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Weise, Christian: Überflüßige Gedancken Der grünenden jugend. Leipzig, 1701.

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Uberflüssiger gedancken
VIII.
Der betrübte Abschied.
SO werd ich nun von dir getrieben/
Du allerliebste Marilis!
Und soll ich dich vergebens lieben?
Denn dieses ist nun mehr gewiß/
Nach dem ich meinen schluß gelesen/
Jch bin am längsten hier gewesen.
2. Nun werd ich dich gesegnen müssen/
Mein kind! ich hätte zwar vermeint/
Jch wolte deiner noch geniessen:
Doch mein verhängniß ist mir feind/
Und rücket mir in einer stunde/
Das liebste bißgen auß dem munde
3. Fürwar ich wolte gerne leiden/
Was immer zu erleiden steht/
Und solt ich alle lust vermeiden/
Die mir doch sonst zu hertzen geht/
Wenn mir das glücke nur vergünnte/
Daß ich bey dir verbleiben könnte.
4. Doch hast du irgend meine schmertzen
Mit kalten augen angeschaut/
Und hast du meinem frommen hertzen
Die redlichkeit nicht zugetraut/
So gieb mir doch auff solche weise/
Ein freundlich ansehn auff die reise.
5. Dein leben hat mir wohl gefallen/
Dein schöner wandel war mein liecht:
Wie wol du weist von diesen allen/
Gleich wie es scheint/ die helffte nicht/
Denn ich behielt die stillen sorgen
Jn meiner engen brust verborgen.
6. Nun
Uberfluͤſſiger gedancken
VIII.
Der betruͤbte Abſchied.
SO werd ich nun von dir getrieben/
Du allerliebſte Marilis!
Und ſoll ich dich vergebens lieben?
Denn dieſes iſt nun mehr gewiß/
Nach dem ich meinen ſchluß geleſen/
Jch bin am laͤngſten hier geweſen.
2. Nun werd ich dich geſegnen muͤſſen/
Mein kind! ich haͤtte zwar vermeint/
Jch wolte deiner noch genieſſen:
Doch mein verhaͤngniß iſt mir feind/
Und ruͤcket mir in einer ſtunde/
Das liebſte bißgen auß dem munde
3. Fuͤrwar ich wolte gerne leiden/
Was immer zu erleiden ſteht/
Und ſolt ich alle luſt vermeiden/
Die mir doch ſonſt zu hertzen geht/
Wenn mir das gluͤcke nur verguͤnnte/
Daß ich bey dir verbleiben koͤnnte.
4. Doch haſt du irgend meine ſchmertzen
Mit kalten augen angeſchaut/
Und haſt du meinem frommen hertzen
Die redlichkeit nicht zugetraut/
So gieb mir doch auff ſolche weiſe/
Ein freundlich anſehn auff die reiſe.
5. Dein leben hat mir wohl gefallen/
Dein ſchoͤner wandel war mein liecht:
Wie wol du weiſt von dieſen allen/
Gleich wie es ſcheint/ die helffte nicht/
Denn ich behielt die ſtillen ſorgen
Jn meiner engen bruſt verborgen.
6. Nun
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[170/0186] Uberfluͤſſiger gedancken VIII. Der betruͤbte Abſchied. SO werd ich nun von dir getrieben/ Du allerliebſte Marilis! Und ſoll ich dich vergebens lieben? Denn dieſes iſt nun mehr gewiß/ Nach dem ich meinen ſchluß geleſen/ Jch bin am laͤngſten hier geweſen. 2. Nun werd ich dich geſegnen muͤſſen/ Mein kind! ich haͤtte zwar vermeint/ Jch wolte deiner noch genieſſen: Doch mein verhaͤngniß iſt mir feind/ Und ruͤcket mir in einer ſtunde/ Das liebſte bißgen auß dem munde 3. Fuͤrwar ich wolte gerne leiden/ Was immer zu erleiden ſteht/ Und ſolt ich alle luſt vermeiden/ Die mir doch ſonſt zu hertzen geht/ Wenn mir das gluͤcke nur verguͤnnte/ Daß ich bey dir verbleiben koͤnnte. 4. Doch haſt du irgend meine ſchmertzen Mit kalten augen angeſchaut/ Und haſt du meinem frommen hertzen Die redlichkeit nicht zugetraut/ So gieb mir doch auff ſolche weiſe/ Ein freundlich anſehn auff die reiſe. 5. Dein leben hat mir wohl gefallen/ Dein ſchoͤner wandel war mein liecht: Wie wol du weiſt von dieſen allen/ Gleich wie es ſcheint/ die helffte nicht/ Denn ich behielt die ſtillen ſorgen Jn meiner engen bruſt verborgen. 6. Nun

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Zitationshilfe: Weise, Christian: Überflüßige Gedancken Der grünenden jugend. Leipzig, 1701, S. 170. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_jugend_1701/186>, abgerufen am 21.11.2024.