Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Weise, Christian: Überflüßige Gedancken Der grünenden jugend. Leipzig, 1701.

Bild:
<< vorherige Seite
Der triumphirenden keuschheit
Eph. Halts maul/ oder rede was bessers.
Pick. Herr vater/ viel glücks zum neuen ehstand/ aber
doch ouy ouy ouy.
Eph. Jch lasse dich doch noch an ketten anschliessen.
Pick. So will ich euch wohl bey eurer liebsten verkla-
gen/ ouy ouy.
Eph. Du schelm/ du hast was vor.
Pick. Die alte Sibylle/ euer jungfer braut/ lässt euch
freundlich grüssen/ ouy ouy.
Eph. Du elender donner/ stich dich nicht in den bräu-
tigam/ geh deiner wege/ und stecke die zunge tieffer
in qvarck/ eh du davon reden wilst.
Pick. Jch werds nicht wissen/ sie hat es selber erzehlt/
ihr alter schimmelkopff/ ihr möcht eure grosse ABC
taffel wol besser in ehren halten/ als auf die weise/ es
ist eine trefliche sache um einen verruntzelten löffel-
knecht/ ouy ouy.

(läufft davon.)
Eph. Eines von euch beyden muß das leben lassen/
hats Sibylle gesagt/ so will ich ihr mit einem stroh-
halme ein bein stellen/ daß sie den hals zehnmahl
drüber brechen soll; hats aber mein leichtfertiger
vogel Pickelhäring aus dem finger gesogen/ so will
ich riemen aus ihm schneiden/ und will ihn mit zu
tode peitschen.

(geht ab.)
Flor. Soll ich diesen brieff behalten/ oder sol ich ihn
in den winckel der vergessenheit werffen? Melane/
die verschmitzte dirne/ hat mir den possen heimlich
genug mit gespielet/ da sie mir die hand bieten wil/
läst sie dieses papier zurücke/ und wischt davon/ doch/
es sey darum/ ich wil ihn lesen.

Mein
Der triumphirenden keuſchheit
Eph. Halts maul/ oder rede was beſſers.
Pick. Heꝛr vater/ viel gluͤcks zum neuen ehſtand/ aber
doch ouy ouy ouy.
Eph. Jch laſſe dich doch noch an ketten anſchlieſſen.
Pick. So will ich euch wohl bey eurer liebſten verkla-
gen/ ouy ouy.
Eph. Du ſchelm/ du haſt was vor.
Pick. Die alte Sibylle/ euer jungfer braut/ laͤſſt euch
freundlich gruͤſſen/ ouy ouy.
Eph. Du elender donner/ ſtich dich nicht in den braͤu-
tigam/ geh deiner wege/ und ſtecke die zunge tieffer
in qvarck/ eh du davon reden wilſt.
Pick. Jch werds nicht wiſſen/ ſie hat es ſelber erzehlt/
ihr alter ſchimmelkopff/ ihr moͤcht eure groſſe ABC
taffel wol beſſer in ehren halten/ als auf die weiſe/ es
iſt eine trefliche ſache um einen verruntzelten loͤffel-
knecht/ ouy ouy.

(laͤufft davon.)
Eph. Eines von euch beyden muß das leben laſſen/
hats Sibylle geſagt/ ſo will ich ihr mit einem ſtroh-
halme ein bein ſtellen/ daß ſie den hals zehnmahl
druͤber brechen ſoll; hats aber mein leichtfertiger
vogel Pickelhaͤring aus dem finger geſogen/ ſo will
ich riemen aus ihm ſchneiden/ und will ihn mit zu
tode peitſchen.

(geht ab.)
Flor. Soll ich dieſen brieff behalten/ oder ſol ich ihn
in den winckel der vergeſſenheit werffen? Melane/
die verſchmitzte dirne/ hat mir den poſſen heimlich
genug mit geſpielet/ da ſie mir die hand bieten wil/
laͤſt ſie dieſes papier zuꝛuͤcke/ und wiſcht davon/ doch/
es ſey darum/ ich wil ihn leſen.

