Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Weise, Christian: Überflüßige Gedancken Der grünenden jugend. Leipzig, 1701.

Bild:
<< vorherige Seite
Der triumphirenden keuschheit
Fünffte Handlung.
Amyntas/ Gaston.
Am.
SO lebt der König?
Gast. Er lebt und ist wohl auff.
Am. Und ist von allen verwirrten gedancken befreyet?
Gast. Er ist nicht allein bey vollkommenem verstand/
sondern er nimmt allbereit des reichs angelegenhei-
ten wieder in acht.
Am. Jch/ als ein Ausländer/ kan mich nicht gnugsam
verwundern.
Gast. Jch/ als ein einheimischer/ kan mich nicht gnug-
sam drüber erfreuen.
Am. Diese würckung hätt ich in dem schwachen seiten-
spiel nicht gesucht.
Gast. Floretto ist uns auch/ als ein engel vom himmel
unverhoffter weise zugeschickt worden.
Am. Man siehet hieraus/ wie das verhängnis selber
vor der Könige wohlstand sorge träget. Jst aber
Floretto mit einiger danckbaren mildigkeit angese-
hen worden?
Gast. Jch weiß nicht/ ob ich meinen augen oder ohren
trauen soll: Er giebt sich vor des tapffern Ludwigs
aus Sachsen sohn aus/ sein knechtischer habit hat
sich in fürstlichen schmuck verwandelt/ und welcher
sich Floretto nennen ließ/ wird itzt von allen Gros-
sen/ als Graf Heinrich beehret.
Am. Also hat die music noch einige würckung gehabt?
Gast. Die vernunfft-losen macht sie verständig/ und
die knechte macht sie zu Grafen.
Am. Die rechte warheit zu bekennen/ ich habe an Flo-
retto
Der triumphirenden keuſchheit
Fuͤnffte Handlung.
Amyntas/ Gaſton.
Am.
SO lebt der Koͤnig?
Gaſt. Er lebt und iſt wohl auff.
Am. Und iſt von allen verwirrten gedancken befreyet?
Gaſt. Er iſt nicht allein bey vollkommenem verſtand/
ſondern er nimmt allbereit des reichs angelegenhei-
ten wieder in acht.
Am. Jch/ als ein Auslaͤnder/ kan mich nicht gnugſam
verwundern.
Gaſt. Jch/ als ein einheimiſcher/ kan mich nicht gnug-
ſam druͤber erfreuen.
Am. Dieſe wuͤrckung haͤtt ich in dem ſchwachen ſeiten-
ſpiel nicht geſucht.
Gaſt. Floretto iſt uns auch/ als ein engel vom him̃el
unverhoffter weiſe zugeſchickt worden.
Am. Man ſiehet hieraus/ wie das verhaͤngnis ſelber
vor der Koͤnige wohlſtand ſorge traͤget. Jſt aber
Floretto mit einiger danckbaren mildigkeit angeſe-
hen worden?
Gaſt. Jch weiß nicht/ ob ich meinen augen oder ohren
trauen ſoll: Er giebt ſich vor des tapffern Ludwigs
aus Sachſen ſohn aus/ ſein knechtiſcher habit hat
ſich in fuͤrſtlichen ſchmuck verwandelt/ und welcher
ſich Floretto nennen ließ/ wird itzt von allen Groſ-
ſen/ als Graf Heinrich beehret.
Am. Alſo hat die muſic noch einige wuͤrckung gehabt?
Gaſt. Die vernunfft-loſen macht ſie verſtaͤndig/ und
die knechte macht ſie zu Grafen.
