Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Weise, Christian: Überflüßige Gedancken Der grünenden jugend. Leipzig, 1701.

Bild:
<< vorherige Seite
Der triumphirenden keuschheit
West/ der unser gescheitertes schiff vor den gefährli-
chen klippen abgeführet hat. Jhr seyd der unver-
gleichliche künstler/ der allen rost von unser königli-
chen krone abgewischt hat. Mit einem worte/ daß
wir König sind/ das habt ihr zu wege bracht.
Flor. Großmächtigster König und herr! das ansehen
E. M. ist freylich so groß/ daß niemand deroselben
etwas nahe kommen kan/ der nicht zugleich das opf-
fer aller gehorsamsten dienstleistung darstelle muß:
Aber/ daß ich solte so glückselig gewesen seyn/ die ge-
ringste gefälltgkeit aus eigenen vermögen abzustat-
ten/ darff ich mich nicht berühmen/ aus beysorge/ der
himmel möchte mich eines unbilligen raubes be-
schuldigen. Meine faust hat dergleichen würckung
nicht gehabt: meine säiten sind mit ihrer wohlge-
stimmten vereinigung so mächtig nicht gewesen: der
himmel/ der E. M. allezeit mit unzertrennter gewo-
genheit angesehen hat/ der hat mich auch nicht an-
ders/ als einen geringen werckzeug gebrauchen wol-
len/ und mein glücke bestehet hirinne/ daß ich dem
gütigen verhengniß gleichsam als vor einen dol-
metscher gedienet habe.
Carl. Es ist an dem/ derselbe/ der über uns wohnet/
und der alle sachen durch seine allein weise regierung
wohl auszuführen weiß/ derselbe muß die erstlinge
unserer danckbarkeit haben/ wo wir uns der künff-
tigen glückseligkeit nicht unwürdig machen wollen.
Doch dürfft ihr allen ruhm nicht ausschlagen. Zum
wenigsten ehren wir euch/ als einen himmlischen
werckzeug/ und versehen uns durch euch zukünffti-
ger ersprießlichkeit.
Flor. So tieff als ich mich unter diese lob-erhebung
setze/
Der triumphirenden keuſchheit
Weſt/ der unſer geſcheitertes ſchiff vor den gefaͤhrli-
chen klippen abgefuͤhret hat. Jhr ſeyd der unver-
gleichliche kuͤnſtler/ der allen roſt von unſer koͤnigli-
chen krone abgewiſcht hat. Mit einem worte/ daß
wir Koͤnig ſind/ das habt ihr zu wege bꝛacht.
Flor. Großmaͤchtigſter Koͤnig und herr! das anſehen
E. M. iſt freylich ſo groß/ daß niemand deroſelben
etwas nahe kommen kan/ der nicht zugleich das opf-
fer aller gehorſamſten dienſtleiſtung darſtelle muß:
Aber/ daß ich ſolte ſo gluͤckſelig geweſen ſeyn/ die ge-
ringſte gefaͤlltgkeit aus eigenen vermoͤgen abzuſtat-
ten/ darff ich mich nicht beruͤhmen/ aus beyſorge/ der
himmel moͤchte mich eines unbilligen raubes be-
ſchuldigen. Meine fauſt hat dergleichen wuͤrckung
nicht gehabt: meine ſaͤiten ſind mit ihrer wohlge-
ſtimmten vereinigung ſo maͤchtig nicht geweſen: der
himmel/ der E. M. allezeit mit unzertrennter gewo-
genheit angeſehen hat/ der hat mich auch nicht an-
ders/ als einen geringen werckzeug gebrauchen wol-
len/ und mein gluͤcke beſtehet hirinne/ daß ich dem
guͤtigen verhengniß gleichſam als vor einen dol-
metſcher gedienet habe.
Carl. Es iſt an dem/ derſelbe/ der uͤber uns wohnet/
und deꝛ alle ſachen duꝛch ſeine allein weiſe regierung
wohl auszufuͤhren weiß/ derſelbe muß die erſtlinge
unſerer danckbarkeit haben/ wo wir uns der kuͤnff-
tigen gluͤckſeligkeit nicht unwuͤrdig machen wollen.
Doch duͤꝛfft ihr allen ruhm nicht ausſchlagen. Zum
wenigſten ehren wir euch/ als einen himmliſchen
werckzeug/ und verſehen uns durch euch zukuͤnffti-
ger erſprießlichkeit.
