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Weise, Christian: Überflüßige Gedancken Der grünenden jugend. Leipzig, 1701.

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Zehendes dutzent.
Weil die zincken und die geigen
Auf den stillen platze schweigen.

4. Zwar man darff auffs musiciren
Nicht so sehr gebunden seyn/
Und den muth darumb verlieren;
Dann man schertze gleich so fein/
Als vor vielen tausend jahren
Keine geigenmacher waren.
5. Doch sie wollens hier nicht gläuben/
Und dieweil ein jederman
Will auf seinem sinne bleiben/
Geht das zehnde spiel nicht an:
Drumb muß eines nach dem andern
Vor der zeit nach hause wandern.
6. Sauer sehn und hönisch lachen
Können alle leute wohl/
Aber wer sich lustig machen
Und den spaß erhalten soll/
Muß sich unverdienter massen
Richten und verdammen lassen.
7. Manche kan sich eckel stellen
Und veracht't die compagnie/
Denn mit solchen junggesellen
Da verlohnt sichs nicht die müh;
Manche weiß an allen enden
Schon was anders einzuwenden.
8. Doch wir sind an unserm orte
Nicht ein wenig schuld daran/
Da sind lauter leere worte
Niemand giebt ein spiegel an/
Und wer lust hat anzufangen/
Kan nicht audienz erlangen.
9. Nun
M 4

Zehendes dutzent.
Weil die zincken und die geigen
Auf den ſtillen platze ſchweigen.

4. Zwar man darff auffs muſiciren
Nicht ſo ſehr gebunden ſeyn/
Und den muth darumb verlieren;
Dann man ſchertze gleich ſo fein/
Als vor vielen tauſend jahren
Keine geigenmacher waren.
5. Doch ſie wollens hier nicht glaͤuben/
Und dieweil ein jederman
Will auf ſeinem ſinne bleiben/
Geht das zehnde ſpiel nicht an:
Drumb muß eines nach dem andern
Vor der zeit nach hauſe wandern.
6. Sauer ſehn und hoͤniſch lachen
Koͤnnen alle leute wohl/
Aber wer ſich luſtig machen
Und den ſpaß erhalten ſoll/
Muß ſich unverdienter maſſen
Richten und verdammen laſſen.
7. Manche kan ſich eckel ſtellen
Und veracht’t die compagnie/
Denn mit ſolchen junggeſellen
Da verlohnt ſichs nicht die muͤh;
Manche weiß an allen enden
Schon was anders einzuwenden.
8. Doch wir ſind an unſerm orte
Nicht ein wenig ſchuld daran/
Da ſind lauter leere worte
Niemand giebt ein ſpiegel an/
Und wer luſt hat anzufangen/
Kan nicht audienz erlangen.
9. Nun
M 4
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[183/0199] Zehendes dutzent. Weil die zincken und die geigen Auf den ſtillen platze ſchweigen. 4. Zwar man darff auffs muſiciren Nicht ſo ſehr gebunden ſeyn/ Und den muth darumb verlieren; Dann man ſchertze gleich ſo fein/ Als vor vielen tauſend jahren Keine geigenmacher waren. 5. Doch ſie wollens hier nicht glaͤuben/ Und dieweil ein jederman Will auf ſeinem ſinne bleiben/ Geht das zehnde ſpiel nicht an: Drumb muß eines nach dem andern Vor der zeit nach hauſe wandern. 6. Sauer ſehn und hoͤniſch lachen Koͤnnen alle leute wohl/ Aber wer ſich luſtig machen Und den ſpaß erhalten ſoll/ Muß ſich unverdienter maſſen Richten und verdammen laſſen. 7. Manche kan ſich eckel ſtellen Und veracht’t die compagnie/ Denn mit ſolchen junggeſellen Da verlohnt ſichs nicht die muͤh; Manche weiß an allen enden Schon was anders einzuwenden. 8. Doch wir ſind an unſerm orte Nicht ein wenig ſchuld daran/ Da ſind lauter leere worte Niemand giebt ein ſpiegel an/ Und wer luſt hat anzufangen/ Kan nicht audienz erlangen. 9. Nun M 4

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Zitationshilfe: Weise, Christian: Überflüßige Gedancken Der grünenden jugend. Leipzig, 1701, S. 183. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_jugend_1701/199>, abgerufen am 18.05.2024.