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Weise, Christian: Die drey ärgsten Ertz-Narren. 2. Aufl. 1673.

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Lichts ansehen/ welcher dem äusserlichen
Scheine nach also verstellet wäre. Die
Liebe bestünde in dem/ daß beyderseits ein glei-
cher Wille in gleicher Freyheit gelassen wäre:
nun aber sey der gute Mann mit seinem Wil-
len dermassen gebunden/ daß man nothwendig
schliessen könte/ dem Weibe sey es nicht darum
zu thun/ daß sie dem Manne viel nach seiner In-
clination
machen wolte. Bey diesen Wor-
ten kam der Priester/ dem das Hauß gehörte/
in das Zimmer hinnein getreten/ und legte sei-
ne Complimente ab/ sie solten in der wenigen
Bequemligkeit vorlieb nehmen/ und nur be-
fehlen was sie begehrten. Hierauff geriethen
sie in ein Gespräche/ und fragte Florindo, wer
denn der unbekante Gast sey? Der Priester
gab zur Antwort/ es wäre ein vornehmer
Mann/ habe sich vor diesem in hohen Fürstli-
chen Diensten auffgehalten/ es sey ihm aber
der Neid zuwider gewesen/ daß er nun von
seinen Renten leben müsse. Jtzt sey er meh-
rentheils wegen seiner Liebsten in das warme
Bad gezogen/ als welche verhoffte hiedurch
fruchtbar zu werden. Florindo fragte in sei-
ner Einfalt/ ob denn das Wasser solche Krafft
hätte/ doch halff ihm Gelanor bald auß dem
Traume/ indem er sagte/ thuts das Bad nit/
so thuns die Badgäste. Der Priester stellte

sich


Lichts anſehen/ welcher dem aͤuſſerlichen
Scheine nach alſo verſtellet waͤre. Die
Liebe beſtuͤnde in dem/ daß beyderſeits ein glei-
cher Wille in gleicher Freyheit gelaſſen waͤre:
nun aber ſey der gute Mann mit ſeinem Wil-
len dermaſſen gebunden/ daß man nothwendig
ſchlieſſen koͤnte/ dem Weibe ſey es nicht darum
zu thun/ daß ſie dem Manne viel nach ſeiner In-
clination
machen wolte. Bey dieſen Wor-
ten kam der Prieſter/ dem das Hauß gehoͤrte/
in das Zimmer hinnein getreten/ und legte ſei-
ne Complimente ab/ ſie ſolten in der wenigen
Bequemligkeit vorlieb nehmen/ und nur be-
fehlen was ſie begehrten. Hierauff geriethen
ſie in ein Geſpraͤche/ und fragte Florindo, wer
denn der unbekante Gaſt ſey? Der Prieſter
gab zur Antwort/ es waͤre ein vornehmer
Mann/ habe ſich vor dieſem in hohen Fuͤrſtli-
chen Dienſten auffgehalten/ es ſey ihm aber
der Neid zuwider geweſen/ daß er nun von
ſeinen Renten leben muͤſſe. Jtzt ſey er meh-
rentheils wegen ſeiner Liebſten in das warme
Bad gezogen/ als welche verhoffte hiedurch
fruchtbar zu werden. Florindo fragte in ſei-
ner Einfalt/ ob denn das Waſſer ſolche Krafft
haͤtte/ doch halff ihm Gelanor bald auß dem
Traume/ indem er ſagte/ thuts das Bad nit/
ſo thuns die Badgaͤſte. Der Prieſter ſtellte

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[28/0034] Lichts anſehen/ welcher dem aͤuſſerlichen Scheine nach alſo verſtellet waͤre. Die Liebe beſtuͤnde in dem/ daß beyderſeits ein glei- cher Wille in gleicher Freyheit gelaſſen waͤre: nun aber ſey der gute Mann mit ſeinem Wil- len dermaſſen gebunden/ daß man nothwendig ſchlieſſen koͤnte/ dem Weibe ſey es nicht darum zu thun/ daß ſie dem Manne viel nach ſeiner In- clination machen wolte. Bey dieſen Wor- ten kam der Prieſter/ dem das Hauß gehoͤrte/ in das Zimmer hinnein getreten/ und legte ſei- ne Complimente ab/ ſie ſolten in der wenigen Bequemligkeit vorlieb nehmen/ und nur be- fehlen was ſie begehrten. Hierauff geriethen ſie in ein Geſpraͤche/ und fragte Florindo, wer denn der unbekante Gaſt ſey? Der Prieſter gab zur Antwort/ es waͤre ein vornehmer Mann/ habe ſich vor dieſem in hohen Fuͤrſtli- chen Dienſten auffgehalten/ es ſey ihm aber der Neid zuwider geweſen/ daß er nun von ſeinen Renten leben muͤſſe. Jtzt ſey er meh- rentheils wegen ſeiner Liebſten in das warme Bad gezogen/ als welche verhoffte hiedurch fruchtbar zu werden. Florindo fragte in ſei- ner Einfalt/ ob denn das Waſſer ſolche Krafft haͤtte/ doch halff ihm Gelanor bald auß dem Traume/ indem er ſagte/ thuts das Bad nit/ ſo thuns die Badgaͤſte. Der Prieſter ſtellte ſich

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Zitationshilfe: Weise, Christian: Die drey ärgsten Ertz-Narren. 2. Aufl. 1673, S. 28. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_ertznarren_1672/34>, abgerufen am 06.10.2024.