Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Weise, Christian: Überflüßige Gedancken Der grünenden jugend. Leipzig, 1701.

Bild:
<< vorherige Seite
Der triumphirenden keuschheit
mit der frage.
Bel. Jch wil euch nicht beschwerlich seyn/ habt nur
schönsten danck vor den ausführlichen bericht eu-
res lebens/ und vergewissert euch/ das alle die erzeh-
lung noch zu eurem vortheil gereichen sol.
Flor. Jhr Gnaden bet ich an/ als eine Gottheit/ die
mir/ in der dunckeln nacht meines elendes/ einen
süssen blick der belieblichsten hoffnung sehen läst.
Bel. Jhr dörfft mir mit so hohen worte nicht schmei-
cheln/ aber seyd gewiß/ daß ich euch gewogen bin/
lebet wohl.

(Geht ab.)
Flor. Des himmels seegen begleite ihr Gnaden. Ach
wolte Gott! daß diß der anfang meines neuen glü-
ckes wäre.

(Geht ab.)
Pickelhäring.
BElt/ ich habs meinem vater brav gesagt/ der alte
ehebrecher mag wohl selber eine sau seyn/ die Me-
lane ist allzeit auf dem rücken schöner/ als die alte
verschrumpelte Sibylle um die nase. Jch habe
zum element meine kinder-schuhe vertretten/ und
wer mich vor einen jungen ansieht/ der hat seine ta-
ge keinen jungen gesehen. Zum schilling bin ich
zu groß/ und zu den ohrfeigen zu klein/ mein vater
thut mir an beyden keinen dienst. Aber halt/ wann
ich meinen vater ein bißgen beschämen könte/ ich
will mich vor die alte Sibylle anziehen/ und wo er
mich nothzüchtiget/ so soll ihm der hönische dorff-
teuffel das liecht halten. Adieu ihr herren/ in
der gestalt seht ihr mich nicht wieder.

Cla-
Der triumphirenden keuſchheit
mit der frage.
Bel. Jch wil euch nicht beſchwerlich ſeyn/ habt nur
ſchoͤnſten danck vor den ausfuͤhrlichen bericht eu-
res lebens/ und vergewiſſert euch/ das alle die erzeh-
lung noch zu eurem vortheil gereichen ſol.
Flor. Jhr Gnaden bet ich an/ als eine Gottheit/ die
mir/ in der dunckeln nacht meines elendes/ einen
ſuͤſſen blick der belieblichſten hoffnung ſehen laͤſt.
Bel. Jhr doͤrfft mir mit ſo hohen worte nicht ſchmei-
cheln/ aber ſeyd gewiß/ daß ich euch gewogen bin/
lebet wohl.

(Geht ab.)
Flor. Des himmels ſeegen begleite ihr Gnaden. Ach
wolte Gott! daß diß der anfang meines neuen gluͤ-
ckes waͤre.

(Geht ab.)
Pickelhaͤring.
BElt/ ich habs meinem vater brav geſagt/ der alte
ehebrecher mag wohl ſelber eine ſau ſeyn/ die Me-
lane iſt allzeit auf dem ruͤcken ſchoͤner/ als die alte
verſchrumpelte Sibylle um die naſe. Jch habe
zum element meine kinder-ſchuhe vertretten/ und
wer mich vor einen jungen anſieht/ der hat ſeine ta-
ge keinen jungen geſehen. Zum ſchilling bin ich
zu groß/ und zu den ohrfeigen zu klein/ mein vater
thut mir an beyden keinen dienſt. Aber halt/ wann
ich meinen vater ein bißgen beſchaͤmen koͤnte/ ich
will mich vor die alte Sibylle anziehen/ und wo er
mich nothzuͤchtiget/ ſo ſoll ihm der hoͤniſche dorff-
teuffel das liecht halten. Adieu ihr herren/ in
der geſtalt ſeht ihr mich nicht wieder.

