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Weigel, Valentin: Gnothi seavton Oder cognosce teipsum genandt. Das Newe Erkenne dich selbst. Bd. 3. Neustadt, 1618.

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Dritter Theil des

Der Stuel der Göttlichen Mayestet/ ist nicht al-
lein das Himlische Geistliche vnsichtbare/ Sondern
auch Christi Menschheit fürnemblich/ vnnd diese Leibli-
che Welt/ denn die Ewige Gottheit erfüllet Himmel
vnd Erden. Die vnbegreiffliche Mayestet lest sich se-
hen/ hören/ fühlen/ greiffen/ in seinem Tabernaculo,
das ist/ in Christo vnd in seinem Fußschemel. So ist nun
dieses Marchina mundi, der Leibliche Garten das Para-
dyß/ Darauß er genommen/ darin er gesetzt ist/ das Feld
zubawen/ das ist/ Alle dinge zuerforschen/ was im Him-
mel vnd Erden ist/ Auch die Tieff der Gottheit.

Gott hat nichts geschaffen/ denn das er selber ist/
Das ist/ alle dinge hat Gott geschaffen/ Also lehrnet der
Mensch nichts/ denn das er selber ist/ das ist alle dinge
kan er lehrnen/ so er wil/ er ist alle dinge/ Gott in Gott/
in seiner Trinitenbeschleust alle dinge/ Ewig/ diese Welt
begreifft alle dinge/ der Mensch ist ein Bildnuß Gottes/
er begreifft das/ darauß er ist. Nemblich Gott vnd die
Welt. Der Mensch isset Erde/ vnd das/ das auß der Er-
den wechset/ er trincket Wasser vnnd jsset die Früchte deß
. Er schöpffet die Lufft/ denn seine Anima brennet oder
Lebet in der Lufft. Er lehrnet alle Kunste/ Handwerge/
Sprachen/ Faculteten, die da seind eine Frucht der
Sternen/ des Fewers vnd eine Speise/ Tranck/ Klei-
dunge der Seelen.

Solches mag nicht wiederredet werden/ das der
Mensch den Limum Essen wir eine Made den Kese/
denn er ist microcosmus die kleine Welt/ die grosse Welt
speiset die kleine/ Nun ist der Mensch nicht alleine (wie o-
ben gemelt) ex limo terrae, Sondern er ist auch auß dem

Ewi-
Dritter Theil des

Der Stuel der Goͤttlichen Mayeſtet/ iſt nicht al-
lein das Himliſche Geiſtliche vnſichtbare/ Sondern
auch Chriſti Menſchheit fuͤrnemblich/ vnnd dieſe Leibli-
che Welt/ denn die Ewige Gottheit erfuͤllet Himmel
vnd Erden. Die vnbegreiffliche Mayeſtet leſt ſich ſe-
hen/ hoͤren/ fuͤhlen/ greiffen/ in ſeinem Tabernaculo,
das iſt/ in Chriſto vnd in ſeinem Fußſchemel. So iſt nun
dieſes Marchina mundi, der Leibliche Garten das Para-
dyß/ Darauß er genommen/ darin er geſetzt iſt/ das Feld
zubawen/ das iſt/ Alle dinge zuerforſchen/ was im Him-
mel vnd Erden iſt/ Auch die Tieff der Gottheit.

Gott hat nichts geſchaffen/ denn das er ſelber iſt/
Das iſt/ alle dinge hat Gott geſchaffen/ Alſo lehrnet der
Menſch nichts/ denn das er ſelber iſt/ das iſt alle dinge
kan er lehrnen/ ſo er wil/ er iſt alle dinge/ Gott in Gott/
in ſeiner Trinitenbeſchleuſt alle dinge/ Ewig/ dieſe Welt
begreifft alle dinge/ der Menſch iſt ein Bildnuß Gottes/
er begreifft das/ darauß er iſt. Nemblich Gott vnd die
Welt. Der Menſch iſſet Erde/ vnd das/ das auß der Er-
den wechſet/ er trincket Waſſer vnnd jſſet die Fruͤchte deß
🜄. Er ſchoͤpffet die Lufft/ denn ſeine Anima brennet oder
Lebet in der Lufft. Er lehrnet alle Kůnſte/ Handwerge/
Sprachen/ Faculteten, die da ſeind eine Frucht der
Sternen/ des Fewers vnd eine Speiſe/ Tranck/ Klei-
dunge der Seelen.

Solches mag nicht wiederredet werden/ das der
Menſch den Limum Eſſen wir eine Made den Keſe/
denn er iſt microcoſmus die kleine Welt/ die groſſe Welt
ſpeiſet die kleine/ Nun iſt der Menſch nicht alleine (wie o-
ben gemelt) ex limo terræ, Sondern er iſt auch auß dem

Ewi-
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[0050] Dritter Theil des Der Stuel der Goͤttlichen Mayeſtet/ iſt nicht al- lein das Himliſche Geiſtliche vnſichtbare/ Sondern auch Chriſti Menſchheit fuͤrnemblich/ vnnd dieſe Leibli- che Welt/ denn die Ewige Gottheit erfuͤllet Himmel vnd Erden. Die vnbegreiffliche Mayeſtet leſt ſich ſe- hen/ hoͤren/ fuͤhlen/ greiffen/ in ſeinem Tabernaculo, das iſt/ in Chriſto vnd in ſeinem Fußſchemel. So iſt nun dieſes Marchina mundi, der Leibliche Garten das Para- dyß/ Darauß er genommen/ darin er geſetzt iſt/ das Feld zubawen/ das iſt/ Alle dinge zuerforſchen/ was im Him- mel vnd Erden iſt/ Auch die Tieff der Gottheit. Gott hat nichts geſchaffen/ denn das er ſelber iſt/ Das iſt/ alle dinge hat Gott geſchaffen/ Alſo lehrnet der Menſch nichts/ denn das er ſelber iſt/ das iſt alle dinge kan er lehrnen/ ſo er wil/ er iſt alle dinge/ Gott in Gott/ in ſeiner Trinitenbeſchleuſt alle dinge/ Ewig/ dieſe Welt begreifft alle dinge/ der Menſch iſt ein Bildnuß Gottes/ er begreifft das/ darauß er iſt. Nemblich Gott vnd die Welt. Der Menſch iſſet Erde/ vnd das/ das auß der Er- den wechſet/ er trincket Waſſer vnnd jſſet die Fruͤchte deß 🜄. Er ſchoͤpffet die Lufft/ denn ſeine Anima brennet oder Lebet in der Lufft. Er lehrnet alle Kůnſte/ Handwerge/ Sprachen/ Faculteten, die da ſeind eine Frucht der Sternen/ des Fewers vnd eine Speiſe/ Tranck/ Klei- dunge der Seelen. Solches mag nicht wiederredet werden/ das der Menſch den Limum Eſſen wir eine Made den Keſe/ denn er iſt microcoſmus die kleine Welt/ die groſſe Welt ſpeiſet die kleine/ Nun iſt der Menſch nicht alleine (wie o- ben gemelt) ex limo terræ, Sondern er iſt auch auß dem Ewi-

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Zitationshilfe: Weigel, Valentin: Gnothi seavton Oder cognosce teipsum genandt. Das Newe Erkenne dich selbst. Bd. 3. Neustadt, 1618, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weigel_gnothi03_1618/50>, abgerufen am 29.03.2024.