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Weise, Christian: Überflüßige Gedancken Der grünenden jugend. Leipzig, 1701.

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siebendes dutzent.
Und der gemeine lauff sol sich durchaus verlieren/
Wo ich der stoltzen seel in dem beliebten leibe
Nicht auch biß an den tod getreu und günstig bleibe.

X.
Als Monsieur Läppisch ein Mädgen zu tode
complimentiren wolte.
ES ist ja sonsten gifft genung/
Wir dürffen keine feuer-schlangen
Und irgeud dürre kröten fangen/
So haben wir den rechten trunck/
Auf allen nothfall thut es auch
Ein kleines bißgen hutterauch.
2. Was treibt dich dann vor noth darzu/
Daß du den armen mädgen eben
Mit deinen worten wilst vergeben?
Ach halt das maul und schaff ihr ruh/
Dann hat sie ja den todt ersehn/
So könt es ohne dich geschehn.
3. Da steht der narr und knastert ihr
Sechs hundert tausend eitelkeiten/
Die weder gicks noch gacks bedeuten/
Aus seiner lahme zunge für/
Da fippert er und radebrecht
Die reden als ein schinder-knecht.
4. Jhr leute nun gedenckt an mich/
Wir haben morgen eine leiche/
Der gümpel führt die stumpffen streiche
Bald oben hin/ bald nnter sich/
Darumb/ sol ungelücke seyn/
So sticht er leicht zum hertzen nein.
5. Es jammert mich das arme kind/
Daß eben die beliebten sachen/
Die andere mädgen lustig machen/
Jhr
J 5

ſiebendes dutzent.
Und der gemeine lauff ſol ſich durchaus verlieren/
Wo ich der ſtoltzen ſeel in dem beliebten leibe
Nicht auch biß an den tod getreu und guͤnſtig bleibe.

X.
Als Monſieur Laͤppiſch ein Maͤdgen zu tode
complimentiren wolte.
ES iſt ja ſonſten gifft genung/
Wir duͤrffen keine feuer-ſchlangen
Und irgeud duͤrre kroͤten fangen/
So haben wir den rechten trunck/
Auf allen nothfall thut es auch
Ein kleines bißgen hutterauch.
2. Was treibt dich dann vor noth darzu/
Daß du den armen maͤdgen eben
Mit deinen worten wilſt vergeben?
Ach halt das maul und ſchaff ihr ruh/
Dann hat ſie ja den todt erſehn/
So koͤnt es ohne dich geſchehn.
3. Da ſteht der narr und knaſtert ihr
Sechs hundert tauſend eitelkeiten/
Die weder gicks noch gacks bedeuten/
Aus ſeiner lahme zunge fuͤr/
Da fippert er und radebrecht
Die reden als ein ſchinder-knecht.
4. Jhr leute nun gedenckt an mich/
Wir haben morgen eine leiche/
Der guͤmpel fuͤhrt die ſtumpffen ſtreiche
Bald oben hin/ bald nnter ſich/
Darumb/ ſol ungeluͤcke ſeyn/
So ſticht er leicht zum hertzen nein.
5. Es jammert mich das arme kind/
Daß eben die beliebten ſachen/
Die andere maͤdgen luſtig machen/
Jhr
J 5
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[137/0153] ſiebendes dutzent. Und der gemeine lauff ſol ſich durchaus verlieren/ Wo ich der ſtoltzen ſeel in dem beliebten leibe Nicht auch biß an den tod getreu und guͤnſtig bleibe. X. Als Monſieur Laͤppiſch ein Maͤdgen zu tode complimentiren wolte. ES iſt ja ſonſten gifft genung/ Wir duͤrffen keine feuer-ſchlangen Und irgeud duͤrre kroͤten fangen/ So haben wir den rechten trunck/ Auf allen nothfall thut es auch Ein kleines bißgen hutterauch. 2. Was treibt dich dann vor noth darzu/ Daß du den armen maͤdgen eben Mit deinen worten wilſt vergeben? Ach halt das maul und ſchaff ihr ruh/ Dann hat ſie ja den todt erſehn/ So koͤnt es ohne dich geſchehn. 3. Da ſteht der narr und knaſtert ihr Sechs hundert tauſend eitelkeiten/ Die weder gicks noch gacks bedeuten/ Aus ſeiner lahme zunge fuͤr/ Da fippert er und radebrecht Die reden als ein ſchinder-knecht. 4. Jhr leute nun gedenckt an mich/ Wir haben morgen eine leiche/ Der guͤmpel fuͤhrt die ſtumpffen ſtreiche Bald oben hin/ bald nnter ſich/ Darumb/ ſol ungeluͤcke ſeyn/ So ſticht er leicht zum hertzen nein. 5. Es jammert mich das arme kind/ Daß eben die beliebten ſachen/ Die andere maͤdgen luſtig machen/ Jhr J 5

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Zitationshilfe: Weise, Christian: Überflüßige Gedancken Der grünenden jugend. Leipzig, 1701, S. 137. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_jugend_1701/153>, abgerufen am 17.05.2024.