Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Weise, Christian: Die drey ärgsten Ertz-Narren. 2. Aufl. 1673.

Bild:
<< vorherige Seite


sen'oder sonst was vornehmen wolte/ das ihr
nicht annehmlich war. Recht lächerlich stund
es/ als in währender Mahlzeit ein Mahler
kam/ und allerhand Schildereyen zu verkauf-
fen hatte. Denn als die andern etwas von
ihrem Gelde anlegten/ und dieser eines Stü-
ckes gewahr wurde/ auf welchen die Einneh-
mung der grossen Chinesischen Mauer abge-
bildet war/ beliebte er es zu kauffen. Es mag
seyn/ daß er sich in das Bild verliebte/ oder
auch daß er in der Gesellschafft nicht wolte vor
karg angesehen werden. Doch schlug sich die
Liebste bald ins Mittel/ und beredete ihn wun-
derli[che] Händel. Er solte doch sehen wie die
Farben so unscheinbar auffgetragen/ wie es
hin und wieder schon auffgesprungen/ er wäre
gewiß etliche Jahr ein Ladenhüter gewesen/
nun käme er und suchte einen Narren/ der es
über der Mahlzeit in voller Weise behalten
möchte. Sie wüste einen Mahler/ der hätte
Stücke/ denen nichtsfehlte als das Leben/
und welchen andre Taffelkleckereyen nicht das
Wasser reichten. Uber dieß wäre es Schan-
de/ daß er seine schöne Ducaten und Reichs-
thaler vor solchen Lumpenzeug solte hinschleu-
dern/ wenn es noch Doppel-Schillinge oder
küpfferne Marien-Groschen wären/ deren
man ohn dieß gern wolte loß seyn. Summa

Sum-


ſen’oder ſonſt was vornehmen wolte/ das ihr
nicht annehmlich war. Recht laͤcherlich ſtund
es/ als in waͤhrender Mahlzeit ein Mahler
kam/ und allerhand Schildereyen zu verkauf-
fen hatte. Denn als die andern etwas von
ihrem Gelde anlegten/ und dieſer eines Stuͤ-
ckes gewahr wurde/ auf welchen die Einneh-
mung der groſſen Chineſiſchen Mauer abge-
bildet war/ beliebte er es zu kauffen. Es mag
ſeyn/ daß er ſich in das Bild verliebte/ oder
auch daß er in der Geſellſchafft nicht wolte vor
karg angeſehen werden. Doch ſchlug ſich die
Liebſte bald ins Mittel/ und beredete ihn wun-
derli[che] Haͤndel. Er ſolte doch ſehen wie die
Farben ſo unſcheinbar auffgetragen/ wie es
hin und wieder ſchon auffgeſprungen/ er waͤre
gewiß etliche Jahr ein Ladenhuͤter geweſen/
nun kaͤme er und ſuchte einen Narren/ der es
uͤber der Mahlzeit in voller Weiſe behalten
moͤchte. Sie wuͤſte einen Mahler/ der haͤtte
Stuͤcke/ denen nichtsfehlte als das Leben/
und welchen andre Taffelkleckereyen nicht das
Waſſer reichten. Uber dieß waͤre es Schan-
de/ daß er ſeine ſchoͤne Ducaten und Reichs-
thaler vor ſolchen Lumpenzeug ſolte hinſchleu-
dern/ wenn es noch Doppel-Schillinge oder
kuͤpfferne Marien-Groſchen waͤren/ deren
man ohn dieß gern wolte loß ſeyn. Summa