Cla-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="3">
          <sp who="#FL">
            <p><pb facs="#f0240" n="224"/><fw place="top" type="header">Der triumphirenden keu&#x017F;chheit</fw><lb/>
mit der frage.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#BEL">
            <speaker>Bel.</speaker>
            <p>Jch wil euch nicht be&#x017F;chwerlich &#x017F;eyn/ habt nur<lb/>
&#x017F;cho&#x0364;n&#x017F;ten danck vor den ausfu&#x0364;hrlichen bericht eu-<lb/>
res lebens/ und vergewi&#x017F;&#x017F;ert euch/ das alle die erzeh-<lb/>
lung noch zu eurem vortheil gereichen &#x017F;ol.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#FL">
            <speaker>Flor.</speaker>
            <p>Jhr Gnaden bet ich an/ als eine Gottheit/ die<lb/>
mir/ in der dunckeln nacht meines elendes/ einen<lb/>
&#x017F;u&#x0364;&#x017F;&#x017F;en blick der belieblich&#x017F;ten hoffnung &#x017F;ehen la&#x0364;&#x017F;t.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#BEL">
            <speaker>Bel.</speaker>
            <p>Jhr do&#x0364;rfft mir mit &#x017F;o hohen worte nicht &#x017F;chmei-<lb/>
cheln/ aber &#x017F;eyd gewiß/ daß ich euch gewogen bin/<lb/>
lebet wohl.</p><lb/>
            <stage> <hi rendition="#c">(Geht ab.)</hi> </stage>
          </sp><lb/>
          <sp who="#FL">
            <speaker>Flor.</speaker>
            <p>Des himmels &#x017F;eegen begleite ihr Gnaden. Ach<lb/>
wolte Gott! daß diß der anfang meines neuen glu&#x0364;-<lb/>
ckes wa&#x0364;re.</p><lb/>
            <stage> <hi rendition="#c">(Geht ab.)</hi> </stage>
          </sp><lb/>
          <sp who="#FL">
            <speaker> <hi rendition="#c">Pickelha&#x0364;ring.</hi> </speaker><lb/>
            <p><hi rendition="#in">B</hi>Elt/ ich habs meinem vater brav ge&#x017F;agt/ der alte<lb/>
ehebrecher mag wohl &#x017F;elber eine &#x017F;au &#x017F;eyn/ die Me-<lb/>
lane i&#x017F;t allzeit auf dem ru&#x0364;cken &#x017F;cho&#x0364;ner/ als die alte<lb/>
ver&#x017F;chrumpelte Sibylle um die na&#x017F;e. Jch habe<lb/>
zum element meine kinder-&#x017F;chuhe vertretten/ und<lb/>
wer mich vor einen jungen an&#x017F;ieht/ der hat &#x017F;eine ta-<lb/>
ge keinen jungen ge&#x017F;ehen. Zum &#x017F;chilling bin ich<lb/>
zu groß/ und zu den ohrfeigen zu klein/ mein vater<lb/>
thut mir an beyden keinen dien&#x017F;t. Aber halt/ wann<lb/>
ich meinen vater ein bißgen be&#x017F;cha&#x0364;men ko&#x0364;nte/ ich<lb/>
will mich vor die alte Sibylle anziehen/ und wo er<lb/>
mich nothzu&#x0364;chtiget/ &#x017F;o &#x017F;oll ihm der ho&#x0364;ni&#x017F;che dorff-<lb/>
teuffel das liecht halten. Adieu ihr herren/ in<lb/>
der ge&#x017F;talt &#x017F;eht ihr mich nicht wieder.</p><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch">Cla-</fw><lb/>
          </sp>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[224/0240] Der triumphirenden keuſchheit mit der frage. Bel. Jch wil euch nicht beſchwerlich ſeyn/ habt nur ſchoͤnſten danck vor den ausfuͤhrlichen bericht eu- res lebens/ und vergewiſſert euch/ das alle die erzeh- lung noch zu eurem vortheil gereichen ſol. Flor. Jhr Gnaden bet ich an/ als eine Gottheit/ die mir/ in der dunckeln nacht meines elendes/ einen ſuͤſſen blick der belieblichſten hoffnung ſehen laͤſt. Bel. Jhr doͤrfft mir mit ſo hohen worte nicht ſchmei- cheln/ aber ſeyd gewiß/ daß ich euch gewogen bin/ lebet wohl. (Geht ab.) Flor. Des himmels ſeegen begleite ihr Gnaden. Ach wolte Gott! daß diß der anfang meines neuen gluͤ- ckes waͤre. (Geht ab.) Pickelhaͤring. BElt/ ich habs meinem vater brav geſagt/ der alte ehebrecher mag wohl ſelber eine ſau ſeyn/ die Me- lane iſt allzeit auf dem ruͤcken ſchoͤner/ als die alte verſchrumpelte Sibylle um die naſe. Jch habe zum element meine kinder-ſchuhe vertretten/ und wer mich vor einen jungen anſieht/ der hat ſeine ta- ge keinen jungen geſehen. Zum ſchilling bin ich zu groß/ und zu den ohrfeigen zu klein/ mein vater thut mir an beyden keinen dienſt. Aber halt/ wann ich meinen vater ein bißgen beſchaͤmen koͤnte/ ich will mich vor die alte Sibylle anziehen/ und wo er mich nothzuͤchtiget/ ſo ſoll ihm der hoͤniſche dorff- teuffel das liecht halten. Adieu ihr herren/ in der geſtalt ſeht ihr mich nicht wieder. Cla-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Die für das DTA ausgewählte Ausgabe von 1701 vere… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/weise_jugend_1701
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/weise_jugend_1701/240
Zitationshilfe: Weise, Christian: Überflüßige Gedancken Der grünenden jugend. Leipzig, 1701, S. 224. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_jugend_1701/240>, abgerufen am 24.11.2024.