Weise, Christian: Überflüßige Gedancken Der grünenden jugend. Leipzig, 1701.Fünffte Handlung. Rod. Sie werden an den hals gehänckt/ und der ge- hört so eigentlich nicht zu dem ehstande/ sie fressen kaum nicht so viel. Sib. Was wäre uns dann mit solchen hungerleidern gedient/ wer nicht isset/ der kan auch nicht - - leben. Rod. So last euch an ihre statt aufknüpffen. Sib. Das war wieder eins. Rod. Einer muß gleichwol zum wenigsten drau. Sib. Keiner/ wär viel besser. Clar. Liebster Rodomann! Wir haben noch ein vier- tel-stündgen übrig/ das sich auff einige kurtzweil an- wenden läst. Wenn wir die gefangenen liessen hieher bringen/ und verlobten sie mit einander/ es wären gleichwohl zwey schöne pärgen/ die bey mor- gendem beylager könten mit durchwischen. Rod. Wir dürffen hier nicht nach unserm gefallen le- ben. Flor. Sie haben zu befehlen/ und was mich anlangt/ wolt ich die lust ehe suchen/ als verhindern. Bel. Jch bitte selbst/ er mißgönne uns die ergötzlig- keit nicht? Rod. Nach dero belieben. Dromo/ lauff/ und bringe den thorwärter hieher/ den sohn laß noch stecken. (Sie setzen sich.) Sib. Nun wird mir das hertz umb 7 stein leichter/ ja wer nun die verliebten sachen nicht alle vergessen hätte. Ach wo bleibt der kerle/ daß er nicht fortge- het/ kömmt mir doch ein jeglicher augenblick länger vor/ als sonst tausend. (Dromo bringt den Ephialtes.) O das gold-engelgen/ da kommt es her/ daß ich dich zur glückseligen stunde wieder sehe. Rod. Ephialtes/ du alter unnützer karngaul/ dein ge- wissen S
Fuͤnffte Handlung. Rod. Sie werden an den hals gehaͤnckt/ und der ge- hoͤrt ſo eigentlich nicht zu dem ehſtande/ ſie freſſen kaum nicht ſo viel. Sib. Was waͤre uns dann mit ſolchen hungerleidern gedient/ wer nicht iſſet/ der kan auch nicht ‒ ‒ leben. Rod. So laſt euch an ihre ſtatt aufknuͤpffen. Sib. Das war wieder eins. Rod. Einer muß gleichwol zum wenigſten drau. Sib. Keiner/ waͤr viel beſſer. Clar. Liebſter Rodomann! Wir haben noch ein vier- tel-ſtuͤndgen uͤbrig/ das ſich auff einige kurtzweil an- wenden laͤſt. Wenn wir die gefangenen lieſſen hieher bringen/ und verlobten ſie mit einander/ es waͤren gleichwohl zwey ſchoͤne paͤrgen/ die bey mor- gendem beylager koͤnten mit durchwiſchen. Rod. Wir duͤrffen hier nicht nach unſerm gefallen le- ben. Flor. Sie haben zu befehlen/ und was mich anlangt/ wolt ich die luſt ehe ſuchen/ als verhindern. Bel. Jch bitte ſelbſt/ er mißgoͤnne uns die ergoͤtzlig- keit nicht? Rod. Nach dero belieben. Dromo/ lauff/ und bringe den thorwaͤrter hieher/ den ſohn laß noch ſtecken. (Sie ſetzen ſich.) Sib. Nun wird mir das hertz umb 7 ſtein leichter/ ja wer nun die verliebten ſachen nicht alle vergeſſen haͤtte. Ach wo bleibt der kerle/ daß er nicht fortge- het/ koͤmmt mir doch ein jeglicher augenblick laͤnger vor/ als ſonſt tauſend. (Dromo bringt den Ephialtes.) O das gold-engelgen/ da kommt es her/ daß ich dich zur gluͤckſeligen ſtunde wieder ſehe. Rod. Ephialtes/ du alter unnuͤtzer karngaul/ dein ge- wiſſen S
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Fuͤnffte Handlung.
Rod. Sie werden an den hals gehaͤnckt/ und der ge-
hoͤrt ſo eigentlich nicht zu dem ehſtande/ ſie freſſen
kaum nicht ſo viel.
Sib. Was waͤre uns dann mit ſolchen hungerleidern
gedient/ wer nicht iſſet/ der kan auch nicht ‒ ‒ leben.
Rod. So laſt euch an ihre ſtatt aufknuͤpffen.
Sib. Das war wieder eins.
Rod. Einer muß gleichwol zum wenigſten drau.
Sib. Keiner/ waͤr viel beſſer.
Clar. Liebſter Rodomann! Wir haben noch ein vier-
tel-ſtuͤndgen uͤbrig/ das ſich auff einige kurtzweil an-
wenden laͤſt. Wenn wir die gefangenen lieſſen
hieher bringen/ und verlobten ſie mit einander/ es
waͤren gleichwohl zwey ſchoͤne paͤrgen/ die bey mor-
gendem beylager koͤnten mit durchwiſchen.
Rod. Wir duͤrffen hier nicht nach unſerm gefallen le-
ben.
Flor. Sie haben zu befehlen/ und was mich anlangt/
wolt ich die luſt ehe ſuchen/ als verhindern.
Bel. Jch bitte ſelbſt/ er mißgoͤnne uns die ergoͤtzlig-
keit nicht?
Rod. Nach dero belieben. Dromo/ lauff/ und bringe
den thorwaͤrter hieher/ den ſohn laß noch ſtecken.
(Sie ſetzen ſich.)
Sib. Nun wird mir das hertz umb 7 ſtein leichter/ ja
wer nun die verliebten ſachen nicht alle vergeſſen
haͤtte. Ach wo bleibt der kerle/ daß er nicht fortge-
het/ koͤmmt mir doch ein jeglicher augenblick laͤnger
vor/ als ſonſt tauſend. (Dromo bringt den
Ephialtes.) O das gold-engelgen/ da kommt es
her/ daß ich dich zur gluͤckſeligen ſtunde wieder ſehe.
Rod. Ephialtes/ du alter unnuͤtzer karngaul/ dein ge-
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Zitationshilfe: | Weise, Christian: Überflüßige Gedancken Der grünenden jugend. Leipzig, 1701, S. 273. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_jugend_1701/289>, abgerufen am 16.02.2025. |