Weise, Christian: Die drey ärgsten Ertz-Narren. 2. Aufl. 1673.
Lichts B ij
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Summarum/ er durffte das Bild nicht kauf-
fen. Nach verrichteter Mahlzeit zog Gela-
nor den Florindo auf die Seite/ und fragte
ihn/ ob er auch den abſcheulichen Narren in
Acht genommen. Ach/ ſagte er/ iſt das nicht
ein Muſter von allen elenden Sclaven. Das
Weib ſtehet in ſolcher Furcht/ daß ſie im Ern-
ſte nichts begehren darff/ und gleich wol kan ſie
unter dem Schein einer demuͤtigen und unter-
thaͤnigen Bitte ihre Herrſchafft gluͤcklich ma-
nuteniren. Von groſſen Herren iſt das
Sprichwort/ wenn ſie bitten/ ſo befehlen ſie:
aber es ſcheint/ als wolte ſolches auch bey dieſer
Frau wahr werden/ und alſo iſt ein ſchlechter
Unterſcheid/ ob ſich der Mann befehlen laͤſt/
oder ob er in alle Bitten willigen muß. Flo-
rindo, der allezeit die Helffte von den Gedan-
cken bey ſeiner Liebſten hatte/ fiel ihm in die Re-
de/ und wolte erweiſen/ daß alles aus reiner
und ungefaͤrbter Liebe geſchehen/ und alſo der
Mann waͤre ſtraffwuͤrdig geweſen/ wenn er
ſolch freundlich Anſinnen durch rauhe und un-
barmhertzige Minen von ſich geſtoſſen haͤtte.
Allein Eurylas fing hefftig an zu lachen/ und
fragte/ ob er nicht wuͤſte/ daß keine Sache ſo
ſchlimm waͤre/ die ſich nicht mit einem erbah-
ren Maͤntelgen bedecken lieſſe. Man duͤrffe
denſelben nicht alſobald vor einen Engel des
Lichts
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Zitationshilfe: | Weise, Christian: Die drey ärgsten Ertz-Narren. 2. Aufl. 1673, S. 27. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_ertznarren_1672/33>, abgerufen am 16.02.2025. |