/ daß ich leben dürf-
te/ so wäre mir es ein grosser dienst.
Rod. So wollen auch wir/ daß du leben solst.
Eph. (kniet) Ach allergnädigster Herr/ mit was vor
demüthigen worten soll ich meine grosse danckbar-
keit gegen so eine unverhoffte gnade erweisen. Jst
die sünde vergeben/ und darff ich wieder mit gutem
gewissen an mein ampt gehen?
Rod. Du hast volle vergebung/ und damit du siehest/
welcher massen alles nach deinem wunsche ergehe/
so nimm deine liebste Sibylle zum ehlichen gemahl
an/ und wo du morgen bey dem angestellten beyla-
ger mit auffwarten wilst/ soll dir zu ehren eine son-
derliche tafel hinter dem kachel-ofen aufgeschlagen
werden.
Eph. Herr/ das leben ist mir lieb/ aber - - (er kraut
sich im kopffe.)
Rod. Hast du noch nicht gnug.
Eph. Jch habe gar zu viel/ mit der liebsten möchte es
noch
Der triumphirenden keuſchheit
wiſſen wird dich ſelbſt uͤbeꝛzeigen/ daß du den galgen
verdient haſt. Jndem aber ſo wohl dein leben/ als
dein tod in unſern haͤnden ſteht/ ſo wollen wir von
beyden dir die wahl laſſen.
Eph. Gnaͤdiger Herr/ ich bitte um nichts mehr/ als
umb ein reputirlich leben/ oder umb einen reputir-
lichen tod.
Flor. Die reputation hat euch treflich eingenommen.
Eph. Es muß auch ſeyn/ wer wolte ſich ins kuͤnfftige
ſonſt zu einem thorwaͤrter gebrauchen laſſen.
Rod. Du ſolſt reputirlich gnug tractiret werden/ ſage
nur/ wilſtu leben oder ſterben?
Eph. Jch armer alter mann/ ich komme bald gnug
zum ſterben/ wann es ſeyn koͤnte/ daß ich leben duͤrf-
te/ ſo waͤre mir es ein groſſer dienſt.
Rod. So wollen auch wir/ daß du leben ſolſt.
Eph. (kniet) Ach allergnaͤdigſter Herr/ mit was vor
demuͤthigen worten ſoll ich meine groſſe danckbar-
keit gegen ſo eine unverhoffte gnade erweiſen. Jſt
die ſuͤnde vergeben/ und darff ich wieder mit gutem
gewiſſen an mein ampt gehen?
Rod. Du haſt volle vergebung/ und damit du ſieheſt/
welcher maſſen alles nach deinem wunſche ergehe/
ſo nimm deine liebſte Sibylle zum ehlichen gemahl
an/ und wo du morgen bey dem angeſtellten beyla-
ger mit auffwarten wilſt/ ſoll dir zu ehren eine ſon-
derliche tafel hinter dem kachel-ofen aufgeſchlagen
werden.
Eph. Herr/ das leben iſt mir lieb/ aber ‒ ‒ (er kraut
ſich im kopffe.)
Rod. Haſt du noch nicht gnug.
Eph. Jch habe gar zu viel/ mit der liebſten moͤchte es
noch
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[274/0290] Der triumphirenden keuſchheit wiſſen wird dich ſelbſt uͤbeꝛzeigen/ daß du den galgen verdient haſt. Jndem aber ſo wohl dein leben/ als dein tod in unſern haͤnden ſteht/ ſo wollen wir von beyden dir die wahl laſſen. Eph. Gnaͤdiger Herr/ ich bitte um nichts mehr/ als umb ein reputirlich leben/ oder umb einen reputir- lichen tod. Flor. Die reputation hat euch treflich eingenommen. Eph. Es muß auch ſeyn/ wer wolte ſich ins kuͤnfftige ſonſt zu einem thorwaͤrter gebrauchen laſſen. Rod. Du ſolſt reputirlich gnug tractiret werden/ ſage nur/ wilſtu leben oder ſterben? Eph. Jch armer alter mann/ ich komme bald gnug zum ſterben/ wann es ſeyn koͤnte/ daß ich leben duͤrf- te/ ſo waͤre mir es ein groſſer dienſt. Rod. So wollen auch wir/ daß du leben ſolſt. Eph. (kniet) Ach allergnaͤdigſter Herr/ mit was vor demuͤthigen worten ſoll ich meine groſſe danckbar- keit gegen ſo eine unverhoffte gnade erweiſen. Jſt die ſuͤnde vergeben/ und darff ich wieder mit gutem gewiſſen an mein ampt gehen? Rod. Du haſt volle vergebung/ und damit du ſieheſt/ welcher maſſen alles nach deinem wunſche ergehe/ ſo nimm deine liebſte Sibylle zum ehlichen gemahl an/ und wo du morgen bey dem angeſtellten beyla- ger mit auffwarten wilſt/ ſoll dir zu ehren eine ſon- derliche tafel hinter dem kachel-ofen aufgeſchlagen werden. Eph. Herr/ das leben iſt mir lieb/ aber ‒ ‒ (er kraut ſich im kopffe.) Rod. Haſt du noch nicht gnug. Eph. Jch habe gar zu viel/ mit der liebſten moͤchte es noch

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Zitationshilfe: Weise, Christian: Überflüßige Gedancken Der grünenden jugend. Leipzig, 1701, S. 274. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_jugend_1701/290>, abgerufen am 12.06.2024.