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Weise, Christian: Überflüßige Gedancken Der grünenden jugend. Leipzig, 1701.

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Zehendes dutzent.
Was sind die töchtergen? die kosten wenig geld/
Biß alle pestilentz auf ihre hochzeit fällt.
Was ist die beste lust? wann man nicht viel begehrt/
Und wenn das wenige fein gut und lange währt.
XI.
Auf eine nächtliche garten-music.
DU schöne lust! was soll man dir vergleichen?
Die sonne wünscht der erden gute nacht
Und läst die glut der strengen stralen weichen/
Jndem der West diß ufer lieblich macht/
Wie spielen die lüffte/ wie saussen die bäume/
Wie rauschen die wellen/ und kützeln die träume.
2. Der heisse tag ist allbereit betrogen/
Die kühle nacht erfüllt den edlen rest/
Weil sie der glut ihr antheil hat entzogen/
Und uns die zeit also geniessen läst.
So müssen die lüste der irrdischen schatten
Den mangel des himmlischen liechtes erstatten.
3. Die erde ruht und wartet schon auff morgen/
Wir sehn die zier der stillen nacht-zeit an/
Da wollen wir ein halbes stündgen borgen/
Wo nur der tag die nacht bezahlen kan/
So schlaffet ihr wiesen und lasset uns wachen/
Der himmel befördert die lustigen sachen.
4. Doch dürffen wir uns dieses glücke nehmen/
Daß wir den klang der süssen seiten ziehn/
Die jugend will sich in den schlaff beqvemen/
Und unser thon will ihren sinn bemühn:
Die niedlichen winde befehlen im kühlen
Den hurtigen seiten was sachter zu spielen.
5. Wir wollens thun/ verstummt ihr eitlen lieder/
Verstört die ruh der edlen tugend nicht/
Legt eure lust bey andern wiesen nieder/
Weil Venus hier schon durch die wolcken bricht.
Und fordert bey allen vermeidlichen straffen/
Man lasse die nachbarn in sicherheit schlaffen.
XII. An
N
Zehendes dutzent.
Was ſind die toͤchtergen? die koſten wenig geld/
Biß alle peſtilentz auf ihre hochzeit faͤllt.
Was iſt die beſte luſt? wann man nicht viel begehrt/
Und wenn das wenige fein gut und lange waͤhrt.
XI.
Auf eine naͤchtliche garten-muſic.
DU ſchoͤne luſt! was ſoll man dir vergleichen?
Die ſonne wuͤnſcht der erden gute nacht
Und laͤſt die glut der ſtrengen ſtralen weichen/
Jndem der Weſt diß ufer lieblich macht/
Wie ſpielen die luͤffte/ wie ſauſſen die baͤume/
Wie rauſchen die wellen/ und kuͤtzeln die traͤume.
2. Der heiſſe tag iſt allbereit betrogen/
Die kuͤhle nacht erfuͤllt den edlen reſt/
Weil ſie der glut ihr antheil hat entzogen/
Und uns die zeit alſo genieſſen laͤſt.
So muͤſſen die luͤſte der irrdiſchen ſchatten
Den mangel des himmliſchen liechtes erſtatten.
3. Die erde ruht und wartet ſchon auff morgen/
Wir ſehn die zier der ſtillen nacht-zeit an/
Da wollen wir ein halbes ſtuͤndgen borgen/
Wo nur der tag die nacht bezahlen kan/
So ſchlaffet ihr wieſen und laſſet uns wachen/
Der himmel befoͤrdert die luſtigen ſachen.
4. Doch duͤrffen wir uns dieſes gluͤcke nehmen/
Daß wir den klang der ſuͤſſen ſeiten ziehn/
Die jugend will ſich in den ſchlaff beqvemen/
Und unſer thon will ihren ſinn bemuͤhn:
Die niedlichen winde befehlen im kuͤhlen
Den hurtigen ſeiten was ſachter zu ſpielen.
5. Wir wollens thun/ verſtummt ihr eitlen lieder/
Verſtoͤrt die ruh der edlen tugend nicht/
Legt eure luſt bey andern wieſen nieder/
Weil Venus hier ſchon durch die wolcken bricht.
Und fordert bey allen vermeidlichen ſtraffen/
Man laſſe die nachbarn in ſicherheit ſchlaffen.
XII. An
N
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[193/0209] Zehendes dutzent. Was ſind die toͤchtergen? die koſten wenig geld/ Biß alle peſtilentz auf ihre hochzeit faͤllt. Was iſt die beſte luſt? wann man nicht viel begehrt/ Und wenn das wenige fein gut und lange waͤhrt. XI. Auf eine naͤchtliche garten-muſic. DU ſchoͤne luſt! was ſoll man dir vergleichen? Die ſonne wuͤnſcht der erden gute nacht Und laͤſt die glut der ſtrengen ſtralen weichen/ Jndem der Weſt diß ufer lieblich macht/ Wie ſpielen die luͤffte/ wie ſauſſen die baͤume/ Wie rauſchen die wellen/ und kuͤtzeln die traͤume. 2. Der heiſſe tag iſt allbereit betrogen/ Die kuͤhle nacht erfuͤllt den edlen reſt/ Weil ſie der glut ihr antheil hat entzogen/ Und uns die zeit alſo genieſſen laͤſt. So muͤſſen die luͤſte der irrdiſchen ſchatten Den mangel des himmliſchen liechtes erſtatten. 3. Die erde ruht und wartet ſchon auff morgen/ Wir ſehn die zier der ſtillen nacht-zeit an/ Da wollen wir ein halbes ſtuͤndgen borgen/ Wo nur der tag die nacht bezahlen kan/ So ſchlaffet ihr wieſen und laſſet uns wachen/ Der himmel befoͤrdert die luſtigen ſachen. 4. Doch duͤrffen wir uns dieſes gluͤcke nehmen/ Daß wir den klang der ſuͤſſen ſeiten ziehn/ Die jugend will ſich in den ſchlaff beqvemen/ Und unſer thon will ihren ſinn bemuͤhn: Die niedlichen winde befehlen im kuͤhlen Den hurtigen ſeiten was ſachter zu ſpielen. 5. Wir wollens thun/ verſtummt ihr eitlen lieder/ Verſtoͤrt die ruh der edlen tugend nicht/ Legt eure luſt bey andern wieſen nieder/ Weil Venus hier ſchon durch die wolcken bricht. Und fordert bey allen vermeidlichen ſtraffen/ Man laſſe die nachbarn in ſicherheit ſchlaffen. XII. An N

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Zitationshilfe: Weise, Christian: Überflüßige Gedancken Der grünenden jugend. Leipzig, 1701, S. 193. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_jugend_1701/209>, abgerufen am 21.11.2024.