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Weise, Christian: Überflüßige Gedancken Der grünenden jugend. Leipzig, 1701.

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Fünffte Handlung.
mein hertz/ mein eigenthum/ mein alles in allen ist/
und den ich meinen liebsten Floretto nennen kan.
Flor. Jch laß es gern geschehn/ doch ihr habt den Flo-
retto noch nicht deutlich gnug beschrieben.
Bel. Wer ins künfftige mein liebster seyn will/ muß
mein versehen zu bessern wissen.
Flor. Jhr solt sagen/ Floretto empfinde eine liebe/ die
mit nichts zu vergleichen ist.
Bel. Meynt ihr/ daß Belisse ihre liebe wolle mit et-
was vergleichen lassen.
Fl. Das weiß ich nicht/ ich muß das beste hoffen.
Bel. Jhr müst mir in eurer hoffnung mit gutem er-
empel vorgehen.
Fl. Nicht allein in der hoffnung/ sondern vielmehr in
der that/ sehet/ liebste Belisse.
(Er küst sie.)
Bel. |Was heist das muthwill?
Fl. Beliebet euch die waare nicht/ so gebt mirs wieder.
Bel. Das kan ich wohl thun/ immerhin. (sie küsset.)
Fl. Mein kind! es war das rechte nicht/ ich begehre es
auch nicht.
(er küst.)
Bel. So will ich keines von beyden haben/ da nehmt
alles zugleich.
(sie küst.)
Fl. Liebste Belisse/ wer hätte vermeynt/ daß sich unsere
unbegreifliche bestürtzung so bald in dergleichen
kurtzweil verwandeln solle.
Bel. Hab ichs nicht vermeynt/ so hab ichs doch gehofft.
Fl. Ach gebe GOtt! daß dieser tag vollkommen glück-
selig heisse/ damit der anfang meiner gemüths-be-
friedigung zugleich das ende aller trübseligkeit sey.
Jhr liebreichen armen schliesst euch zusammen.
Jn euch will ich leben/ in euch will ich mich vergnü-
gen/ in euch will ich dermaleins den lebens-satten
geist
Fuͤnffte Handlung.
mein hertz/ mein eigenthum/ mein alles in allen iſt/
und den ich meinen liebſten Floretto nennen kan.
Flor. Jch laß es gern geſchehn/ doch ihr habt den Flo-
retto noch nicht deutlich gnug beſchrieben.
Bel. Wer ins kuͤnfftige mein liebſter ſeyn will/ muß
mein verſehen zu beſſern wiſſen.
Flor. Jhr ſolt ſagen/ Floretto empfinde eine liebe/ die
mit nichts zu vergleichen iſt.
Bel. Meynt ihr/ daß Beliſſe ihre liebe wolle mit et-
was vergleichen laſſen.
Fl. Das weiß ich nicht/ ich muß das beſte hoffen.
Bel. Jhr muͤſt mir in eurer hoffnung mit gutem er-
empel vorgehen.
Fl. Nicht allein in der hoffnung/ ſondern vielmehr in
der that/ ſehet/ liebſte Beliſſe.
(Er kuͤſt ſie.)
Bel. |Was heiſt das muthwill?
Fl. Beliebet euch die waare nicht/ ſo gebt mirs wieder.
Bel. Das kan ich wohl thun/ immerhin. (ſie kuͤſſet.)
Fl. Mein kind! es war das rechte nicht/ ich begehre es
auch nicht.
(er kuͤſt.)
Bel. So will ich keines von beyden haben/ da nehmt
alles zugleich.
(ſie kuͤſt.)
Fl. Liebſte Beliſſe/ wer haͤtte vermeynt/ daß ſich unſere
unbegreifliche beſtuͤrtzung ſo bald in dergleichen
kurtzweil verwandeln ſolle.
Bel. Hab ichs nicht vermeynt/ ſo hab ichs doch gehofft.
Fl. Ach gebe GOtt! daß dieſer tag vollkommen gluͤck-
ſelig heiſſe/ damit der anfang meiner gemuͤths-be-
friedigung zugleich das ende aller truͤbſeligkeit ſey.
Jhr liebreichen armen ſchlieſſt euch zuſammen.
Jn euch will ich leben/ in euch will ich mich vergnuͤ-
gen/ in euch will ich dermaleins den lebens-ſatten
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[267/0283] Fuͤnffte Handlung. mein hertz/ mein eigenthum/ mein alles in allen iſt/ und den ich meinen liebſten Floretto nennen kan. Flor. Jch laß es gern geſchehn/ doch ihr habt den Flo- retto noch nicht deutlich gnug beſchrieben. Bel. Wer ins kuͤnfftige mein liebſter ſeyn will/ muß mein verſehen zu beſſern wiſſen. Flor. Jhr ſolt ſagen/ Floretto empfinde eine liebe/ die mit nichts zu vergleichen iſt. Bel. Meynt ihr/ daß Beliſſe ihre liebe wolle mit et- was vergleichen laſſen. Fl. Das weiß ich nicht/ ich muß das beſte hoffen. Bel. Jhr muͤſt mir in eurer hoffnung mit gutem er- empel vorgehen. Fl. Nicht allein in der hoffnung/ ſondern vielmehr in der that/ ſehet/ liebſte Beliſſe. (Er kuͤſt ſie.) Bel. |Was heiſt das muthwill? Fl. Beliebet euch die waare nicht/ ſo gebt mirs wieder. Bel. Das kan ich wohl thun/ immerhin. (ſie kuͤſſet.) Fl. Mein kind! es war das rechte nicht/ ich begehre es auch nicht. (er kuͤſt.) Bel. So will ich keines von beyden haben/ da nehmt alles zugleich. (ſie kuͤſt.) Fl. Liebſte Beliſſe/ wer haͤtte vermeynt/ daß ſich unſere unbegreifliche beſtuͤrtzung ſo bald in dergleichen kurtzweil verwandeln ſolle. Bel. Hab ichs nicht vermeynt/ ſo hab ichs doch gehofft. Fl. Ach gebe GOtt! daß dieſer tag vollkommen gluͤck- ſelig heiſſe/ damit der anfang meiner gemuͤths-be- friedigung zugleich das ende aller truͤbſeligkeit ſey. Jhr liebreichen armen ſchlieſſt euch zuſammen. Jn euch will ich leben/ in euch will ich mich vergnuͤ- gen/ in euch will ich dermaleins den lebens-ſatten geiſt

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Zitationshilfe: Weise, Christian: Überflüßige Gedancken Der grünenden jugend. Leipzig, 1701, S. 267. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_jugend_1701/283>, abgerufen am 11.06.2024.