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Weise, Christian: Die drey ärgsten Ertz-Narren. 2. Aufl. 1673.

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er wieder nach Hause kommen. Absonder-
lich muste Eurylas lachen/ daß erzehler wurde/
wie er sich so wohl mit den bösen Nechsten
vertragen/ alles mit Christlicher Gedult über-
sehn/ und niemahls böses mit bösem vergol-
ten hätte: denn er fragte/ wo denn der böse
Nechste wäre/ dem man alles müsse zu gut
halten/ weil dergleichen Ruhm in allen Leich-
predigten zu befinden wäre. Es müsten
vielleicht diejenigen seyn/ welche mit der halben
Schule begraben würden/ und keine Predigt
kriegten. Gelanor sagte/ es wäre nicht so zu
verstehen/ als wenn sie eben so gut und heilig
gelebt hätten/ sondern daß sie also hätten leben
sollen/ damit die Lebenden sich ihrer Schul-
digkeit dabey erinnern/ und das Leben genau-
er anstellen möchten. Ja wohl versetzte Eu-
rylas,
hätten sie also leben sollen; aber wer wil
sich einbilden/ daß iemand durch diese Erin-
nerung gebessert wird. Jch menyte vielmehr/
weil andere mit ihrem liederlichen Wesen so
ein Lob verdienet hätten/ so wolte ich es gleich
so bunt treiben/ und doch die stattlichsten Per-
sonalia
darvon tragen. Nein nein/ antwortete
Gelanor, die Meynung hat es nicht/ sondern
es wird so viel darunter verstanden. Seht
ihr Lente/ dieser Mensch hat an seinem letzten

Ende
M vj


er wieder nach Hauſe kommen. Abſonder-
lich muſte Eurylas lachen/ daß erzehler wurde/
wie er ſich ſo wohl mit den boͤſen Nechſten
vertragen/ alles mit Chriſtlicher Gedult uͤber-
ſehn/ und niemahls boͤſes mit boͤſem vergol-
ten haͤtte: denn er fragte/ wo denn der boͤſe
Nechſte waͤre/ dem man alles muͤſſe zu gut
halten/ weil dergleichen Ruhm in allen Leich-
predigten zu befinden waͤre. Es muͤſten
vielleicht diejenigen ſeyn/ welche mit der halben
Schule begraben wuͤrden/ und keine Predigt
kriegten. Gelanor ſagte/ es waͤre nicht ſo zu
verſtehen/ als wenn ſie eben ſo gut und heilig
gelebt haͤtten/ ſondern daß ſie alſo haͤtten leben
ſollen/ damit die Lebenden ſich ihrer Schul-
digkeit dabey erinnern/ und das Leben genau-
er anſtellen moͤchten. Ja wohl verſetzte Eu-
rylas,
haͤtten ſie alſo leben ſollen; aber wer wil
ſich einbilden/ daß iemand durch dieſe Erin-
nerung gebeſſert wird. Jch menyte vielmehr/
weil andere mit ihrem liederlichen Weſen ſo
ein Lob verdienet haͤtten/ ſo wolte ich es gleich
ſo bunt treiben/ und doch die ſtattlichſten Per-
ſonalia
darvon tragen. Nein nein/ antwortete
Gelanor, die Meynung hat es nicht/ ſondern
es wird ſo viel darunter verſtanden. Seht
ihr Lente/ dieſer Menſch hat an ſeinem letzten

Ende
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[275/0281] er wieder nach Hauſe kommen. Abſonder- lich muſte Eurylas lachen/ daß erzehler wurde/ wie er ſich ſo wohl mit den boͤſen Nechſten vertragen/ alles mit Chriſtlicher Gedult uͤber- ſehn/ und niemahls boͤſes mit boͤſem vergol- ten haͤtte: denn er fragte/ wo denn der boͤſe Nechſte waͤre/ dem man alles muͤſſe zu gut halten/ weil dergleichen Ruhm in allen Leich- predigten zu befinden waͤre. Es muͤſten vielleicht diejenigen ſeyn/ welche mit der halben Schule begraben wuͤrden/ und keine Predigt kriegten. Gelanor ſagte/ es waͤre nicht ſo zu verſtehen/ als wenn ſie eben ſo gut und heilig gelebt haͤtten/ ſondern daß ſie alſo haͤtten leben ſollen/ damit die Lebenden ſich ihrer Schul- digkeit dabey erinnern/ und das Leben genau- er anſtellen moͤchten. Ja wohl verſetzte Eu- rylas, haͤtten ſie alſo leben ſollen; aber wer wil ſich einbilden/ daß iemand durch dieſe Erin- nerung gebeſſert wird. Jch menyte vielmehr/ weil andere mit ihrem liederlichen Weſen ſo ein Lob verdienet haͤtten/ ſo wolte ich es gleich ſo bunt treiben/ und doch die ſtattlichſten Per- ſonalia darvon tragen. Nein nein/ antwortete Gelanor, die Meynung hat es nicht/ ſondern es wird ſo viel darunter verſtanden. Seht ihr Lente/ dieſer Menſch hat an ſeinem letzten Ende M vj

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Zitationshilfe: Weise, Christian: Die drey ärgsten Ertz-Narren. 2. Aufl. 1673, S. 275. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_ertznarren_1672/281>, abgerufen am 25.11.2024.