Flor. So tieff als ich mich unter dieſe lob-erhebung
ſetze/
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="3">
          <sp who="#CAR">
            <p><pb facs="#f0278" n="262"/><fw place="top" type="header">Der triumphirenden keu&#x017F;chheit</fw><lb/>
We&#x017F;t/ der un&#x017F;er ge&#x017F;cheitertes &#x017F;chiff vor den gefa&#x0364;hrli-<lb/>
chen klippen abgefu&#x0364;hret hat. Jhr &#x017F;eyd der unver-<lb/>
gleichliche ku&#x0364;n&#x017F;tler/ der allen ro&#x017F;t von un&#x017F;er ko&#x0364;nigli-<lb/>
chen krone abgewi&#x017F;cht hat. Mit einem worte/ daß<lb/>
wir Ko&#x0364;nig &#x017F;ind/ das habt ihr zu wege b&#xA75B;acht.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#FL">
            <speaker>Flor.</speaker>
            <p>Großma&#x0364;chtig&#x017F;ter Ko&#x0364;nig und herr! das an&#x017F;ehen<lb/>
E. M. i&#x017F;t freylich &#x017F;o groß/ daß niemand dero&#x017F;elben<lb/>
etwas nahe kommen kan/ der nicht zugleich das opf-<lb/>
fer aller gehor&#x017F;am&#x017F;ten dien&#x017F;tlei&#x017F;tung dar&#x017F;telle muß:<lb/>
Aber/ daß ich &#x017F;olte &#x017F;o glu&#x0364;ck&#x017F;elig gewe&#x017F;en &#x017F;eyn/ die ge-<lb/>
ring&#x017F;te gefa&#x0364;lltgkeit aus eigenen vermo&#x0364;gen abzu&#x017F;tat-<lb/>
ten/ darff ich mich nicht beru&#x0364;hmen/ aus bey&#x017F;orge/ der<lb/>
himmel mo&#x0364;chte mich eines unbilligen raubes be-<lb/>
&#x017F;chuldigen. Meine fau&#x017F;t hat dergleichen wu&#x0364;rckung<lb/>
nicht gehabt: meine &#x017F;a&#x0364;iten &#x017F;ind mit ihrer wohlge-<lb/>
&#x017F;timmten vereinigung &#x017F;o ma&#x0364;chtig nicht gewe&#x017F;en: der<lb/>
himmel/ der E. M. allezeit mit unzertrennter gewo-<lb/>
genheit ange&#x017F;ehen hat/ der hat mich auch nicht an-<lb/>
ders/ als einen geringen werckzeug gebrauchen wol-<lb/>
len/ und mein glu&#x0364;cke be&#x017F;tehet hirinne/ daß ich dem<lb/>
gu&#x0364;tigen verhengniß gleich&#x017F;am als vor einen dol-<lb/>
met&#x017F;cher gedienet habe.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#CAR">
            <speaker>Carl.</speaker>
            <p>Es i&#x017F;t an dem/ der&#x017F;elbe/ der u&#x0364;ber uns wohnet/<lb/>
und de&#xA75B; alle &#x017F;achen du&#xA75B;ch &#x017F;eine allein wei&#x017F;e regierung<lb/>
wohl auszufu&#x0364;hren weiß/ der&#x017F;elbe muß die er&#x017F;tlinge<lb/>
un&#x017F;erer danckbarkeit haben/ wo wir uns der ku&#x0364;nff-<lb/>
tigen glu&#x0364;ck&#x017F;eligkeit nicht unwu&#x0364;rdig machen wollen.<lb/>
Doch du&#x0364;&#xA75B;fft ihr allen ruhm nicht aus&#x017F;chlagen. Zum<lb/>
wenig&#x017F;ten ehren wir euch/ als einen himmli&#x017F;chen<lb/>
werckzeug/ und ver&#x017F;ehen uns durch euch zuku&#x0364;nffti-<lb/>
ger er&#x017F;prießlichkeit.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#FL">
            <speaker>Flor.</speaker>
            <p>So tieff als ich mich unter die&#x017F;e lob-erhebung<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x017F;etze/</fw><lb/></p>
          </sp>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[262/0278] Der triumphirenden keuſchheit Weſt/ der unſer geſcheitertes ſchiff vor den gefaͤhrli- chen klippen abgefuͤhret hat. Jhr ſeyd der unver- gleichliche kuͤnſtler/ der allen roſt von unſer koͤnigli- chen krone abgewiſcht hat. Mit einem worte/ daß wir Koͤnig ſind/ das habt ihr zu wege bꝛacht. Flor. Großmaͤchtigſter Koͤnig und herr! das anſehen E. M. iſt freylich ſo groß/ daß niemand deroſelben etwas nahe kommen kan/ der nicht zugleich das opf- fer aller gehorſamſten dienſtleiſtung darſtelle muß: Aber/ daß ich ſolte ſo gluͤckſelig geweſen ſeyn/ die ge- ringſte gefaͤlltgkeit aus eigenen vermoͤgen abzuſtat- ten/ darff ich mich nicht beruͤhmen/ aus beyſorge/ der himmel moͤchte mich eines unbilligen raubes be- ſchuldigen. Meine fauſt hat dergleichen wuͤrckung nicht gehabt: meine ſaͤiten ſind mit ihrer wohlge- ſtimmten vereinigung ſo maͤchtig nicht geweſen: der himmel/ der E. M. allezeit mit unzertrennter gewo- genheit angeſehen hat/ der hat mich auch nicht an- ders/ als einen geringen werckzeug gebrauchen wol- len/ und mein gluͤcke beſtehet hirinne/ daß ich dem guͤtigen verhengniß gleichſam als vor einen dol- metſcher gedienet habe. Carl. Es iſt an dem/ derſelbe/ der uͤber uns wohnet/ und deꝛ alle ſachen duꝛch ſeine allein weiſe regierung wohl auszufuͤhren weiß/ derſelbe muß die erſtlinge unſerer danckbarkeit haben/ wo wir uns der kuͤnff- tigen gluͤckſeligkeit nicht unwuͤrdig machen wollen. Doch duͤꝛfft ihr allen ruhm nicht ausſchlagen. Zum wenigſten ehren wir euch/ als einen himmliſchen werckzeug/ und verſehen uns durch euch zukuͤnffti- ger erſprießlichkeit. Flor. So tieff als ich mich unter dieſe lob-erhebung ſetze/

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Die für das DTA ausgewählte Ausgabe von 1701 vere… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/weise_jugend_1701
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/weise_jugend_1701/278
Zitationshilfe: Weise, Christian: Überflüßige Gedancken Der grünenden jugend. Leipzig, 1701, S. 262. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_jugend_1701/278>, abgerufen am 22.11.2024.