Mein
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="3">
          <pb facs="#f0236" n="220"/>
          <fw place="top" type="header">Der triumphirenden keu&#x017F;chheit</fw><lb/>
          <sp who="#EPH">
            <speaker>Eph.</speaker>
            <p>Halts maul/ oder rede was be&#x017F;&#x017F;ers.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#PIC">
            <speaker>Pick.</speaker>
            <p>He&#xA75B;r vater/ viel glu&#x0364;cks zum neuen eh&#x017F;tand/ aber<lb/>
doch ouy ouy ouy.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#EPH">
            <speaker>Eph.</speaker>
            <p>Jch la&#x017F;&#x017F;e dich doch noch an ketten an&#x017F;chlie&#x017F;&#x017F;en.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#PIC">
            <speaker>Pick.</speaker>
            <p>So will ich euch wohl bey eurer lieb&#x017F;ten verkla-<lb/>
gen/ ouy ouy.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#EPH">
            <speaker>Eph.</speaker>
            <p>Du &#x017F;chelm/ du ha&#x017F;t was vor.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#PIC">
            <speaker>Pick.</speaker>
            <p>Die alte Sibylle/ euer jungfer braut/ la&#x0364;&#x017F;&#x017F;t euch<lb/>
freundlich gru&#x0364;&#x017F;&#x017F;en/ ouy ouy.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#EPH">
            <speaker>Eph.</speaker>
            <p>Du elender donner/ &#x017F;tich dich nicht in den bra&#x0364;u-<lb/>
tigam/ geh deiner wege/ und &#x017F;tecke die zunge tieffer<lb/>
in qvarck/ eh du davon reden wil&#x017F;t.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#PIC">
            <speaker>Pick.</speaker>
            <p>Jch werds nicht wi&#x017F;&#x017F;en/ &#x017F;ie hat es &#x017F;elber erzehlt/<lb/>
ihr alter &#x017F;chimmelkopff/ ihr mo&#x0364;cht eure gro&#x017F;&#x017F;e ABC<lb/>
taffel wol be&#x017F;&#x017F;er in ehren halten/ als auf die wei&#x017F;e/ es<lb/>
i&#x017F;t eine trefliche &#x017F;ache um einen verruntzelten lo&#x0364;ffel-<lb/>
knecht/ ouy ouy.</p><lb/>
            <stage> <hi rendition="#c">(la&#x0364;ufft davon.)</hi> </stage>
          </sp><lb/>
          <sp who="#EPH">
            <speaker>Eph.</speaker>
            <p>Eines von euch beyden muß das leben la&#x017F;&#x017F;en/<lb/>
hats Sibylle ge&#x017F;agt/ &#x017F;o will ich ihr mit einem &#x017F;troh-<lb/>
halme ein bein &#x017F;tellen/ daß &#x017F;ie den hals zehnmahl<lb/>
dru&#x0364;ber brechen &#x017F;oll; hats aber mein leichtfertiger<lb/>
vogel Pickelha&#x0364;ring aus dem finger ge&#x017F;ogen/ &#x017F;o will<lb/>
ich riemen aus ihm &#x017F;chneiden/ und will ihn mit zu<lb/>
tode peit&#x017F;chen.</p><lb/>
            <stage> <hi rendition="#c">(geht ab.)</hi> </stage>
          </sp><lb/>
          <sp who="#FL">
            <speaker>Flor.</speaker>
            <p>Soll ich die&#x017F;en brieff behalten/ oder &#x017F;ol ich ihn<lb/>
in den winckel der verge&#x017F;&#x017F;enheit werffen? Melane/<lb/>
die ver&#x017F;chmitzte dirne/ hat mir den po&#x017F;&#x017F;en heimlich<lb/>
genug mit ge&#x017F;pielet/ da &#x017F;ie mir die hand bieten wil/<lb/>
la&#x0364;&#x017F;t &#x017F;ie die&#x017F;es papier zu&#xA75B;u&#x0364;cke/ und wi&#x017F;cht davon/ doch/<lb/>
es &#x017F;ey darum/ ich wil ihn le&#x017F;en.</p><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch">Mein</fw><lb/>
          </sp>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[220/0236] Der triumphirenden keuſchheit Eph. Halts maul/ oder rede was beſſers. Pick. Heꝛr vater/ viel gluͤcks zum neuen ehſtand/ aber doch ouy ouy ouy. Eph. Jch laſſe dich doch noch an ketten anſchlieſſen. Pick. So will ich euch wohl bey eurer liebſten verkla- gen/ ouy ouy. Eph. Du ſchelm/ du haſt was vor. Pick. Die alte Sibylle/ euer jungfer braut/ laͤſſt euch freundlich gruͤſſen/ ouy ouy. Eph. Du elender donner/ ſtich dich nicht in den braͤu- tigam/ geh deiner wege/ und ſtecke die zunge tieffer in qvarck/ eh du davon reden wilſt. Pick. Jch werds nicht wiſſen/ ſie hat es ſelber erzehlt/ ihr alter ſchimmelkopff/ ihr moͤcht eure groſſe ABC taffel wol beſſer in ehren halten/ als auf die weiſe/ es iſt eine trefliche ſache um einen verruntzelten loͤffel- knecht/ ouy ouy. (laͤufft davon.) Eph. Eines von euch beyden muß das leben laſſen/ hats Sibylle geſagt/ ſo will ich ihr mit einem ſtroh- halme ein bein ſtellen/ daß ſie den hals zehnmahl druͤber brechen ſoll; hats aber mein leichtfertiger vogel Pickelhaͤring aus dem finger geſogen/ ſo will ich riemen aus ihm ſchneiden/ und will ihn mit zu tode peitſchen. (geht ab.) Flor. Soll ich dieſen brieff behalten/ oder ſol ich ihn in den winckel der vergeſſenheit werffen? Melane/ die verſchmitzte dirne/ hat mir den poſſen heimlich genug mit geſpielet/ da ſie mir die hand bieten wil/ laͤſt ſie dieſes papier zuꝛuͤcke/ und wiſcht davon/ doch/ es ſey darum/ ich wil ihn leſen. Mein

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Die für das DTA ausgewählte Ausgabe von 1701 vere… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/weise_jugend_1701
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/weise_jugend_1701/236
Zitationshilfe: Weise, Christian: Überflüßige Gedancken Der grünenden jugend. Leipzig, 1701, S. 220. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_jugend_1701/236>, abgerufen am 19.05.2024.