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Weise, Christian: Die drey ärgsten Ertz-Narren. 2. Aufl. 1673.

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rumb eilen wir zu der Predigt. Nun war
die gantze Stadt voll/ was der verstorbene
vor ein böser Mensch gewesen/ also daß etliche
sagten/ er wäre nicht einmahl wehrt/ daß er
auf den Gottes-Acker begraben würde/ des-
sen aber ungeacht/ war die Leichpredigt so
tröstlich und delicat eingericht/ daß mancher
vor Freuden gestorben wäre/ wann er sich an
seinem Ende solcher Predigten hätte versi-
chern sollen.

Endlich kam es an den Lebens-Lauff/ da
war es voller Christlicher und Himmlischer
Tugenden/ da hatte er in der Schule die vor-
trefflichsten [/]pecimina abgeleget/ und alle Leu-
te sagten/ er hätte sich mit etlichen Praecepto[r]i-
bus
geschlagen/ wäre hernach zum Fenster
hinauß gesprungen/ und was dergleichen
Leichtfertigkeiten mehr waren. Ferner solte
er sich auf Universitäten eine geraume Zeit
mit sonderbahren Nutzen auffgehalten haben/
und iederman sagte/ er wäre einmahl auf die
Leiptziger Messe gezogen/ und hätte sich im
Auerbachs-Hoffe auf dem Bilderhause umb-
gesehen/ wäre darnach in das rothe Collegi[-]
um
gangen/ und hätte der Deposition zugese-
hen/ von dar hätte er in dem Fürsten Collegio
eine Kanne Vier getruncken/ und damit wäre

er


rumb eilen wir zu der Predigt. Nun war
die gantze Stadt voll/ was der verſtorbene
vor ein boͤſer Menſch geweſen/ alſo daß etliche
ſagten/ er waͤre nicht einmahl wehrt/ daß er
auf den Gottes-Acker begraben wuͤrde/ deſ-
ſen aber ungeacht/ war die Leichpredigt ſo
troͤſtlich und delicat eingericht/ daß mancher
vor Freuden geſtorben waͤre/ wann er ſich an
ſeinem Ende ſolcher Predigten haͤtte verſi-
chern ſollen.

Endlich kam es an den Lebens-Lauff/ da
war es voller Chriſtlicher und Himmliſcher
Tugenden/ da hatte er in der Schule die vor-
trefflichſten [/]pecimina abgeleget/ und alle Leu-
te ſagten/ er haͤtte ſich mit etlichen Præcepto[r]i-
bus
geſchlagen/ wäre hernach zum Fenſter
hinauß geſprungen/ und was dergleichen
Leichtfertigkeiten mehr waren. Ferner ſolte
er ſich auf Univerſitaͤten eine geraume Zeit
mit ſonderbahren Nutzen auffgehalten haben/
und iederman ſagte/ er waͤre einmahl auf die
Leiptziger Meſſe gezogen/ und haͤtte ſich im
Auerbachs-Hoffe auf dem Bilderhauſe umb-
geſehen/ waͤre darnach in das rothe Collegi[-]
um
gangen/ und haͤtte der Depoſition zugeſe-
hen/ von dar haͤtte er in dem Fuͤrſten Collegio
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[274/0280] rumb eilen wir zu der Predigt. Nun war die gantze Stadt voll/ was der verſtorbene vor ein boͤſer Menſch geweſen/ alſo daß etliche ſagten/ er waͤre nicht einmahl wehrt/ daß er auf den Gottes-Acker begraben wuͤrde/ deſ- ſen aber ungeacht/ war die Leichpredigt ſo troͤſtlich und delicat eingericht/ daß mancher vor Freuden geſtorben waͤre/ wann er ſich an ſeinem Ende ſolcher Predigten haͤtte verſi- chern ſollen. Endlich kam es an den Lebens-Lauff/ da war es voller Chriſtlicher und Himmliſcher Tugenden/ da hatte er in der Schule die vor- trefflichſten /pecimina abgeleget/ und alle Leu- te ſagten/ er haͤtte ſich mit etlichen Præceptori- bus geſchlagen/ wäre hernach zum Fenſter hinauß geſprungen/ und was dergleichen Leichtfertigkeiten mehr waren. Ferner ſolte er ſich auf Univerſitaͤten eine geraume Zeit mit ſonderbahren Nutzen auffgehalten haben/ und iederman ſagte/ er waͤre einmahl auf die Leiptziger Meſſe gezogen/ und haͤtte ſich im Auerbachs-Hoffe auf dem Bilderhauſe umb- geſehen/ waͤre darnach in das rothe Collegi- um gangen/ und haͤtte der Depoſition zugeſe- hen/ von dar haͤtte er in dem Fuͤrſten Collegio eine Kanne Vier getruncken/ und damit waͤre er

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Zitationshilfe: Weise, Christian: Die drey ärgsten Ertz-Narren. 2. Aufl. 1673, S. 274. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_ertznarren_1672/280>, abgerufen am 25.11.2024.