Am. Die rechte warheit zu bekennen/ ich habe an Flo-
retto
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0276" n="260"/>
        <fw place="top" type="header">Der triumphirenden keu&#x017F;chheit</fw><lb/>
        <div n="3">
          <head> <hi rendition="#b">Fu&#x0364;nffte Handlung.</hi> </head><lb/>
          <stage> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#fr">Amyntas/ Ga&#x017F;ton.</hi> </hi> </stage><lb/>
          <sp who="#AM">
            <speaker> <hi rendition="#c">Am.</hi> </speaker><lb/>
            <p><hi rendition="#in">S</hi>O lebt der Ko&#x0364;nig?</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#GA">
            <speaker>Ga&#x017F;t.</speaker>
            <p>Er lebt und i&#x017F;t wohl auff.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#AM ">
            <speaker>Am.</speaker>
            <p>Und i&#x017F;t von allen verwirrten gedancken befreyet?</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#GA">
            <speaker>Ga&#x017F;t.</speaker>
            <p>Er i&#x017F;t nicht allein bey vollkommenem ver&#x017F;tand/<lb/>
&#x017F;ondern er nimmt allbereit des reichs angelegenhei-<lb/>
ten wieder in acht.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#AM ">
            <speaker>Am.</speaker>
            <p>Jch/ als ein Ausla&#x0364;nder/ kan mich nicht gnug&#x017F;am<lb/>
verwundern.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#GA">
            <speaker>Ga&#x017F;t.</speaker>
            <p>Jch/ als ein einheimi&#x017F;cher/ kan mich nicht gnug-<lb/>
&#x017F;am dru&#x0364;ber erfreuen.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#AM ">
            <speaker>Am.</speaker>
            <p>Die&#x017F;e wu&#x0364;rckung ha&#x0364;tt ich in dem &#x017F;chwachen &#x017F;eiten-<lb/>
&#x017F;piel nicht ge&#x017F;ucht.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#GA">
            <speaker>Ga&#x017F;t.</speaker>
            <p>Floretto i&#x017F;t uns auch/ als ein engel vom him&#x0303;el<lb/>
unverhoffter wei&#x017F;e zuge&#x017F;chickt worden.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#AM ">
            <speaker>Am.</speaker>
            <p>Man &#x017F;iehet hieraus/ wie das verha&#x0364;ngnis &#x017F;elber<lb/>
vor der Ko&#x0364;nige wohl&#x017F;tand &#x017F;orge tra&#x0364;get. J&#x017F;t aber<lb/>
Floretto mit einiger danckbaren mildigkeit ange&#x017F;e-<lb/>
hen worden?</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#GA">
            <speaker>Ga&#x017F;t.</speaker>
            <p>Jch weiß nicht/ ob ich meinen augen oder ohren<lb/>
trauen &#x017F;oll: Er giebt &#x017F;ich vor des tapffern Ludwigs<lb/>
aus Sach&#x017F;en &#x017F;ohn aus/ &#x017F;ein knechti&#x017F;cher habit hat<lb/>
&#x017F;ich in fu&#x0364;r&#x017F;tlichen &#x017F;chmuck verwandelt/ und welcher<lb/>
&#x017F;ich Floretto nennen ließ/ wird itzt von allen Gro&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en/ als Graf Heinrich beehret.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#AM ">
            <speaker>Am.</speaker>
            <p>Al&#x017F;o hat die mu&#x017F;ic noch einige wu&#x0364;rckung gehabt?</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#GA">
            <speaker>Ga&#x017F;t.</speaker>
            <p>Die vernunfft-lo&#x017F;en macht &#x017F;ie ver&#x017F;ta&#x0364;ndig/ und<lb/>
die knechte macht &#x017F;ie zu Grafen.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#AM">
            <speaker>Am.</speaker>
            <p>Die rechte warheit zu bekennen/ ich habe an Flo-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">retto</fw><lb/></p>
          </sp>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[260/0276] Der triumphirenden keuſchheit Fuͤnffte Handlung. Amyntas/ Gaſton. Am. SO lebt der Koͤnig? Gaſt. Er lebt und iſt wohl auff. Am. Und iſt von allen verwirrten gedancken befreyet? Gaſt. Er iſt nicht allein bey vollkommenem verſtand/ ſondern er nimmt allbereit des reichs angelegenhei- ten wieder in acht. Am. Jch/ als ein Auslaͤnder/ kan mich nicht gnugſam verwundern. Gaſt. Jch/ als ein einheimiſcher/ kan mich nicht gnug- ſam druͤber erfreuen. Am. Dieſe wuͤrckung haͤtt ich in dem ſchwachen ſeiten- ſpiel nicht geſucht. Gaſt. Floretto iſt uns auch/ als ein engel vom him̃el unverhoffter weiſe zugeſchickt worden. Am. Man ſiehet hieraus/ wie das verhaͤngnis ſelber vor der Koͤnige wohlſtand ſorge traͤget. Jſt aber Floretto mit einiger danckbaren mildigkeit angeſe- hen worden? Gaſt. Jch weiß nicht/ ob ich meinen augen oder ohren trauen ſoll: Er giebt ſich vor des tapffern Ludwigs aus Sachſen ſohn aus/ ſein knechtiſcher habit hat ſich in fuͤrſtlichen ſchmuck verwandelt/ und welcher ſich Floretto nennen ließ/ wird itzt von allen Groſ- ſen/ als Graf Heinrich beehret. Am. Alſo hat die muſic noch einige wuͤrckung gehabt? Gaſt. Die vernunfft-loſen macht ſie verſtaͤndig/ und die knechte macht ſie zu Grafen. Am. Die rechte warheit zu bekennen/ ich habe an Flo- retto

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Die für das DTA ausgewählte Ausgabe von 1701 vere… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/weise_jugend_1701
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/weise_jugend_1701/276
Zitationshilfe: Weise, Christian: Überflüßige Gedancken Der grünenden jugend. Leipzig, 1701, S. 260. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_jugend_1701/276>, abgerufen am 22.11.2024.