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Weise, Christian: Überflüßige Gedancken Der grünenden jugend. Leipzig, 1701.

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9. Nun diß ist/ was ich beklage/
Daß so eine schöne braut/
Jetzt an ihrem ehren-tage
Keine bessre freude schaut/
Und daß wir mit unsern sachen
Eine trauer-hochzeit machen
10. Doch/ sie kan auf andre fälle/
Nach belieben lustig seyn/
Denn der neue schlaff-geselle
Kömmt herfür und stellt sich ein/
Dieser wird sie schon ergetzen
Und den mangel wohl ersetzen.
V.
Er will gerne eine Frau haben.
SJnd das nicht unerhörte straffen?
Jch bin so hurtig als ein mann/
Und soll so lang alleine schlaffen/
Biß ich ein weib ernehren kan:
Jndessen hab ich keine ruh/
Und fleisch und blut spricht nein darzu.
2. Wem sol ich also folge leisten?
Jch bin fürwar von holtze nicht/
Und fühle meine noth am meisten
Wann mich der lose kitzel sticht/
Und aus den handel merck ich wohl/
Daß ich die welt vermehren soll.
3. Was hilfft michs? daß nun mit den jahren
Die kinder-schuh vertretten sind.
Wann mir der schimpf soll wiederfahren
Daß ich muß leben als ein kind/
Und daß der zwang der einsamkeit
Mir alle freye lust verbeut.
4. Was
Uberfluͤſſiger gedancken
9. Nun diß iſt/ was ich beklage/
Daß ſo eine ſchoͤne braut/
Jetzt an ihrem ehren-tage
Keine beſſre freude ſchaut/
Und daß wir mit unſern ſachen
Eine trauer-hochzeit machen
10. Doch/ ſie kan auf andre faͤlle/
Nach belieben luſtig ſeyn/
Denn der neue ſchlaff-geſelle
Koͤmmt herfuͤr und ſtellt ſich ein/
Dieſer wird ſie ſchon ergetzen
Und den mangel wohl erſetzen.
V.
Er will gerne eine Frau haben.
SJnd das nicht unerhoͤrte ſtraffen?
Jch bin ſo hurtig als ein mann/
Und ſoll ſo lang alleine ſchlaffen/
Biß ich ein weib ernehren kan:
Jndeſſen hab ich keine ruh/
Und fleiſch und blut ſpricht nein darzu.
2. Wem ſol ich alſo folge leiſten?
Jch bin fuͤrwar von holtze nicht/
Und fuͤhle meine noth am meiſten
Wann mich der loſe kitzel ſticht/
Und aus den handel merck ich wohl/
Daß ich die welt vermehren ſoll.
3. Was hilfft michs? daß nun mit den jahren
Die kinder-ſchuh vertretten ſind.
Wann mir der ſchimpf ſoll wiederfahren
Daß ich muß leben als ein kind/
Und daß der zwang der einſamkeit
Mir alle freye luſt verbeut.
4. Was
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[184/0200] Uberfluͤſſiger gedancken 9. Nun diß iſt/ was ich beklage/ Daß ſo eine ſchoͤne braut/ Jetzt an ihrem ehren-tage Keine beſſre freude ſchaut/ Und daß wir mit unſern ſachen Eine trauer-hochzeit machen 10. Doch/ ſie kan auf andre faͤlle/ Nach belieben luſtig ſeyn/ Denn der neue ſchlaff-geſelle Koͤmmt herfuͤr und ſtellt ſich ein/ Dieſer wird ſie ſchon ergetzen Und den mangel wohl erſetzen. V. Er will gerne eine Frau haben. SJnd das nicht unerhoͤrte ſtraffen? Jch bin ſo hurtig als ein mann/ Und ſoll ſo lang alleine ſchlaffen/ Biß ich ein weib ernehren kan: Jndeſſen hab ich keine ruh/ Und fleiſch und blut ſpricht nein darzu. 2. Wem ſol ich alſo folge leiſten? Jch bin fuͤrwar von holtze nicht/ Und fuͤhle meine noth am meiſten Wann mich der loſe kitzel ſticht/ Und aus den handel merck ich wohl/ Daß ich die welt vermehren ſoll. 3. Was hilfft michs? daß nun mit den jahren Die kinder-ſchuh vertretten ſind. Wann mir der ſchimpf ſoll wiederfahren Daß ich muß leben als ein kind/ Und daß der zwang der einſamkeit Mir alle freye luſt verbeut. 4. Was

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Zitationshilfe: Weise, Christian: Überflüßige Gedancken Der grünenden jugend. Leipzig, 1701, S. 184. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_jugend_1701/200>, abgerufen am 18.05.2024.