Sum-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0032" n="26"/><lb/>
&#x017F;en&#x2019;oder &#x017F;on&#x017F;t was vornehmen wolte/ das ihr<lb/>
nicht annehmlich war. Recht la&#x0364;cherlich &#x017F;tund<lb/>
es/ als in wa&#x0364;hrender Mahlzeit ein Mahler<lb/>
kam/ und allerhand Schildereyen zu verkauf-<lb/>
fen hatte. Denn als die andern etwas von<lb/>
ihrem Gelde anlegten/ und die&#x017F;er eines Stu&#x0364;-<lb/>
ckes gewahr wurde/ auf welchen die Einneh-<lb/>
mung der gro&#x017F;&#x017F;en Chine&#x017F;i&#x017F;chen Mauer abge-<lb/>
bildet war/ beliebte er es zu kauffen. Es mag<lb/>
&#x017F;eyn/ daß er &#x017F;ich in das Bild verliebte/ oder<lb/>
auch daß er in der Ge&#x017F;ell&#x017F;chafft nicht wolte vor<lb/>
karg ange&#x017F;ehen werden. Doch &#x017F;chlug &#x017F;ich die<lb/>
Lieb&#x017F;te bald ins Mittel/ und beredete ihn wun-<lb/>
derli<supplied>che</supplied> Ha&#x0364;ndel. Er &#x017F;olte doch &#x017F;ehen wie die<lb/><hi rendition="#fr">F</hi>arben &#x017F;o un&#x017F;cheinbar auffgetragen/ wie es<lb/>
hin und wieder &#x017F;chon auffge&#x017F;prungen/ er wa&#x0364;re<lb/>
gewiß etliche Jahr ein Ladenhu&#x0364;ter gewe&#x017F;en/<lb/>
nun ka&#x0364;me er und &#x017F;uchte einen Narren/ der es<lb/>
u&#x0364;ber der Mahlzeit in voller Wei&#x017F;e behalten<lb/>
mo&#x0364;chte. Sie wu&#x0364;&#x017F;te einen Mahler/ der ha&#x0364;tte<lb/>
Stu&#x0364;cke/ denen nichtsfehlte als das Leben/<lb/>
und welchen andre Taffelkleckereyen nicht das<lb/>
Wa&#x017F;&#x017F;er reichten. Uber dieß wa&#x0364;re es Schan-<lb/>
de/ daß er &#x017F;eine &#x017F;cho&#x0364;ne Ducaten und Reichs-<lb/>
thaler vor &#x017F;olchen Lumpenzeug &#x017F;olte hin&#x017F;chleu-<lb/>
dern/ wenn es noch Doppel-Schillinge oder<lb/>
ku&#x0364;pfferne Marien-Gro&#x017F;chen wa&#x0364;ren/ deren<lb/>
man ohn dieß gern wolte loß &#x017F;eyn. Summa<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Sum-</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[26/0032] ſen’oder ſonſt was vornehmen wolte/ das ihr nicht annehmlich war. Recht laͤcherlich ſtund es/ als in waͤhrender Mahlzeit ein Mahler kam/ und allerhand Schildereyen zu verkauf- fen hatte. Denn als die andern etwas von ihrem Gelde anlegten/ und dieſer eines Stuͤ- ckes gewahr wurde/ auf welchen die Einneh- mung der groſſen Chineſiſchen Mauer abge- bildet war/ beliebte er es zu kauffen. Es mag ſeyn/ daß er ſich in das Bild verliebte/ oder auch daß er in der Geſellſchafft nicht wolte vor karg angeſehen werden. Doch ſchlug ſich die Liebſte bald ins Mittel/ und beredete ihn wun- derliche Haͤndel. Er ſolte doch ſehen wie die Farben ſo unſcheinbar auffgetragen/ wie es hin und wieder ſchon auffgeſprungen/ er waͤre gewiß etliche Jahr ein Ladenhuͤter geweſen/ nun kaͤme er und ſuchte einen Narren/ der es uͤber der Mahlzeit in voller Weiſe behalten moͤchte. Sie wuͤſte einen Mahler/ der haͤtte Stuͤcke/ denen nichtsfehlte als das Leben/ und welchen andre Taffelkleckereyen nicht das Waſſer reichten. Uber dieß waͤre es Schan- de/ daß er ſeine ſchoͤne Ducaten und Reichs- thaler vor ſolchen Lumpenzeug ſolte hinſchleu- dern/ wenn es noch Doppel-Schillinge oder kuͤpfferne Marien-Groſchen waͤren/ deren man ohn dieß gern wolte loß ſeyn. Summa Sum-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Bei der Ausgabe handelt es sich um die 2. Auflage… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/weise_ertznarren_1672
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/weise_ertznarren_1672/32
Zitationshilfe: Weise, Christian: Die drey ärgsten Ertz-Narren. 2. Aufl. 1673, S. 26. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_ertznarren_1672/32>, abgerufen am 22.11.2024.